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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

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möglich die Wiederersetzung derselben durch die
Reproduction, bewirkt wird*).

Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen orga-
sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu
betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe
ein schnelles (so in sagen zusehends merkliches)
Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige
Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen
Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut-
lichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfaches
Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten
Frühlingstagen fortpflanzt.

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Erschei-
nung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner
dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die
Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller
andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das
Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen
soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung
anerkannt worden, deren Ursache aber so gut
wie die Ursache aller andern noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent-
lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt+)

*) Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil-
dungstrieb
, Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt
die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die
unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist
zu verwechseln bitte.
+) "Il fallait respecter les qualites occultes; car depuis
le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu' a la route

möglich die Wiederersetzung derselben durch die
Reproduction, bewirkt wird*).

Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen orga-
sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu
betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe
ein schnelles (so in sagen zusehends merkliches)
Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige
Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen
Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut-
lichste, klarste durchschaut werden können.

So im Gewächsreiche an manchen einfaches
Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Con-
ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten
Frühlingstagen fortpflanzt.

Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.

Und unter den warmblütigen an der ersten Erschei-
nung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner
dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.

Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die
Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs-
trieb selbst so gut wie die Benennungen aller
andern Arten von Lebenskräften an sich weiter
nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das
Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in
sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen
soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung
anerkannt worden, deren Ursache aber so gut
wie die Ursache aller andern noch so allgemein an-
erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent-
lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt†)

*) Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil-
dungstrieb
, Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt
die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die
unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist
zu verwechseln bitte.
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[18/0042] möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird *). Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen orga- sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so in sagen zusehends merkliches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut- lichste, klarste durchschaut werden können. So im Gewächsreiche an manchen einfaches Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Con- ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt. Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen. Und unter den warmblütigen an der ersten Erschei- nung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung. Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs- trieb selbst so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut wie die Ursache aller andern noch so allgemein an- erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent- lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt †) *) Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil- dungstrieb, Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist zu verwechseln bitte. †) „Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu' à la route

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/42>, abgerufen am 28.03.2024.