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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799.

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unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer
südlichen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,
Farbe und ganze Constitution der organisirten
Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir
an unsern Hausthieren*), an unserem Getreide,
Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren etc. -
am allerauffallendsten aber bey den Verschieden-
heiten im Menschen Geschlechte selbst, die augen-
scheinlichsten Beyspiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände einander entweder unterstützen, und die
Ausartung um so schneller und ausfallender,
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra etc. Hin-
gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern
Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl
der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien
die Katzen, Kaninchen, Ziegen etc. so auffallend
langes und weißes Haar haben; auf Corsica die
Pferde, Hunde etc. so auszeichnend gefleckt sind;
auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu
Negern in ihrer Art werden u. s. w.

*) s. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen -
in Voigts Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f.

unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer
südlichen Heimath an sich.

Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur
und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung,
Farbe und ganze Constitution der organisirten
Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir
an unsern Hausthieren*), an unserem Getreide,
Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. –
am allerauffallendsten aber bey den Verschieden-
heiten im Menschen Geschlechte selbst, die augen-
scheinlichsten Beyspiele.

Diese mancherley Ursachen der Degeneration
können nun aber nach Verschiedenheit der Um-
stände einander entweder unterstützen, und die
Ausartung um so schneller und ausfallender,
machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen
einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser
Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne
Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.

Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte
Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin-
gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär-
mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern
Europa nicht fortkommen.

Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die
einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl
der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien
die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend
langes und weißes Haar haben; auf Corsica die
Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind;
auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu
Negern in ihrer Art werden u. s. w.

*) s. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen –
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[26/0050] unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich. Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren *), an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. – am allerauffallendsten aber bey den Verschieden- heiten im Menschen Geschlechte selbst, die augen- scheinlichsten Beyspiele. Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Um- stände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und ausfallender, machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf. Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin- gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär- mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern Europa nicht fortkommen. Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w. *) s. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen – in Voigts Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt „Johann Friedrich Blumenbach – online“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Herstellung der Imagedateien des Quelldokuments durch die Utrecht University Library und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach dem von der Akademie gelieferten Dokument "Buchstabenmuster_Blumenbach.doc" modernisiert.

In Absprache mit der Akademie wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizeriung von titleParts verzeichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet. Eine Ausnahme bilden Zitate, bei denen das Anführungszeichen zu Beginn jeder Zeile wiederholt wird. Hier wurden die Wiederholungen des öffenenden Zeichens nicht übernommen, sondern jeweils nur das öffnende und das schließende Zeichen. Das umschließende Element q wurde für diese Zitate über das Attribut type mit dem Wert preline gekennzeichnet.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 6. Aufl. Göttingen, 1799, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1799/50>, abgerufen am 28.03.2024.