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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

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wenige Meilen weit in die benachbarten
Gegenden streichen, und bald darauf in ihre
alte Heimath zurückkehren; andere aber wie
die Hausschwalben, die Kraniche, Störche etc.
so, daß sie im Herbst große Wallfahrten,
weit übers Meer und über einen beträchtlichen
Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den
Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frü-
jahre in wärmern Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese
Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem
Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey-
denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, ge-
langen diese nicht sogleich in den Magen,
sondern werden vorher im drüsenreichen
Kropfe (ingluuies, prolobus) eingeweicht,
und von da nur allmählich an den Magen
überlassen: der bey diesen Thieren äußerst
musculös, und so stark ist, daß er sogar,
nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Ver-
suchen, verschluckte Haselnüsse und Oliven-
kerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie
Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö-
gel verschlucken aber auch überdieß noch kleine
Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung
und nachherige Verdauung der Speisen be-

wenige Meilen weit in die benachbarten
Gegenden streichen, und bald darauf in ihre
alte Heimath zurückkehren; andere aber wie
die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc.
so, daß sie im Herbst große Wallfahrten,
weit übers Meer und über einen beträchtlichen
Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den
Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frü-
jahre in wärmern Zonen zubringen.

§. 63.

Kein Vogel hat Zähne, sondern diese
Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem
Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey-
denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre
Körner ganz, unzerbissen einschlucken, ge-
langen diese nicht sogleich in den Magen,
sondern werden vorher im drüsenreichen
Kropfe (ingluuies, prolobus) eingeweicht,
und von da nur allmählich an den Magen
überlassen: der bey diesen Thieren äußerst
musculös, und so stark ist, daß er sogar,
nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Ver-
suchen, verschluckte Haselnüsse und Oliven-
kerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie
Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö-
gel verschlucken aber auch überdieß noch kleine
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[143/0167] wenige Meilen weit in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frü- jahre in wärmern Zonen zubringen. §. 63. Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey- denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, ge- langen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe (ingluuies, prolobus) eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Ver- suchen, verschluckte Haselnüsse und Oliven- kerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö- gel verschlucken aber auch überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen be-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/167>, abgerufen am 19.04.2024.