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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807.

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I. BIMANVS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum
prominulum. Dentes aequaliter ap-
proximatis; incisoribus inferioribus erecti
.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der
Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen,
geschweige von den übrigen Thieren zu unter-
scheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrechter
Gang (als wozu sein ganzer Wuchsund Bil-
dung, besonders aber seine beckenähnlichen Hüft-
knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den
Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll-
kommenen Hände; ferner sein prominiren-
des Kinn und die aufrechte Stellung seiner
untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm
in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu-
fens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere
die dem männlichen und allen übrigen Thieren
abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver-
lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren;
und dann einen besondern Theil an den Sexual-
Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als
ein körperliches Kennzeichen der verletzten
jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig-
stens in der Form und Lage noch bey keinem an-
dern weiblichen Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.),
Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar

I. BIMANVS.

1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum
prominulum. Dentes aequaliter ap-
proximatis; incisoribus inferioribus erecti
.

1. Sapiens.

Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der
Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen,
geschweige von den übrigen Thieren zu unter-
scheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrechter
Gang (als wozu sein ganzer Wuchsund Bil-
dung, besonders aber seine beckenähnlichen Hüft-
knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den
Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet
sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll-
kommenen Hände; ferner sein prominiren-
des Kinn und die aufrechte Stellung seiner
untern Schneidezähne.

Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm
in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu-
fens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere
die dem männlichen und allen übrigen Thieren
abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver-
lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren;
und dann einen besondern Theil an den Sexual-
Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als
ein körperliches Kennzeichen der verletzten
jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig-
stens in der Form und Lage noch bey keinem an-
dern weiblichen Thiere bemerkt ist.

Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen
betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe
wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.),
Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar

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[65/0089] I. BIMANVS. 1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum prominulum. Dentes aequaliter ap- proximatis; incisoribus inferioribus erecti. 1. Sapiens. Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unter- scheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchsund Bil- dung, besonders aber seine beckenähnlichen Hüft- knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll- kommenen Hände; ferner sein prominiren- des Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne. Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu- fens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver- lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual- Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der verletzten jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig- stens in der Form und Lage noch bey keinem an- dern weiblichen Thiere bemerkt ist. Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 8. Aufl. Göttingen, 1807, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1807/89>, abgerufen am 25.04.2024.