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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814.

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kopfgroße, etwas plattgedruckte kugeliche Mas-
sen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulichschwarz; undurchsichtig; schim-
mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von
Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle-
ber etc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver-
schieden sind; selten enthält er hingegen unbe-
kannte Seegeschöpfe, wie z. B. der bey Boll in
Schwaben die colossalische Medusen-Palme (hel-
mintholithus portentosus Linn
.). Oft ist er
stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardaise cuivreuse, Engl. slaty cop-
perore
); und theils ansehnliche Flöze bildet, die
einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues aus-
machen.

12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, ander-
seits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr
selten durchscheinend; meist erdiger, theils split-
teriger Bruch; theils marmorartig, polirbar;
meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schie-
ferig; selten spathartig [wie z. B. der Stinkspath
oder Leberspath von Liffabon*)]. Wenn er ge-
schabt oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Ge-
ruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Ver-
steinerungen, und zwar sowohl Incognita der
Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch organi-

*) S. Tilesius Jahrbuch der N. G. 1. Th. S. 473.

kopfgroße, etwas plattgedruckte kugeliche Mas-
sen bilden.

11. Bituminoser Mergelschiefer.

Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen;
meist graulichschwarz; undurchsichtig; schim-
mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von
Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle-
ber ꝛc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die
aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver-
schieden sind; selten enthält er hingegen unbe-
kannte Seegeschöpfe, wie z. B. der bey Boll in
Schwaben die colossalische Medusen-Palme (hel-
mintholithus portentosus Linn
.). Oft ist er
stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer
heißt (Fr. ardaise cuivreuse, Engl. slaty cop-
perore
); und theils ansehnliche Flöze bildet, die
einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues aus-
machen.

12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus.
(Fr. pierre puante.)

Meist grau; einerseits ins Gelbliche, ander-
seits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr
selten durchscheinend; meist erdiger, theils split-
teriger Bruch; theils marmorartig, polirbar;
meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schie-
ferig; selten spathartig [wie z. B. der Stinkspath
oder Leberspath von Liffabon*)]. Wenn er ge-
schabt oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Ge-
ruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Ver-
steinerungen, und zwar sowohl Incognita der
Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch organi-

*) S. Tilesius Jahrbuch der N. G. 1. Th. S. 473.
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[631/0649] kopfgroße, etwas plattgedruckte kugeliche Mas- sen bilden. 11. Bituminoser Mergelschiefer. Mehr oder weniger mit Erdharz durchdrungen; meist graulichschwarz; undurchsichtig; schim- mernd; schieferig; häufig mit Abdrücken von Süßwasserfischen (so die Riegelsdorfer, Eisle- ber ꝛc.) auch theils mit Kräuterabdrücken, die aber ganz von denen auf dem Schieferthon ver- schieden sind; selten enthält er hingegen unbe- kannte Seegeschöpfe, wie z. B. der bey Boll in Schwaben die colossalische Medusen-Palme (hel- mintholithus portentosus Linn.). Oft ist er stark kupferhaltig, da er dann Kupferschiefer heißt (Fr. ardaise cuivreuse, Engl. slaty cop- perore); und theils ansehnliche Flöze bildet, die einen wichtigen Gegenstand des Bergbaues aus- machen. 12. Stinkstein, Saustein. Lapis suillus. (Fr. pierre puante.) Meist grau; einerseits ins Gelbliche, ander- seits ins Schwarze; meist undurchsichtig, sehr selten durchscheinend; meist erdiger, theils split- teriger Bruch; theils marmorartig, polirbar; meist ungeformt, und zwar sowohl derb als schie- ferig; selten spathartig [wie z. B. der Stinkspath oder Leberspath von Liffabon *)]. Wenn er ge- schabt oder scharf gekratzt wird, gibt er einen Ge- ruch, wie gebranntes Horn. Hält häufig Ver- steinerungen, und zwar sowohl Incognita der Vorwelt, zumahl Belemniten, als auch organi- *) S. Tilesius Jahrbuch der N. G. 1. Th. S. 473.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/649>, abgerufen am 20.04.2024.