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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814.

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sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar;
Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure
ungleich; theils 38 pro Cent etc. Fundort be-
sonders an den Natron-Seen in Aegypten etc.
Außerdem auch auf den Heiden um Debrezin,
bey Erzen unweit Hameln etc. - Die alten Ae-
gyptier beizten ihre Leichen einen Monath lang
in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien
bereiteten*); und den schiffbrüchigen Kaufleuten
am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfin-
dung des Glasmachens Anlaß gegeben haben.
Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig
zu diesem letztem Zweck, so wie zur Seife, zum
Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten
zum Brotteig und sonst an die Speisen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali
calcareum
, das aus feuchten Mauren wie wol-
lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder,
aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit
Kalkerde vermischte, unreine natürliche Soda.



*) Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini-
ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich
den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu öff-
nen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Trans-
actions for
1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4.
und Beytr. zur Naturgesch. II. Th. S. 53.

sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar;
Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure
ungleich; theils 38 pro Cent ꝛc. Fundort be-
sonders an den Natron-Seen in Aegypten ꝛc.
Außerdem auch auf den Heiden um Debrezin,
bey Erzen unweit Hameln ꝛc. – Die alten Ae-
gyptier beizten ihre Leichen einen Monath lang
in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien
bereiteten*); und den schiffbrüchigen Kaufleuten
am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfin-
dung des Glasmachens Anlaß gegeben haben.
Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig
zu diesem letztem Zweck, so wie zur Seife, zum
Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten
zum Brotteig und sonst an die Speisen verwandt.

Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali
calcareum
, das aus feuchten Mauren wie wol-
lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder,
aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit
Kalkerde vermischte, unreine natürliche Soda.



*) Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini-
ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich
den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu öff-
nen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Trans-
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[662/0680] sammengehäuft; leicht im Wasser auflösbar; Geschmack laugenhaft. Gehalt an Kohlensäure ungleich; theils 38 pro Cent ꝛc. Fundort be- sonders an den Natron-Seen in Aegypten ꝛc. Außerdem auch auf den Heiden um Debrezin, bey Erzen unweit Hameln ꝛc. – Die alten Ae- gyptier beizten ihre Leichen einen Monath lang in diesem Salze ein, ehe sie dieselben zu Mumien bereiteten *); und den schiffbrüchigen Kaufleuten am Ufer des Belus soll es bekanntlich zur Erfin- dung des Glasmachens Anlaß gegeben haben. Noch jetzt wird es in den Morgenländern häufig zu diesem letztem Zweck, so wie zur Seife, zum Bleichen und Färben der Zeuge, auch in Aegypten zum Brotteig und sonst an die Speisen verwandt. Das Mauer-Salz, aphronitrum, alcali calcareum, das aus feuchten Mauren wie wol- lichter Schimmel ausschlägt (und hin und wieder, aber irrig, Salpeter genannt wird), ist eine mit Kalkerde vermischte, unreine natürliche Soda. *) Ich habe dieses Mumiensalz bey Gelegenheit eini- ger ägyptischen Mumien näher untersucht, die ich den 18. Febr. 1791. im britischen Museum zu öff- nen Erlaubniß erhalten. s. philosoph. Trans- actions for 1794. pag. 183. tab. XVI. fig. 4. und Beytr. zur Naturgesch. II. Th. S. 53.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/680>, abgerufen am 28.03.2024.