Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
A. Versteinerungen des Thierreichs.


I. Von Säugethieren.
A) Bestimmbare.

So z. B. die theils fast completen Menschen-
gerippe an der Küste von Guadeloupe (von den
dasigen Indianern Galibi genannt) in einer kalk-
artigen Bresche, mit Milleporen und Schnecken
aus der jetzigen Schöpfung zusammengesintert*)

*) Ch. König on a fossil human Skeleton from
Guadaloupe
in den Philos. Transactions for
1814. tab. 3.Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's ver-
meynter homo diluuii testis und die Pfoten von
Palmatis in bituminösen Mergelschiefer, die der
sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen,
jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat
Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Behauptung (im
III. B. der Memorie della Societa italiana
S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Kno-
chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim-
meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. - Ich habe aber durch die Freund-
schaft des besondere durch seine gelehrten Reisen
nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw-
kins einen Vorrath von diesen famosen Knochen-
breschen erhalten, und nach aller streng osteologi-
schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men-
schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen
oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen,
die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma-
tien besitze.
A. Versteinerungen des Thierreichs.


I. Von Säugethieren.
A) Bestimmbare.

So z. B. die theils fast completen Menschen-
gerippe an der Küste von Guadeloupe (von den
dasigen Indianern Galibi genannt) in einer kalk-
artigen Bresche, mit Milleporen und Schnecken
aus der jetzigen Schöpfung zusammengesintert*)

*) Ch. König on a fossil human Skeleton from
Guadaloupe
in den Philos. Transactions for
1814. tab. 3.Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's ver-
meynter homo diluuii testis und die Pfoten von
Palmatis in bituminösen Mergelschiefer, die der
sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen,
jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat
Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Behauptung (im
III. B. der Memorie della Società italiana
S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Kno-
chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim-
meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen
irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund-
schaft des besondere durch seine gelehrten Reisen
nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw-
kins einen Vorrath von diesen famosen Knochen-
breschen erhalten, und nach aller streng osteologi-
schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men-
schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen
oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen,
die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma-
tien besitze.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000031">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0757" xml:id="pb739_0001" n="739"/>
            <head rendition="#c"><hi rendition="#aq">A</hi>. Versteinerungen des Thierreichs.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div n="4">
              <head rendition="#c">I. Von Säugethieren.</head><lb/>
              <div n="5">
                <head rendition="#c"><hi rendition="#aq">A</hi>) Bestimmbare.</head><lb/>
                <p>So z. B. die theils fast completen Menschen-<lb/>
gerippe an der Küste von Guadeloupe (von den<lb/>
dasigen Indianern Galibi genannt) in einer kalk-<lb/>
artigen Bresche, mit Milleporen und Schnecken<lb/>
aus der jetzigen Schöpfung zusammengesintert<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Ch. König</hi></hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">on a fossil human Skeleton from<lb/>
Guadaloupe</hi></hi> in den <hi rendition="#aq">Philos. Transactions for</hi><lb/>
1814. <hi rendition="#aq">tab</hi>. 3.</p><p>Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's ver-<lb/>
meynter <hi rendition="#aq">homo diluuii testis</hi> und die Pfoten von<lb/><hi rendition="#aq">Palmatis</hi> in bituminösen Mergelschiefer, die der<lb/>
sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen,<lb/>
jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat<lb/>
Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Behauptung (im<lb/>
III. B. der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Memorie della Società italiana</hi><lb/></hi>S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Kno-<lb/>
chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim-<lb/>
meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen<lb/>
irre geführt. &#x2013; Ich habe aber durch die Freund-<lb/>
schaft des besondere durch seine gelehrten Reisen<lb/>
nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw-<lb/>
kins einen Vorrath von diesen famosen Knochen-<lb/>
breschen erhalten, und nach aller streng osteologi-<lb/>
schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men-<lb/>
schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen<lb/>
oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen,<lb/>
die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma-<lb/>
tien besitze.</p></note><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[739/0757] A. Versteinerungen des Thierreichs. I. Von Säugethieren. A) Bestimmbare. So z. B. die theils fast completen Menschen- gerippe an der Küste von Guadeloupe (von den dasigen Indianern Galibi genannt) in einer kalk- artigen Bresche, mit Milleporen und Schnecken aus der jetzigen Schöpfung zusammengesintert *) *) Ch. König on a fossil human Skeleton from Guadaloupe in den Philos. Transactions for 1814. tab. 3. Hingegen bedarf des alten Scheuchzer's ver- meynter homo diluuii testis und die Pfoten von Palmatis in bituminösen Mergelschiefer, die der sel. Bergr. Ries für Kinderhändchen angesehen, jetzt keiner Berichtigung mehr; aber wohl hat Hrn. Spallanzani's zuversichtliche Behauptung (im III. B. der Memorie della Società italiana S. 452 u. f), daß die zusammengefinterten Kno- chenbreschen auf Cerigo von Anthropolithen wim- meln sollen, noch neuerlich manche Mineralogen irre geführt. – Ich habe aber durch die Freund- schaft des besondere durch seine gelehrten Reisen nach den Morgenländern berühmten Hrn. Haw- kins einen Vorrath von diesen famosen Knochen- breschen erhalten, und nach aller streng osteologi- schen Prüfung eben so wenig eine Spur von Men- schengebeinen darin gefunden, als in den ihnen oryctognostisch und geognostisch völlig ähnlichen, die ich von Gibraltar und der Küste von Dalma- tien besitze.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/757
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1814/757>, abgerufen am 25.04.2024.