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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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**) hinauf, immer an-
dere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Da-
seyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan-
zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimili-
ren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Über-
flüssige wieder aus und befördern mittelst dieser bestän-
digen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von
innen
(durch innige Aneignung, intus susceptio,
expansio).

Diese beyden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natür-
lichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn
sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen
und umwandeln, und mit der Zeit andere Geschöpfe
ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley
diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung
entsprechende, deßhalb mit den sogenanten Lebens-
kräften versehene, und zu einem zweckmäßigen
Ganzen unter einander verbundene, Gefäße, Adern
und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur
Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener Ali-
mente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u. s. w.
nothwendig sind.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Körpern der
andern Art, nähmlich den Mineralien. Beydes,
sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn
man es gar nur Wachsthum nennen darf), wird kei-
nesweges durch Ernährung, sondern lediglich nach ei-

**) auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und
microscopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehr-
sten sogenannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.

**) hinauf, immer an-
dere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Da-
seyn zu danken haben.

Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan-
zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimili-
ren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Über-
flüssige wieder aus und befördern mittelst dieser bestän-
digen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von
innen
(durch innige Aneignung, intus susceptio,
expansio).

Diese beyden Eigenschaften setzen drittens von
selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natür-
lichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn
sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen
und umwandeln, und mit der Zeit andere Geschöpfe
ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley
diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung
entsprechende, deßhalb mit den sogenanten Lebens-
kräften versehene, und zu einem zweckmäßigen
Ganzen unter einander verbundene, Gefäße, Adern
und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur
Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener Ali-
mente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u. s. w.
nothwendig sind.

Dieß alles fehlt bey den natürlichen Körpern der
andern Art, nähmlich den Mineralien. Beydes,
sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn
man es gar nur Wachsthum nennen darf), wird kei-
nesweges durch Ernährung, sondern lediglich nach ei-

**) auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und
microscopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehr-
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[3/0021] **) hinauf, immer an- dere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Da- seyn zu danken haben. Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substan- zen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimili- ren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Über- flüssige wieder aus und befördern mittelst dieser bestän- digen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio). Diese beyden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natür- lichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwandeln, und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fortpflanzung entsprechende, deßhalb mit den sogenanten Lebens- kräften versehene, und zu einem zweckmäßigen Ganzen unter einander verbundene, Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Aufnahme bestimmter Säfte, zur Assimilation jener Ali- mente, zur Erzeugung der Nachkommenschaft u. s. w. nothwendig sind. Dieß alles fehlt bey den natürlichen Körpern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Beydes, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachsthum nennen darf), wird kei- nesweges durch Ernährung, sondern lediglich nach ei- **) auch die erste Entstehungsweise mancher sehr einfachen und microscopischkleinen organisirten Körper, wie z. B. der mehr- sten sogenannten Infusionsthierchen zu gehören scheint.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/21>, abgerufen am 23.04.2024.