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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.

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I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich
der schwerste aller bekannten Körper in der Na-
tur*)); so gereinigt ist er auch ausnehmend
dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird in Kö-
nigswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit
siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste
Metall; und nächst dem Eisen das härteste;
läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-
brauch vorzüglich zu Maasstäben, Microme-
terfäden, Schmelztiegeln, Pendelkugeln, Py-
rometern, Davy's Sicherheitslampe, Clar-
ke's Nachtlicht ohne Flamme, Räderwerk in
Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt
zu Telescopspiegeln etc.

1. Gediegen.

Unter dem Namen von Platina (dem Spani-
schen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736

*) Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt
das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Me-
talls sogar auf = 23286.
**) So besitze ich z. B. vom Hrn. Dr. Wollaston
Platindrahte von der bewundernswerthen Fein-
heit von 1/3260, 1/6200, und sogar 1/8100 Zoll
Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern
mit Platina platirt etc. (alle drey Lagen dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines Blattes Papier); auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.
I. Platingeschlecht.

Der vollkommen gereinigte Platin-König
ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich
der schwerste aller bekannten Körper in der Na-
tur*)); so gereinigt ist er auch ausnehmend
dehnbar und zähe**) (§. 253.); wird in Kö-
nigswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit
siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste
Metall; und nächst dem Eisen das härteste;
läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge-
brauch vorzüglich zu Maasstäben, Microme-
terfäden, Schmelztiegeln, Pendelkugeln, Py-
rometern, Davy's Sicherheitslampe, Clar-
ke's Nachtlicht ohne Flamme, Räderwerk in
Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt
zu Telescopspiegeln ꝛc.

1. Gediegen.

Unter dem Namen von Platina (dem Spani-
schen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736

*) Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt
das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Me-
talls sogar auf = 23286.
**) So besitze ich z. B. vom Hrn. Dr. Wollaston
Platindrahte von der bewundernswerthen Fein-
heit von 1/3260, 1/6200, und sogar 1/8100 Zoll
Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupfer-
blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern
mit Platina platirt ꝛc. (alle drey Lagen dieser
verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke
eines Blattes Papier); auch einen aus Platina
scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er
dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.
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[690/0712] I. Platingeschlecht. Der vollkommen gereinigte Platin-König ist silberweiß; sein Gewicht = 20850 (folglich der schwerste aller bekannten Körper in der Na- tur *)); so gereinigt ist er auch ausnehmend dehnbar und zähe **) (§. 253.); wird in Kö- nigswasser aufgelöst und amalgamirt sich mit siedendem Quecksilber; ist das strengflüssigste Metall; und nächst dem Eisen das härteste; läßt sich auch so wie dieses, schweißen. Ge- brauch vorzüglich zu Maasstäben, Microme- terfäden, Schmelztiegeln, Pendelkugeln, Py- rometern, Davy's Sicherheitslampe, Clar- ke's Nachtlicht ohne Flamme, Räderwerk in Taschenuhren, mit Kupfer und Arsenik versetzt zu Telescopspiegeln ꝛc. 1. Gediegen. Unter dem Namen von Platina (dem Spani- schen Diminutiv von plata, Silber), seit 1736 *) Im Drahtzug gestreckt oder stark gehämmert steigt das specifische Gewicht dieses merkwürdigen Me- talls sogar auf = 23286. **) So besitze ich z. B. vom Hrn. Dr. Wollaston Platindrahte von der bewundernswerthen Fein- heit von 1/3260, 1/6200, und sogar 1/8100 Zoll Dicke. Auch vom sel. Dr. Ingen-Houß Kupfer- blech auf einer Seite mit Silber, auf der andern mit Platina platirt ꝛc. (alle drey Lagen dieser verschiedenen Metalle zusammen von der Dicke eines Blattes Papier); auch einen aus Platina scharf und nett ausgeprägten Bracteaten, den er dem Astronomen Hell zu Ehren verfertigen lassen.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/712>, abgerufen am 25.04.2024.