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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

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In vielen Meeren der alten Welt, auch im Caspi-
schen. - Doch scheint das im nordischen Ocean von
dem Südindischen etc. specifisch verschieden zu seyn. Ein
überaus träges und sonderbar gebildetes Thier, an des-
sen Umfange man auf 82000 Endzweige gezählt hat*).

67. Encrinus. Stirps elongata, corpore termi-
nali radiato.

1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis
verticillatis; stella terminali sexfida ad basin, tum
dichotoma.

Guettard in Mem. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier soll
sich an der Küste von Barbados finden. Es ähnelt
zwar den versteinten Pentacriniten oder Medusen-Pal-
men, aber ohne ihnen specifisch zu gleichen. Sein
so genannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt
genannten Medusenhaupte.

*) Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses
Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon
Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuer-
liches erzählt hat. - Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähm-
lich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor stei-
gen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade
über ihm befänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende Insel angesehen
worden sey u. s. w.Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden,
kritisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zugleich
sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben
mögen.Manches darunter paßt auf den Wallfisch (- s. z. B. einen
Unglücksfall, der sich durchs Aufsteigen eines solchen Thiers un-
ter einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account
of the settlement at
Pt. Jackson p
. 52. -) Manches hingegen
auf dicke, niedrigstehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von
sehr erfahrenen Seeleuten für Küsten etc. angesehen worden: (-
einen merkwürdigen Fall der Art s. im voyage de la Perouse
autour du monde vol.
III. p. 10 -) Und so löst sich das auf,
was vorlängst der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia
antiqua
p.
100. vom Kraken sagt: "Tracta haec fabula vide-
tur ex insula
- aliquando conspicua, saepius tamen incon-
spicua
."

In vielen Meeren der alten Welt, auch im Caspi-
schen. – Doch scheint das im nordischen Ocean von
dem Südindischen ꝛc. specifisch verschieden zu seyn. Ein
überaus träges und sonderbar gebildetes Thier, an des-
sen Umfange man auf 82000 Endzweige gezählt hat*).

67. Encrinus. Stirps elongata, corpore termi-
nali radiato.

1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.)
E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis
verticillatis; stella terminali sexfida ad basin, tum
dichotoma.

Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755.

Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier soll
sich an der Küste von Barbados finden. Es ähnelt
zwar den versteinten Pentacriniten oder Medusen-Pal-
men, aber ohne ihnen specifisch zu gleichen. Sein
so genannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt
genannten Medusenhaupte.

*) Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses
Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon
Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuer-
liches erzählt hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähm-
lich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor stei-
gen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade
über ihm befänden; da dann auch sein über der Meeresfläche
herausragender Rücken für eine schwimmende Insel angesehen
worden sey u. s. w.Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden,
kritisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zugleich
sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben
mögen.Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s. z. B. einen
Unglücksfall, der sich durchs Aufsteigen eines solchen Thiers un-
ter einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account
of the settlement at
Pt. Jackson p
. 52. –) Manches hingegen
auf dicke, niedrigstehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von
sehr erfahrenen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen worden: (–
einen merkwürdigen Fall der Art s. im voyage de la Pérouse
autour du monde vol.
III. p. 10 –) Und so löst sich das auf,
was vorlängst der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia
antiqua
p.
100. vom Kraken sagt: Tracta haec fabula vide-
tur ex insula
aliquando conspicua, saepius tamen incon-
spicua
.”
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[407/0429] In vielen Meeren der alten Welt, auch im Caspi- schen. – Doch scheint das im nordischen Ocean von dem Südindischen ꝛc. specifisch verschieden zu seyn. Ein überaus träges und sonderbar gebildetes Thier, an des- sen Umfange man auf 82000 Endzweige gezählt hat *). 67. Encrinus. Stirps elongata, corpore termi- nali radiato. 1. Asteria. die See-Palme. (isis asteria Linn.) E. stirpe spatacea articulata pentagona, ramis verticillatis; stella terminali sexfida ad basin, tum dichotoma. Guettard in Mém. de l'ac. des sc. 1755. Das bis jetzt wenigstens noch sehr seltene Thier soll sich an der Küste von Barbados finden. Es ähnelt zwar den versteinten Pentacriniten oder Medusen-Pal- men, aber ohne ihnen specifisch zu gleichen. Sein so genannter Kopf hat viel Aehnlichkeit mit dem letzt genannten Medusenhaupte. *) Unter den Normännern geht eine Volkssage, als ob dieses Medusenhaupt das Junge des famosen Kraken sey, wovon Pontoppidan in s. N. G. von Norwegen so viel Abenteuer- liches erzählt hat. – Dieses vermeinte Seeungeheuer soll nähm- lich in der Tiefe des Meeres hausen, aber zu Zeiten empor stei- gen, zur großen Gefährde der Schiffe, die sich dann etwa gerade über ihm befänden; da dann auch sein über der Meeresfläche herausragender Rücken für eine schwimmende Insel angesehen worden sey u. s. w. Wenn man alles, was von diesem Dinge gesagt worden, kritisch vergleicht, so zeigt sich, daß sehr verschiedene und zugleich sehr mißverstandene Erscheinungen dazu Anlaß gegeben haben mögen. Manches darunter paßt auf den Wallfisch (– s. z. B. einen Unglücksfall, der sich durchs Aufsteigen eines solchen Thiers un- ter einem bemannten Fahrzeug ereignet in Watk. Tench's account of the settlement at Pt. Jackson p. 52. –) Manches hingegen auf dicke, niedrigstehende Nebel, dergleichen zuweilen selbst von sehr erfahrenen Seeleuten für Küsten ꝛc. angesehen worden: (– einen merkwürdigen Fall der Art s. im voyage de la Pérouse autour du monde vol. III. p. 10 –) Und so löst sich das auf, was vorlängst der alte Thormod Torfesen in s. Groenlandia antiqua p. 100. vom Kraken sagt: „Tracta haec fabula vide- tur ex insula – aliquando conspicua, saepius tamen incon- spicua.”

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  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/429>, abgerufen am 29.03.2024.