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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

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Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenillrothe etc.;
theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchschei-
nend; theils erdig, theils derb und dann theils von
einem fast metallischen Glanze; theils faserig; theils kry-
stallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden etc.;
gibt scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr
ungleich. Ersterer z. B. (nach Kirwan) = 80 Quecksil-
ber, 20 Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das Zwey-
brückische, Almaden, Schina und Mexico.

Das so genannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer.

Das eben daselbst brechende, selten Stinkzinno-
ber
(Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchschei-
nend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn er
gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilber-
blende
. Mercure sulfure bituminifere.

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; un-
durchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze; gibt
coschenillrothen Strich; ist weich; dem Gefüge nach von
zwey Hauptarten: nähmlich a) dicht, und b) schalig,
mit concentrischen Ablosungen, wie mancher Glaskopf*).
Gewicht = 7937. Gehalt (nach Klaproth) = 81,80
Quecksilber, 13,75 Schwefel, 2,30 Kohle, 0,65 Kiesel-
erde, 0,55 Alaunerde, 0,20 Eisenoxyd, 0,73 Wasser etc.
Fundort zumahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste
Quecksilbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur-
peth, natürlicher Sublimat
. Mercure
muriate
.

Rauchgrau, gelblichgrau etc.; durchscheinend; von fast
metallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen in Klüf-
ten anderer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubi-

*) Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die aus
Vernachlässigung der solidern Petrefacten-Studiums entstanden
sind, gehört unter andern, daß manche neuere übrigens sehr
verdienstvolle Mineralogen diese concentrischen Ablosungen des
schaligen Quecksilber-Leber-Erzes, oder fälschlich so genannten
Corallen-Erzes, für wirkliche Versteinerungen gehalten haben.

Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenillrothe ꝛc.;
theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchschei-
nend; theils erdig, theils derb und dann theils von
einem fast metallischen Glanze; theils faserig; theils kry-
stallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden ꝛc.;
gibt scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr
ungleich. Ersterer z. B. (nach Kirwan) = 80 Quecksil-
ber, 20 Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das Zwey-
brückische, Almaden, Schina und Mexico.

Das so genannte Quecksilber-Branderz von
Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer.

Das eben daselbst brechende, selten Stinkzinno-
ber
(Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchschei-
nend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn er
gerieben wird, Schwefellebergeruch.

4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilber-
blende
. Mercure sulfuré bituminifère.

Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; un-
durchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze; gibt
coschenillrothen Strich; ist weich; dem Gefüge nach von
zwey Hauptarten: nähmlich a) dicht, und b) schalig,
mit concentrischen Ablosungen, wie mancher Glaskopf*).
Gewicht = 7937. Gehalt (nach Klaproth) = 81,80
Quecksilber, 13,75 Schwefel, 2,30 Kohle, 0,65 Kiesel-
erde, 0,55 Alaunerde, 0,20 Eisenoxyd, 0,73 Wasser ꝛc.
Fundort zumahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste
Quecksilbererz ausmacht.

5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur-
peth, natürlicher Sublimat
. Mercure
muriaté
.

Rauchgrau, gelblichgrau ꝛc.; durchscheinend; von fast
metallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen in Klüf-
ten anderer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubi-

*) Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die aus
Vernachlässigung der solidern Petrefacten-Studiums entstanden
sind, gehört unter andern, daß manche neuere übrigens sehr
verdienstvolle Mineralogen diese concentrischen Ablosungen des
schaligen Quecksilber-Leber-Erzes, oder fälschlich so genannten
Corallen-Erzes, für wirkliche Versteinerungen gehalten haben.
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[574/0596] Vom Lichtscharlachrothen ins dunkel Coschenillrothe ꝛc.; theils undurchsichtig, theils mehr oder weniger durchschei- nend; theils erdig, theils derb und dann theils von einem fast metallischen Glanze; theils faserig; theils kry- stallisirt, und zwar meist in vierseitigen Pyramiden ꝛc.; gibt scharlachrothen Strich. Gehalt und Gewicht sehr ungleich. Ersterer z. B. (nach Kirwan) = 80 Quecksil- ber, 20 Schwefel. Fundorte zumahl Idria, das Zwey- brückische, Almaden, Schina und Mexico. Das so genannte Quecksilber-Branderz von Idria ist ein mit Zinnober innig gemengter Brandschiefer. Das eben daselbst brechende, selten Stinkzinno- ber (Fr. cinabre alcalin) ist scharlachroth; durchschei- nend; von spathartigem Gefüge; und gibt, wenn er gerieben wird, Schwefellebergeruch. 4. Quecksilber-Leber-Erz, Quecksilber- blende. Mercure sulfuré bituminifère. Vom dunkel Coschenillrothen ins Eisenschwarze; un- durchsichtig; mit schimmerndem, mattem Glanze; gibt coschenillrothen Strich; ist weich; dem Gefüge nach von zwey Hauptarten: nähmlich a) dicht, und b) schalig, mit concentrischen Ablosungen, wie mancher Glaskopf *). Gewicht = 7937. Gehalt (nach Klaproth) = 81,80 Quecksilber, 13,75 Schwefel, 2,30 Kohle, 0,65 Kiesel- erde, 0,55 Alaunerde, 0,20 Eisenoxyd, 0,73 Wasser ꝛc. Fundort zumahl bey Idria, wo es das gewöhnlichste Quecksilbererz ausmacht. 5. Quecksilber-Horn-Erz, natürliches Tur- peth, natürlicher Sublimat. Mercure muriaté. Rauchgrau, gelblichgrau ꝛc.; durchscheinend; von fast metallischem Glanze; meist als Drusenhäutchen in Klüf- ten anderer Quecksilbererze; theils in sehr kleinen cubi- *) Zu den sonderbaren mineralogischen Irrthümern, die aus Vernachlässigung der solidern Petrefacten-Studiums entstanden sind, gehört unter andern, daß manche neuere übrigens sehr verdienstvolle Mineralogen diese concentrischen Ablosungen des schaligen Quecksilber-Leber-Erzes, oder fälschlich so genannten Corallen-Erzes, für wirkliche Versteinerungen gehalten haben.

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  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/596>, abgerufen am 28.03.2024.