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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

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VI. DIPTERA*). (Antliata Fabr.)

Die Insecten mit zwey Flügeln und einem Paar
kleiner Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen
oder Balancirstangen (halteres), die hinter den Flü-
geln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer
kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist, und derentwegen einige Naturkun-
dige die ganze Ordnung Halterata benannt haben.
Die Larve ist meist eine Made**), die Puppe
braun, cylindrisch. Das vollkommene Insect hat
bei einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Sau-
gestachel, bei andern einen weichen Schlurfrüssel,
bei noch andern bloß eine einfache Mündung u. s. w.
Einige Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrus+). Bremse. Os apertura simplex.
Palpi duo, biarticulati, apice orbiculares in
depressione oris utrinque siti.

Bei den zunächst benannten Gattungen legt das
Weibchen seine Eier in die Haut der lebendigen Thiere,
wodurch gleichsam eine Art von Fontanell (die so ge-

*) J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae 1805. 8.I. W. Meigen systemat. Beschreib. der europäischen zwey-
flüglichen Insecten. Aachen 1818. u. folg. VI. Th. 8.C. R. G. Wiedemann außereuropäische zweiflügelige Insecten.
Hamm seit 1828. 8.
**) Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von
Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewundernswür-
digen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden,
kaum einen halben Zoll langen Maden von Insecten dieser Ord-
nung (- etwa von Tipulis -). Ein solcher Zug ist zuweilen
wohl 12 Ellen lang, Hande breit und Daumens hoch, und zieht
so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, re-
gelmäßigster Ordnung umher.
+) Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses merk-
würdigen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinar-
arzt, Bracy Clark aufgehellt. - S. dess. meisterhafte Ob-
servations on the genus oestrus
; im III. B. der Transactions of
the Linnean Society
, p. 289. u. f.
VI. DIPTERA*). (Antliata Fabr.)

Die Insecten mit zwey Flügeln und einem Paar
kleiner Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen
oder Balancirstangen (halteres), die hinter den Flü-
geln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer
kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch
unbestimmt ist, und derentwegen einige Naturkun-
dige die ganze Ordnung Halterata benannt haben.
Die Larve ist meist eine Made**), die Puppe
braun, cylindrisch. Das vollkommene Insect hat
bei einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Sau-
gestachel, bei andern einen weichen Schlurfrüssel,
bei noch andern bloß eine einfache Mündung u. s. w.
Einige Gattungen gebähren lebendige Junge.

64. Oestrus†). Bremse. Os apertura simplex.
Palpi duo, biarticulati, apice orbiculares in
depressione oris utrinque siti.

Bei den zunächst benannten Gattungen legt das
Weibchen seine Eier in die Haut der lebendigen Thiere,
wodurch gleichsam eine Art von Fontanell (die so ge-

*) J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae 1805. 8.I. W. Meigen systemat. Beschreib. der europäischen zwey-
flüglichen Insecten. Aachen 1818. u. folg. VI. Th. 8.C. R. G. Wiedemann außereuropäische zweiflügelige Insecten.
Hamm seit 1828. 8.
**) Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von
Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewundernswür-
digen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden,
kaum einen halben Zoll langen Maden von Insecten dieser Ord-
nung (– etwa von Tipulis –). Ein solcher Zug ist zuweilen
wohl 12 Ellen lang, Hande breit und Daumens hoch, und zieht
so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, re-
gelmäßigster Ordnung umher.
†) Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses merk-
würdigen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinar-
arzt, Bracy Clark aufgehellt. – S. dess. meisterhafte Ob-
servations on the genus oestrus
; im III. B. der Transactions of
the Linnean Society
, p. 289. u. f.
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[334/0352] VI. DIPTERA *). (Antliata Fabr.) Die Insecten mit zwey Flügeln und einem Paar kleiner Knöpfchen oder so genannten Flügelkölbchen oder Balancirstangen (halteres), die hinter den Flü- geln an der Brust sitzen, und meist noch mit einer kleinen Schuppe bedeckt sind; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist, und derentwegen einige Naturkun- dige die ganze Ordnung Halterata benannt haben. Die Larve ist meist eine Made **), die Puppe braun, cylindrisch. Das vollkommene Insect hat bei einigen Geschlechtern einen spitzigen harten Sau- gestachel, bei andern einen weichen Schlurfrüssel, bei noch andern bloß eine einfache Mündung u. s. w. Einige Gattungen gebähren lebendige Junge. 64. Oestrus †). Bremse. Os apertura simplex. Palpi duo, biarticulati, apice orbiculares in depressione oris utrinque siti. Bei den zunächst benannten Gattungen legt das Weibchen seine Eier in die Haut der lebendigen Thiere, wodurch gleichsam eine Art von Fontanell (die so ge- *) J. C. Fabricii Systema Antliatorum. Brunsvigae 1805. 8. I. W. Meigen systemat. Beschreib. der europäischen zwey- flüglichen Insecten. Aachen 1818. u. folg. VI. Th. 8. C. R. G. Wiedemann außereuropäische zweiflügelige Insecten. Hamm seit 1828. 8. **) Der berüchtigte so genannte Heerwurm, eine Art von Erdmast der wilden Sauen, besteht aus einem bewundernswür- digen Zuge von vielen tausend dicht an einander kriechenden, kaum einen halben Zoll langen Maden von Insecten dieser Ord- nung (– etwa von Tipulis –). Ein solcher Zug ist zuweilen wohl 12 Ellen lang, Hande breit und Daumens hoch, und zieht so in Wäldern an feuchten Gegenden im Sommer in größter, re- gelmäßigster Ordnung umher. †) Die bisher ganz verworrene Naturgeschichte dieses merk- würdigen Geschlechts, ist nun durch den vortrefflichen Veterinar- arzt, Bracy Clark aufgehellt. – S. dess. meisterhafte Ob- servations on the genus oestrus; im III. B. der Transactions of the Linnean Society, p. 289. u. f.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/352>, abgerufen am 28.03.2024.