Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Strahlenbrechung*); daher denn der Name Doppel-
spath, Spathum disdiaclasticum (ehedem irrig so ge-
nannter isländischer Krystall, Androdamas etc.);
bricht theils ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie
stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystalli-
sirt; zumal in sechsseitigen Säulen als so genannte
Canondrusen etc. (- tab. II. fig. 10. -); theils
verschiedentlich zugespitzt, zumal mit dreyseitiger stumpf-
winkeliger Spitze (- tab. II. fig. 11. -); oder in
sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säule über-
gehen; oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen
Pyramiden (- tab. II. fig. 1. -), letztere theils so
platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als so genannter
Nagelkopfspath etc.; theils in Rhomben; theils in
sechsseitigen Pyramiden, als so genannte Schweins-
zähne etc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach Stro-
meyer
) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlensäure. Ueber-
gang in körnigen Kalkstein, in Braunspath etc.

Hierher gehört auch der irrig so genannte krystal-
lisirte Sandstein (Fr. gres crystallise) von Fon-
tainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durchschei-
nend; inwendig mattschimmernd; ohne deutliches Spath-
gefüge; sondern mit splittrigem Bruche; rhomboidal
krystallisirt mit rauher Außenfläche. Gewicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend;
von Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in
sechsseitigen Säulen (- tab. II. fig. 10. -) häufig als
Zwillingskrystall (Fr. macle); theils wie aus mehreren
kleinen stängelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der
Länge nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt
[nach Stromeyer**)] = 53,62 Kalkerde, 2,31
Strontianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat
den Namen von seinem Fundort, wo er nesterweise in
ziegelrothem Gyps bricht.

*) s. Newton's optice, pag. 271. 356. 376 und 394. der Clar-
ke'schen
Ausgabe von 1719.
**) Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Got-
tingens. recentior
. 1813.Hausmann im Magazin der Berliner naturforsch. Ge-
sellsch. III. Jahrg. I. Quart.

Strahlenbrechung*); daher denn der Name Doppel-
spath, Spathum disdiaclasticum (ehedem irrig so ge-
nannter isländischer Krystall, Androdamas etc.);
bricht theils ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie
stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystalli-
sirt; zumal in sechsseitigen Säulen als so genannte
Canondrusen ꝛc. (– tab. II. fig. 10. –); theils
verschiedentlich zugespitzt, zumal mit dreyseitiger stumpf-
winkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder in
sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säule über-
gehen; oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen
Pyramiden (– tab. II. fig. 1. –), letztere theils so
platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als so genannter
Nagelkopfspath ꝛc.; theils in Rhomben; theils in
sechsseitigen Pyramiden, als so genannte Schweins-
zähne ꝛc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach Stro-
meyer
) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlensäure. Ueber-
gang in körnigen Kalkstein, in Braunspath ꝛc.

Hierher gehört auch der irrig so genannte krystal-
lisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fon-
tainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durchschei-
nend; inwendig mattschimmernd; ohne deutliches Spath-
gefüge; sondern mit splittrigem Bruche; rhomboidal
krystallisirt mit rauher Außenfläche. Gewicht = 2611.

2. Arragonit.

Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend;
von Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in
sechsseitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –) häufig als
Zwillingskrystall (Fr. macle); theils wie aus mehreren
kleinen stängelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der
Länge nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt
[nach Stromeyer**)] = 53,62 Kalkerde, 2,31
Strontianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat
den Namen von seinem Fundort, wo er nesterweise in
ziegelrothem Gyps bricht.

*) s. Newton's optice, pag. 271. 356. 376 und 394. der Clar-
ke'schen
Ausgabe von 1719.
**) Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Got-
tingens. recentior
. 1813.Hausmann im Magazin der Berliner naturforsch. Ge-
sellsch. III. Jahrg. I. Quart.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000034">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0539" xml:id="pb521_0001" n="521"/>
Strahlenbrechung<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p>s. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">Newton's</hi></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">optice</hi></hi>, <hi rendition="#aq">pag</hi>. 271. 356. 376 und 394. der <hi rendition="#g">Clar-<lb/>
ke'schen</hi> Ausgabe von 1719.</p></note>; daher denn der Name <hi rendition="#g">Doppel</hi>-<lb/><hi rendition="#g">spath</hi>, <hi rendition="#aq">Spathum disdiaclasticum</hi> (ehedem irrig so ge-<lb/>
nannter <hi rendition="#g">isländischer Krystall</hi>, <hi rendition="#aq">Androdamas etc</hi>.);<lb/>
bricht theils ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie<lb/>
stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystalli-<lb/>
sirt; zumal in sechsseitigen Säulen als so genannte<lb/><hi rendition="#g">Canondrusen</hi> &#xA75B;c. (&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 10. &#x2013;); theils<lb/>
verschiedentlich zugespitzt, zumal mit dreyseitiger stumpf-<lb/>
winkeliger Spitze (&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 11. &#x2013;); oder in<lb/>
sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säule über-<lb/>
gehen; oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen<lb/>
Pyramiden (&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 1. &#x2013;), letztere theils so<lb/>
platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als so genannter<lb/><hi rendition="#g">Nagelkopfspath</hi> &#xA75B;c.; theils in Rhomben; theils in<lb/>
sechsseitigen Pyramiden, als so genannte Schweins-<lb/>
zähne &#xA75B;c. Gewicht = 2715. Gehalt (nach <hi rendition="#g">Stro-<lb/>
meyer</hi>) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlensäure. Ueber-<lb/>
gang in körnigen Kalkstein, in Braunspath &#xA75B;c.</p>
              <p rendition="#l1em">Hierher gehört auch der irrig so genannte <hi rendition="#g">krystal</hi>-<lb/><hi rendition="#g">lisirte Sandstein</hi> (<hi rendition="#g">Fr</hi>. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">grès crystallisé</hi></hi>) von Fon-<lb/>
tainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durchschei-<lb/>
nend; inwendig mattschimmernd; ohne deutliches Spath-<lb/>
gefüge; sondern mit splittrigem Bruche; rhomboidal<lb/>
krystallisirt mit rauher Außenfläche. Gewicht = 2611.</p>
              <p rendition="#indent-1">2. <hi rendition="#g">Arragonit</hi>.</p>
              <p rendition="#l1em">Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend;<lb/>
von Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in<lb/>
sechsseitigen Säulen (&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. II. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 10. &#x2013;) häufig als<lb/>
Zwillingskrystall (<hi rendition="#g">Fr</hi>. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">macle</hi></hi>); theils wie aus mehreren<lb/>
kleinen stängelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der<lb/>
Länge nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt<lb/>
[nach <hi rendition="#g">Stromeyer</hi><note anchored="true" place="foot" n="**)"><p>Im II. B. der <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Commentat. Societ. Regiae scientiar. Got-<lb/>
tingens. recentior</hi></hi>. 1813.</p><p><hi rendition="#g">Hausmann</hi> im Magazin der Berliner naturforsch. Ge-<lb/>
sellsch. III. Jahrg. I. Quart.</p></note>] = 53,62 Kalkerde, 2,31<lb/>
Strontianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat<lb/>
den Namen von seinem Fundort, wo er nesterweise in<lb/>
ziegelrothem Gyps bricht.</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[521/0539] Strahlenbrechung *); daher denn der Name Doppel- spath, Spathum disdiaclasticum (ehedem irrig so ge- nannter isländischer Krystall, Androdamas etc.); bricht theils ungeformt, theils stalaktitisch; theils wie stängelich zusammengehäuft; häufigst aber auch krystalli- sirt; zumal in sechsseitigen Säulen als so genannte Canondrusen ꝛc. (– tab. II. fig. 10. –); theils verschiedentlich zugespitzt, zumal mit dreyseitiger stumpf- winkeliger Spitze (– tab. II. fig. 11. –); oder in sechsseitigen Tafeln, die dann theils in die Säule über- gehen; oder in einfachen oder doppelten dreyseitigen Pyramiden (– tab. II. fig. 1. –), letztere theils so platt niedrig, daß sie Linsen bilden, als so genannter Nagelkopfspath ꝛc.; theils in Rhomben; theils in sechsseitigen Pyramiden, als so genannte Schweins- zähne ꝛc. Gewicht = 2715. Gehalt (nach Stro- meyer) = 56,15 Kalkerde, 43,70 Kohlensäure. Ueber- gang in körnigen Kalkstein, in Braunspath ꝛc. Hierher gehört auch der irrig so genannte krystal- lisirte Sandstein (Fr. grès crystallisé) von Fon- tainebleau. Gelblichgrau; nur in Splittern durchschei- nend; inwendig mattschimmernd; ohne deutliches Spath- gefüge; sondern mit splittrigem Bruche; rhomboidal krystallisirt mit rauher Außenfläche. Gewicht = 2611. 2. Arragonit. Meist graulichweiß, ins Blauliche; durchscheinend; von Glasglanz und blätterigem Bruch; krystallisirt in sechsseitigen Säulen (– tab. II. fig. 10. –) häufig als Zwillingskrystall (Fr. macle); theils wie aus mehreren kleinen stängelicht zusammengehäuft; sein Gefüge der Länge nach concentrisch. Gewicht = 2778. Gehalt [nach Stromeyer **)] = 53,62 Kalkerde, 2,31 Strontianerde, 42,44 Kohlensäure, 0,30 Wasser. Hat den Namen von seinem Fundort, wo er nesterweise in ziegelrothem Gyps bricht. *) s. Newton's optice, pag. 271. 356. 376 und 394. der Clar- ke'schen Ausgabe von 1719. **) Im II. B. der Commentat. Societ. Regiae scientiar. Got- tingens. recentior. 1813. Hausmann im Magazin der Berliner naturforsch. Ge- sellsch. III. Jahrg. I. Quart.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/539
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/539>, abgerufen am 19.04.2024.