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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830.

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finden sich meist im aufgeschwemmten Lande (S. 458.
528) und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen
und Klüfte (S. 523).

2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern
Sinne, die in den festern Steinlagen der Flötzge-
birge eingeschlossen sind, und daher großentheils
selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören zu-
vörderst die meisten der unbekannten Seegeschöpfe
der Vorwelt, wovon zumal die Kalkflötzgebirge auf
dem jetzigen festen Lande, das den Meeresboden
der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln.
Nächstdem aber auch die in Hornstein oder Wachs-
opal versteinten Hölzer etc.

Bei den endlos mannigfaltigen Conchylien, die
sich auf diese Weise wirklich versteinert finden, ist
selten die Schale selbst noch erhalten (- wie dieß
z. E. bei dem feurig opalisirenden Muschelmarmor
aus Kärnthen der Fall ist -), sondern bei den
mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem
versteinerten Schlamme, der die nachher allgemach
zerstörte Schale ausgefüllt hat. So z. E. bei den
allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen etc. Man
nennt dergleichen Petrefacte zum Unterschied Stein-
kerne
, nucleos (Fr. pierres moulees). - Spu-
rensteine
hingegen, typolithi (Fr. pierres im-
primees
), heißen die, von welchen bloß der Ab-
druck
der äußern Oberfläche übrig ist; wie bei
den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Metallisirt (Fr. petrifications pyriteu-
ses, bronzees
), wenn die Versteinerungen mit me-
tallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit
Schwefel- und Kupferkies, oder mit Fahlerz, Thon-
Eisenstein etc.

Und 4) verharzt, nämlich mit Erdpech etc.
durchzogen, wie das bituminöse Holz etc. - Und

finden sich meist im aufgeschwemmten Lande (S. 458.
528) und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen
und Klüfte (S. 523).

2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge-
nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern
Sinne, die in den festern Steinlagen der Flötzge-
birge eingeschlossen sind, und daher großentheils
selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören zu-
vörderst die meisten der unbekannten Seegeschöpfe
der Vorwelt, wovon zumal die Kalkflötzgebirge auf
dem jetzigen festen Lande, das den Meeresboden
der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln.
Nächstdem aber auch die in Hornstein oder Wachs-
opal versteinten Hölzer ꝛc.

Bei den endlos mannigfaltigen Conchylien, die
sich auf diese Weise wirklich versteinert finden, ist
selten die Schale selbst noch erhalten (– wie dieß
z. E. bei dem feurig opalisirenden Muschelmarmor
aus Kärnthen der Fall ist –), sondern bei den
mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem
versteinerten Schlamme, der die nachher allgemach
zerstörte Schale ausgefüllt hat. So z. E. bei den
allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen ꝛc. Man
nennt dergleichen Petrefacte zum Unterschied Stein-
kerne
, nucleos (Fr. pierres moulées). – Spu-
rensteine
hingegen, typolithi (Fr. pierres im-
primées
), heißen die, von welchen bloß der Ab-
druck
der äußern Oberfläche übrig ist; wie bei
den allermehrsten Kräuterschiefern.

3) Metallisirt (Fr. pétrifications pyriteu-
ses, bronzées
), wenn die Versteinerungen mit me-
tallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit
Schwefel- und Kupferkies, oder mit Fahlerz, Thon-
Eisenstein ꝛc.

Und 4) verharzt, nämlich mit Erdpech ꝛc.
durchzogen, wie das bituminöse Holz ꝛc. – Und

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[613/0631] finden sich meist im aufgeschwemmten Lande (S. 458. 528) und zwischen dem Kalksinter der Berghöhlen und Klüfte (S. 523). 2) Wirklich petrificirt, als eigentlich so ge- nannte Versteinerungen oder Petrefacte im engern Sinne, die in den festern Steinlagen der Flötzge- birge eingeschlossen sind, und daher großentheils selbst Steinhärte erlangt haben. Dahin gehören zu- vörderst die meisten der unbekannten Seegeschöpfe der Vorwelt, wovon zumal die Kalkflötzgebirge auf dem jetzigen festen Lande, das den Meeresboden der Vorwelt ausmachte, so zu sagen wimmeln. Nächstdem aber auch die in Hornstein oder Wachs- opal versteinten Hölzer ꝛc. Bei den endlos mannigfaltigen Conchylien, die sich auf diese Weise wirklich versteinert finden, ist selten die Schale selbst noch erhalten (– wie dieß z. E. bei dem feurig opalisirenden Muschelmarmor aus Kärnthen der Fall ist –), sondern bei den mehrsten zeigt sich bloß der innere Abguß von dem versteinerten Schlamme, der die nachher allgemach zerstörte Schale ausgefüllt hat. So z. E. bei den allermehrsten Ammoniten, Hysterolithen ꝛc. Man nennt dergleichen Petrefacte zum Unterschied Stein- kerne, nucleos (Fr. pierres moulées). – Spu- rensteine hingegen, typolithi (Fr. pierres im- primées), heißen die, von welchen bloß der Ab- druck der äußern Oberfläche übrig ist; wie bei den allermehrsten Kräuterschiefern. 3) Metallisirt (Fr. pétrifications pyriteu- ses, bronzées), wenn die Versteinerungen mit me- tallischen Stoffen durchzogen sind; besonders mit Schwefel- und Kupferkies, oder mit Fahlerz, Thon- Eisenstein ꝛc. Und 4) verharzt, nämlich mit Erdpech ꝛc. durchzogen, wie das bituminöse Holz ꝛc. – Und

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 12. Aufl. Göttingen, 1830, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1830/631>, abgerufen am 29.03.2024.