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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.

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Echo
Er sagt gantz trotzig: Jch will dem Liscov nicht
geschmeichelt haben. Denn er weis nicht,
ob ich sein Freund oder Feind, sein Vereh-
rer oder sein Tadler bin: Und ich weis es
auch nicht. Denn meine Waage giebt noch auf
kiene Seite Ausschlag genug.
Nun weis ich
aber in Leipzig keinen einzigen Menschen, der die
geringste Ursache hätte, mit Hrn. Liscov unzu-
frieden zu seyn, als eben den Hrn. Prof. Gott-
sched,
der sich schon vor vielen Jahren mit Hrn.
Prof. Philippi wider ihn verbunden, und der
jenem auch damahls nicht geschmeichelt hat,
als er in einem vertraulichen Schreiben an sei-
nen neuen Bundsverwandten, den Hrn. Philip-
pi
in Halle, die Liscovische Satyre Briontes
vor ein infames Pasquill erkläret hat. Wo-
von eben Hr. Liscov selbst in der Vorrede zu
der Sammlung seiner satyrischen und ernsthaf-
ten Schriften
auf der 25sten Seite kan nachgese-
hen werden. Und man wird nun wol begreif-
fen können, daß Hr. Prof. Gottsched selbst nicht
eigentlich und sicher wissen kan, wie er mit Hr.
Liscov daran ist, so lange dieser noch bey Leben ist,
und die kleinen Geister und elenden Scribenten
mit seinen Stacheln beunruhigen und verfolgen
kan. Dieses sind nun die Gründe, die mich in
der Untersuchung von dem wahren Verfasser die-
ser Anmerkungen bewogen haben, meinen Ver-
dacht auf Hrn. Prof. Gottsched zu werffen.
Jch suche meine Meinung niemanden aufzudrin-
gen, vielweniger Hrn. Prof. Gottsched eine frem-
de Arbeit zu unterschieben: Jch sage nur unmaß-

geblich

Echo
Er ſagt gantz trotzig: Jch will dem Liſcov nicht
geſchmeichelt haben. Denn er weis nicht,
ob ich ſein Freund oder Feind, ſein Vereh-
rer oder ſein Tadler bin: Und ich weis es
auch nicht. Denn meine Waage giebt noch auf
kiene Seite Ausſchlag genug.
Nun weis ich
aber in Leipzig keinen einzigen Menſchen, der die
geringſte Urſache haͤtte, mit Hrn. Liſcov unzu-
frieden zu ſeyn, als eben den Hrn. Prof. Gott-
ſched,
der ſich ſchon vor vielen Jahren mit Hrn.
Prof. Philippi wider ihn verbunden, und der
jenem auch damahls nicht geſchmeichelt hat,
als er in einem vertraulichen Schreiben an ſei-
nen neuen Bundsverwandten, den Hrn. Philip-
pi
in Halle, die Liſcoviſche Satyre Briontes
vor ein infames Pasquill erklaͤret hat. Wo-
von eben Hr. Liſcov ſelbſt in der Vorrede zu
der Sammlung ſeiner ſatyriſchen und ernſthaf-
ten Schriften
auf der 25ſten Seite kan nachgeſe-
hen werden. Und man wird nun wol begreif-
fen koͤnnen, daß Hr. Prof. Gottſched ſelbſt nicht
eigentlich und ſicher wiſſen kan, wie er mit Hr.
Liſcov daran iſt, ſo lange dieſer noch bey Leben iſt,
und die kleinen Geiſter und elenden Scribenten
mit ſeinen Stacheln beunruhigen und verfolgen
kan. Dieſes ſind nun die Gruͤnde, die mich in
der Unterſuchung von dem wahren Verfaſſer die-
ſer Anmerkungen bewogen haben, meinen Ver-
dacht auf Hrn. Prof. Gottſched zu werffen.
Jch ſuche meine Meinung niemanden aufzudrin-
gen, vielweniger Hrn. Prof. Gottſched eine frem-
de Arbeit zu unterſchieben: Jch ſage nur unmaß-

geblich
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[44/0046] Echo Er ſagt gantz trotzig: Jch will dem Liſcov nicht geſchmeichelt haben. Denn er weis nicht, ob ich ſein Freund oder Feind, ſein Vereh- rer oder ſein Tadler bin: Und ich weis es auch nicht. Denn meine Waage giebt noch auf kiene Seite Ausſchlag genug. Nun weis ich aber in Leipzig keinen einzigen Menſchen, der die geringſte Urſache haͤtte, mit Hrn. Liſcov unzu- frieden zu ſeyn, als eben den Hrn. Prof. Gott- ſched, der ſich ſchon vor vielen Jahren mit Hrn. Prof. Philippi wider ihn verbunden, und der jenem auch damahls nicht geſchmeichelt hat, als er in einem vertraulichen Schreiben an ſei- nen neuen Bundsverwandten, den Hrn. Philip- pi in Halle, die Liſcoviſche Satyre Briontes vor ein infames Pasquill erklaͤret hat. Wo- von eben Hr. Liſcov ſelbſt in der Vorrede zu der Sammlung ſeiner ſatyriſchen und ernſthaf- ten Schriften auf der 25ſten Seite kan nachgeſe- hen werden. Und man wird nun wol begreif- fen koͤnnen, daß Hr. Prof. Gottſched ſelbſt nicht eigentlich und ſicher wiſſen kan, wie er mit Hr. Liſcov daran iſt, ſo lange dieſer noch bey Leben iſt, und die kleinen Geiſter und elenden Scribenten mit ſeinen Stacheln beunruhigen und verfolgen kan. Dieſes ſind nun die Gruͤnde, die mich in der Unterſuchung von dem wahren Verfaſſer die- ſer Anmerkungen bewogen haben, meinen Ver- dacht auf Hrn. Prof. Gottſched zu werffen. Jch ſuche meine Meinung niemanden aufzudrin- gen, vielweniger Hrn. Prof. Gottſched eine frem- de Arbeit zu unterſchieben: Jch ſage nur unmaß- geblich

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung04_1742/46>, abgerufen am 29.03.2024.