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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.

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Echo
"gierde der Unfehlbarkeit nicht? Nun muß
"ich erst lachen, da mir der Hr. D. solche sau-
"bere Quellen zeiget! Aus dem heiligen Le-
"xico
soll ich lernen, - - etc.

Jn dem IV. St. der Beyträge finde ich einen
gantzen Artickel, in welchem diese hochdeutsche
Höflichkeit gegen den Hrn. Wocken, Conrector
auf dem königl. Gymnasio zu Neu-Stettin ver-
schwendet wird. Jch will nur ein Paar Stellen
zur Probe anführen:

1.) "Er hat dieses ge-
"ringe Werck, (welches Beywort ich ihm aus
"Furcht einer strengen Antung nicht streitig ma-
"chen darf,) vor junge Gemüther geschrieben,
"die kein judicium haben." 2.) "Man wird
"in den Exempeln überhaupt dasjenige kaum
"antreffen, was ein nothdürftiger Versma-
"cher brauchet, die Sylben über Hals und
"Kopf in Reimen zu bringen." 3.) "Da ist
"alles kalt, schläfrig, matt, kriechend und
"niederträchtig."

Jn dem XXIV. St. kömmt ein neues Muster
von dieser critischen Höflichkeit zum Vorschein,
in der Beurtheilung über Hrn. Prof. D - -
Abhandlung vom oratorischen Frost.

1.) "Wir
"ersehen daraus, daß gegenwärtiger Frost den-
"noch auch einigen Nutzen mit sich gebracht
"habe, da er die Feder des Herrn Prof. zu ei-
"ner Ausführung gelencket hat, die sonst allem
"Ansehen nach der gelehrten Welt unentdeckt
"geblieben seyn würde. Und gewiß diese Schrift
"dürfte ihrem Leser bey weitem nicht so gut ge-
"fallen haben, wenn sie in den Hundstagen
"ge-
Echo
„gierde der Unfehlbarkeit nicht? Nun muß
„ich erſt lachen, da mir der Hr. D. ſolche ſau-
„bere Quellen zeiget! Aus dem heiligen Le-
„xico
ſoll ich lernen, ‒ ‒ ꝛc.

Jn dem IV. St. der Beytraͤge finde ich einen
gantzen Artickel, in welchem dieſe hochdeutſche
Hoͤflichkeit gegen den Hrn. Wocken, Conrector
auf dem koͤnigl. Gymnaſio zu Neu-Stettin ver-
ſchwendet wird. Jch will nur ein Paar Stellen
zur Probe anfuͤhren:

1.) „Er hat dieſes ge-
„ringe Werck, (welches Beywort ich ihm aus
„Furcht einer ſtrengen Antung nicht ſtreitig ma-
„chen darf,) vor junge Gemuͤther geſchrieben,
„die kein judicium haben.„ 2.) „Man wird
„in den Exempeln uͤberhaupt dasjenige kaum
„antreffen, was ein nothduͤrftiger Versma-
„cher brauchet, die Sylben uͤber Hals und
„Kopf in Reimen zu bringen.„ 3.) „Da iſt
„alles kalt, ſchlaͤfrig, matt, kriechend und
„niedertraͤchtig.„

Jn dem XXIV. St. koͤmmt ein neues Muſter
von dieſer critiſchen Hoͤflichkeit zum Vorſchein,
in der Beurtheilung uͤber Hrn. Prof. D ‒ ‒
Abhandlung vom oratoriſchen Froſt.

1.) „Wir
„erſehen daraus, daß gegenwaͤrtiger Froſt den-
„noch auch einigen Nutzen mit ſich gebracht
„habe, da er die Feder des Herrn Prof. zu ei-
„ner Ausfuͤhrung gelencket hat, die ſonſt allem
„Anſehen nach der gelehrten Welt unentdeckt
„geblieben ſeyn wuͤrde. Und gewiß dieſe Schrift
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„fallen haben, wenn ſie in den Hundstagen
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[20/0020] Echo „gierde der Unfehlbarkeit nicht? Nun muß „ich erſt lachen, da mir der Hr. D. ſolche ſau- „bere Quellen zeiget! Aus dem heiligen Le- „xico ſoll ich lernen, ‒ ‒ ꝛc. Jn dem IV. St. der Beytraͤge finde ich einen gantzen Artickel, in welchem dieſe hochdeutſche Hoͤflichkeit gegen den Hrn. Wocken, Conrector auf dem koͤnigl. Gymnaſio zu Neu-Stettin ver- ſchwendet wird. Jch will nur ein Paar Stellen zur Probe anfuͤhren: 1.) „Er hat dieſes ge- „ringe Werck, (welches Beywort ich ihm aus „Furcht einer ſtrengen Antung nicht ſtreitig ma- „chen darf,) vor junge Gemuͤther geſchrieben, „die kein judicium haben.„ 2.) „Man wird „in den Exempeln uͤberhaupt dasjenige kaum „antreffen, was ein nothduͤrftiger Versma- „cher brauchet, die Sylben uͤber Hals und „Kopf in Reimen zu bringen.„ 3.) „Da iſt „alles kalt, ſchlaͤfrig, matt, kriechend und „niedertraͤchtig.„ Jn dem XXIV. St. koͤmmt ein neues Muſter von dieſer critiſchen Hoͤflichkeit zum Vorſchein, in der Beurtheilung uͤber Hrn. Prof. D ‒ ‒ Abhandlung vom oratoriſchen Froſt. 1.) „Wir „erſehen daraus, daß gegenwaͤrtiger Froſt den- „noch auch einigen Nutzen mit ſich gebracht „habe, da er die Feder des Herrn Prof. zu ei- „ner Ausfuͤhrung gelencket hat, die ſonſt allem „Anſehen nach der gelehrten Welt unentdeckt „geblieben ſeyn wuͤrde. Und gewiß dieſe Schrift „duͤrfte ihrem Leſer bey weitem nicht ſo gut ge- „fallen haben, wenn ſie in den Hundstagen „ge-

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/20>, abgerufen am 28.03.2024.