Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Langnau Schreiben
rungen, und denen Regeln, die ihr euch selbst ge-
machet haben wollet, übereinstimme, das lasse ich
alle redlichen Deutschen selbst ermessen. Damit
aber die zuverlässige Glaubwirdigkeit eurer gehei-
men Nachrichten bey der heutigen ungläubigen
Welt nicht etwann Noth leiden mögte, so war die
Behutsamkeit solche zu verhehlen sehr nothwendig;
Und die Worte: Die Geschichte dieser Tren-
nung gehöret nicht an diesen Ort;
zeigen, daß
ihr gar wol mercket, wo es euch vorträglich ist,
Geheimnißreich zu thun. Geheime Nachrichten
kan niemand weder billigen noch verwerffen, sie
können wahr seyn; sie können aber auch falsch oder
gar erdichtet seyn. Nur so viel kan ich euch die-
nen, daß Hr. Prof. Breitinger mit Hrn. Prof.
Gottscheden niemals in einer freundschaftlichen
Verbindung gestanden, und also die Trennung,
davon euch eure geheime Nachrichten die Ursache
entdecken sollen, recht unbegreifflich ist. Jnzwi-
schen kan man die wahren Ursachen des erregten
und noch immer fortdaurenden critischen Kriegs, in
welchem Hr. Gottsched mit seinem Heere nach dem
ersten Angriff sich in dem Streitfelde nur nicht
mehr darf blicken lassen, aus der Vorrede zu der
Echo des deutschen Witzes in dem IV.ten Stücke
der Critisch. Sammlung von Zürich sattsam er-
sehen.

E. Auf der 425. Seiten des VI.ten Artickels
machet ihr eine Erzehlung, die mir einen Mangel
der Gemüthsbilligkeit nur zu sehr verräth, und
eure großsprechenden Versicherungen einer aufrich-
tigen Unparteylichkeit beschämet; Es heißt:

"Jm

Von Langnau Schreiben
rungen, und denen Regeln, die ihr euch ſelbſt ge-
machet haben wollet, uͤbereinſtimme, das laſſe ich
alle redlichen Deutſchen ſelbſt ermeſſen. Damit
aber die zuverlaͤſſige Glaubwirdigkeit eurer gehei-
men Nachrichten bey der heutigen unglaͤubigen
Welt nicht etwann Noth leiden moͤgte, ſo war die
Behutſamkeit ſolche zu verhehlen ſehr nothwendig;
Und die Worte: Die Geſchichte dieſer Tren-
nung gehoͤret nicht an dieſen Ort;
zeigen, daß
ihr gar wol mercket, wo es euch vortraͤglich iſt,
Geheimnißreich zu thun. Geheime Nachrichten
kan niemand weder billigen noch verwerffen, ſie
koͤnnen wahr ſeyn; ſie koͤnnen aber auch falſch oder
gar erdichtet ſeyn. Nur ſo viel kan ich euch die-
nen, daß Hr. Prof. Breitinger mit Hrn. Prof.
Gottſcheden niemals in einer freundſchaftlichen
Verbindung geſtanden, und alſo die Trennung,
davon euch eure geheime Nachrichten die Urſache
entdecken ſollen, recht unbegreifflich iſt. Jnzwi-
ſchen kan man die wahren Urſachen des erregten
und noch immer fortdaurenden critiſchen Kriegs, in
welchem Hr. Gottſched mit ſeinem Heere nach dem
erſten Angriff ſich in dem Streitfelde nur nicht
mehr darf blicken laſſen, aus der Vorrede zu der
Echo des deutſchen Witzes in dem IV.ten Stuͤcke
der Critiſch. Sammlung von Zuͤrich ſattſam er-
ſehen.

E. Auf der 425. Seiten des VI.ten Artickels
machet ihr eine Erzehlung, die mir einen Mangel
der Gemuͤthsbilligkeit nur zu ſehr verraͤth, und
eure großſprechenden Verſicherungen einer aufrich-
tigen Unparteylichkeit beſchaͤmet; Es heißt:

„Jm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0046" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Langnau Schreiben</hi></fw><lb/>
rungen, und denen Regeln, die ihr euch &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
machet haben wollet, u&#x0364;berein&#x017F;timme, das la&#x017F;&#x017F;e ich<lb/>
alle redlichen Deut&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t erme&#x017F;&#x017F;en. Damit<lb/>
aber die zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Glaubwirdigkeit eurer gehei-<lb/>
men Nachrichten bey der heutigen ungla&#x0364;ubigen<lb/>
Welt nicht etwann Noth leiden mo&#x0364;gte, &#x017F;o war die<lb/>
Behut&#x017F;amkeit &#x017F;olche zu verhehlen &#x017F;ehr nothwendig;<lb/>
Und die Worte: <hi rendition="#fr">Die Ge&#x017F;chichte die&#x017F;er Tren-<lb/>
nung geho&#x0364;ret nicht an die&#x017F;en Ort;</hi> zeigen, daß<lb/>
ihr gar wol mercket, wo es euch vortra&#x0364;glich i&#x017F;t,<lb/>
Geheimnißreich zu thun. Geheime Nachrichten<lb/>
kan niemand weder billigen noch verwerffen, &#x017F;ie<lb/>
ko&#x0364;nnen wahr &#x017F;eyn; &#x017F;ie ko&#x0364;nnen aber auch fal&#x017F;ch oder<lb/>
gar erdichtet &#x017F;eyn. Nur &#x017F;o viel kan ich euch die-<lb/>
nen, daß Hr. Prof. <hi rendition="#fr">Breitinger</hi> mit Hrn. Prof.<lb/><hi rendition="#fr">Gott&#x017F;cheden</hi> niemals in einer freund&#x017F;chaftlichen<lb/>
Verbindung ge&#x017F;tanden, und al&#x017F;o die Trennung,<lb/>
davon euch eure geheime Nachrichten die Ur&#x017F;ache<lb/>
entdecken &#x017F;ollen, recht unbegreifflich i&#x017F;t. Jnzwi-<lb/>
&#x017F;chen kan man die wahren Ur&#x017F;achen des erregten<lb/>
und noch immer fortdaurenden criti&#x017F;chen Kriegs, in<lb/>
welchem Hr. Gott&#x017F;ched mit &#x017F;einem Heere nach dem<lb/>
er&#x017F;ten Angriff &#x017F;ich in dem Streitfelde nur nicht<lb/>
mehr darf blicken la&#x017F;&#x017F;en, aus der Vorrede zu der<lb/>
Echo des deut&#x017F;chen Witzes in dem <hi rendition="#aq">IV.</hi>ten Stu&#x0364;cke<lb/>
der Criti&#x017F;ch. Sammlung von Zu&#x0364;rich &#x017F;att&#x017F;am er-<lb/>
&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">E.</hi> Auf der 425. Seiten des <hi rendition="#aq">VI.</hi>ten Artickels<lb/>
machet ihr eine Erzehlung, die mir einen Mangel<lb/>
der Gemu&#x0364;thsbilligkeit nur zu &#x017F;ehr verra&#x0364;th, und<lb/>
eure groß&#x017F;prechenden Ver&#x017F;icherungen einer aufrich-<lb/>
tigen Unparteylichkeit be&#x017F;cha&#x0364;met; Es heißt:</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Jm</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0046] Von Langnau Schreiben rungen, und denen Regeln, die ihr euch ſelbſt ge- machet haben wollet, uͤbereinſtimme, das laſſe ich alle redlichen Deutſchen ſelbſt ermeſſen. Damit aber die zuverlaͤſſige Glaubwirdigkeit eurer gehei- men Nachrichten bey der heutigen unglaͤubigen Welt nicht etwann Noth leiden moͤgte, ſo war die Behutſamkeit ſolche zu verhehlen ſehr nothwendig; Und die Worte: Die Geſchichte dieſer Tren- nung gehoͤret nicht an dieſen Ort; zeigen, daß ihr gar wol mercket, wo es euch vortraͤglich iſt, Geheimnißreich zu thun. Geheime Nachrichten kan niemand weder billigen noch verwerffen, ſie koͤnnen wahr ſeyn; ſie koͤnnen aber auch falſch oder gar erdichtet ſeyn. Nur ſo viel kan ich euch die- nen, daß Hr. Prof. Breitinger mit Hrn. Prof. Gottſcheden niemals in einer freundſchaftlichen Verbindung geſtanden, und alſo die Trennung, davon euch eure geheime Nachrichten die Urſache entdecken ſollen, recht unbegreifflich iſt. Jnzwi- ſchen kan man die wahren Urſachen des erregten und noch immer fortdaurenden critiſchen Kriegs, in welchem Hr. Gottſched mit ſeinem Heere nach dem erſten Angriff ſich in dem Streitfelde nur nicht mehr darf blicken laſſen, aus der Vorrede zu der Echo des deutſchen Witzes in dem IV.ten Stuͤcke der Critiſch. Sammlung von Zuͤrich ſattſam er- ſehen. E. Auf der 425. Seiten des VI.ten Artickels machet ihr eine Erzehlung, die mir einen Mangel der Gemuͤthsbilligkeit nur zu ſehr verraͤth, und eure großſprechenden Verſicherungen einer aufrich- tigen Unparteylichkeit beſchaͤmet; Es heißt: „Jm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung11_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung11_1743/46
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung11_1743/46>, abgerufen am 25.04.2024.