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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust.
sich schon ihre Verwendung für kleineres Haarwild.*) Eine Abart
der Prellbolzen bildeten die Kronbolzen. (Fig. 506 d.) Diese meist
sehr schweren Geschosse dienten vorzugsweise auf der Jagd nach
Adlern und Geiern. Gabelbolzen (Fig. 507 d), welche wir wieder-
holt im Theuerdank dargestellt finden, waren ihrer kräftigen Wirkung
wegen auf der Gemsjagd beliebt; ihr Flug aber war unsicher, da sie
sich nicht selten überschlugen. Endlich erwähnen wir noch der
Schneidebolzen (Fig. 506 e). Solche mit breiten, halbmond-
förmigen Eisen, "mads" (Fig. 507 c) genannt, verwendete man bei
der Jagd auf Hochwild, leichte Schneidebolzen vorzugsweise auf der
Enten- ("Antvogel"-) Jagd, da sie im Fluge nur ein ganz geringes
[Abbildung] Fig. 508.

Gemeiner Bolzenköcher aus gepresstem Leder.
Nach Viollet-le-Duc.

[Abbildung] Fig. 509.

Gemeiner Bolzenköcher aus Holz, mit Schweins-
haut überzogen und mit gepresstem Kalbleder besetzt. 15. Jahrhundert.

[Abbildung] Fig. 510.

Bolzenköcher für die Jagd von Holz, mit Schweins-
haut überzogen. Der Deckel und der Besatz sind aus Leder, mit
Gürtelriemen. 15. Jahrhundert.

Geräusch erzeugten. Schliesslich wäre zu bemerken, dass einige Arten
feinerer Jagdbolzen zunächst der Spitze kleine eiserne Warzen besitzen,
die als Absehkorn beim Zielen dienten. (Fig. 506 b und c.)

Die Behältnisse für die Bolzen, "Köcher", wurden, wenn auch

*) Kurze Bolzen mit dicken, birnformigen Spitzen verwendete man in den
Schützengesellschaften beim sogenannten Papagei- oder Vogelschiessen.

D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust.
sich schon ihre Verwendung für kleineres Haarwild.*) Eine Abart
der Prellbolzen bildeten die Kronbolzen. (Fig. 506 d.) Diese meist
sehr schweren Geschosse dienten vorzugsweise auf der Jagd nach
Adlern und Geiern. Gabelbolzen (Fig. 507 d), welche wir wieder-
holt im Theuerdank dargestellt finden, waren ihrer kräftigen Wirkung
wegen auf der Gemsjagd beliebt; ihr Flug aber war unsicher, da sie
sich nicht selten überschlugen. Endlich erwähnen wir noch der
Schneidebolzen (Fig. 506 e). Solche mit breiten, halbmond-
förmigen Eisen, „mads“ (Fig. 507 c) genannt, verwendete man bei
der Jagd auf Hochwild, leichte Schneidebolzen vorzugsweise auf der
Enten- („Antvogel“-) Jagd, da sie im Fluge nur ein ganz geringes
[Abbildung] Fig. 508.

Gemeiner Bolzenköcher aus gepreſstem Leder.
Nach Viollet-le-Duc.

[Abbildung] Fig. 509.

Gemeiner Bolzenköcher aus Holz, mit Schweins-
haut überzogen und mit gepreſstem Kalbleder besetzt. 15. Jahrhundert.

[Abbildung] Fig. 510.

Bolzenköcher für die Jagd von Holz, mit Schweins-
haut überzogen. Der Deckel und der Besatz sind aus Leder, mit
Gürtelriemen. 15. Jahrhundert.

Geräusch erzeugten. Schlieſslich wäre zu bemerken, daſs einige Arten
feinerer Jagdbolzen zunächst der Spitze kleine eiserne Warzen besitzen,
die als Absehkorn beim Zielen dienten. (Fig. 506 b und c.)

Die Behältnisse für die Bolzen, „Köcher“, wurden, wenn auch

*) Kurze Bolzen mit dicken, birnformigen Spitzen verwendete man in den
Schützengesellschaften beim sogenannten Papagei- oder Vogelschieſsen.
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[429/0447] D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust. sich schon ihre Verwendung für kleineres Haarwild. *) Eine Abart der Prellbolzen bildeten die Kronbolzen. (Fig. 506 d.) Diese meist sehr schweren Geschosse dienten vorzugsweise auf der Jagd nach Adlern und Geiern. Gabelbolzen (Fig. 507 d), welche wir wieder- holt im Theuerdank dargestellt finden, waren ihrer kräftigen Wirkung wegen auf der Gemsjagd beliebt; ihr Flug aber war unsicher, da sie sich nicht selten überschlugen. Endlich erwähnen wir noch der Schneidebolzen (Fig. 506 e). Solche mit breiten, halbmond- förmigen Eisen, „mads“ (Fig. 507 c) genannt, verwendete man bei der Jagd auf Hochwild, leichte Schneidebolzen vorzugsweise auf der Enten- („Antvogel“-) Jagd, da sie im Fluge nur ein ganz geringes [Abbildung Fig. 508. Gemeiner Bolzenköcher aus gepreſstem Leder. Nach Viollet-le-Duc.] [Abbildung Fig. 509. Gemeiner Bolzenköcher aus Holz, mit Schweins- haut überzogen und mit gepreſstem Kalbleder besetzt. 15. Jahrhundert.] [Abbildung Fig. 510. Bolzenköcher für die Jagd von Holz, mit Schweins- haut überzogen. Der Deckel und der Besatz sind aus Leder, mit Gürtelriemen. 15. Jahrhundert.] Geräusch erzeugten. Schlieſslich wäre zu bemerken, daſs einige Arten feinerer Jagdbolzen zunächst der Spitze kleine eiserne Warzen besitzen, die als Absehkorn beim Zielen dienten. (Fig. 506 b und c.) Die Behältnisse für die Bolzen, „Köcher“, wurden, wenn auch *) Kurze Bolzen mit dicken, birnformigen Spitzen verwendete man in den Schützengesellschaften beim sogenannten Papagei- oder Vogelschieſsen.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/447>, abgerufen am 18.04.2024.