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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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F. Die Fahne und das Feldspiel.
den Sattelknopf gebunden, welche sowohl beim Marsche, vorzüglich
aber beim Anreiten an den Feind geschlagen wurde. Erst in nächster
Nähe des Angriffszieles wurden unter Geschrei die Säbel gezogen.

Diese Handpauken finden wir bis ins 17. Jahrhundert auch in
den moskowitischen, polnischen und ungarischen Reitertruppen, wie
denn diese Nationen ihre kriegerische Ausrüstung durch Jahrhunderte
nach orientalischen Mustern zusammenstellten. In Fig. 233 sehen wir
eine türkische Handpauke, die Lazarus Schwendi 1556 erbeutet hatte.

Im dreissigjährigen Kriege werden die Trommeln des Fussvolkes
kleiner im Durchmesser, dafür aber länger und bleiben so bis ins
18. Jahrhundert.

[Abbildung] Fig. 607.

Bedeckte Pauke eines österreichischen Kürassier-
Regiments. Die Paukendecke von grünem Damast mit schwerer Rand-
verzierung in Goldstickerei. In der Mitte der kaiserliche Adler mit den
Wappen von Habsburg-Lothringen im Herzschilde. Um 1750. K. u. k.
Heeresmuseum in Wien.

Die sogenannten grossen Trommeln bei der Feldmusik waren bei
den Janitscharen schon im 17. Jahrhundert im Gebrauch, durch kroa-
tische Regimenter kamen sie 1743 in die österreichische Armee und
von hier in alle übrigen. Mit ihnen zugleich die Handbecken,
"Tschinellen", die ein untrennbares Anhängsel der Trommeln bilden.

Schon ein Jahrhundert früher und wieder nach türkischen Vor-
bildern gesellte sich zur Trommel und Pfeife des Fussvolkes das so-

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F. Die Fahne und das Feldspiel.
den Sattelknopf gebunden, welche sowohl beim Marsche, vorzüglich
aber beim Anreiten an den Feind geschlagen wurde. Erst in nächster
Nähe des Angriffszieles wurden unter Geschrei die Säbel gezogen.

Diese Handpauken finden wir bis ins 17. Jahrhundert auch in
den moskowitischen, polnischen und ungarischen Reitertruppen, wie
denn diese Nationen ihre kriegerische Ausrüstung durch Jahrhunderte
nach orientalischen Mustern zusammenstellten. In Fig. 233 sehen wir
eine türkische Handpauke, die Lazarus Schwendi 1556 erbeutet hatte.

Im dreiſsigjährigen Kriege werden die Trommeln des Fuſsvolkes
kleiner im Durchmesser, dafür aber länger und bleiben so bis ins
18. Jahrhundert.

[Abbildung] Fig. 607.

Bedeckte Pauke eines österreichischen Kürassier-
Regiments. Die Paukendecke von grünem Damast mit schwerer Rand-
verzierung in Goldstickerei. In der Mitte der kaiserliche Adler mit den
Wappen von Habsburg-Lothringen im Herzschilde. Um 1750. K. u. k.
Heeresmuseum in Wien.

Die sogenannten groſsen Trommeln bei der Feldmusik waren bei
den Janitscharen schon im 17. Jahrhundert im Gebrauch, durch kroa-
tische Regimenter kamen sie 1743 in die österreichische Armee und
von hier in alle übrigen. Mit ihnen zugleich die Handbecken,
„Tschinellen“, die ein untrennbares Anhängsel der Trommeln bilden.

Schon ein Jahrhundert früher und wieder nach türkischen Vor-
bildern gesellte sich zur Trommel und Pfeife des Fuſsvolkes das so-

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[515/0533] F. Die Fahne und das Feldspiel. den Sattelknopf gebunden, welche sowohl beim Marsche, vorzüglich aber beim Anreiten an den Feind geschlagen wurde. Erst in nächster Nähe des Angriffszieles wurden unter Geschrei die Säbel gezogen. Diese Handpauken finden wir bis ins 17. Jahrhundert auch in den moskowitischen, polnischen und ungarischen Reitertruppen, wie denn diese Nationen ihre kriegerische Ausrüstung durch Jahrhunderte nach orientalischen Mustern zusammenstellten. In Fig. 233 sehen wir eine türkische Handpauke, die Lazarus Schwendi 1556 erbeutet hatte. Im dreiſsigjährigen Kriege werden die Trommeln des Fuſsvolkes kleiner im Durchmesser, dafür aber länger und bleiben so bis ins 18. Jahrhundert. [Abbildung Fig. 607. Bedeckte Pauke eines österreichischen Kürassier- Regiments. Die Paukendecke von grünem Damast mit schwerer Rand- verzierung in Goldstickerei. In der Mitte der kaiserliche Adler mit den Wappen von Habsburg-Lothringen im Herzschilde. Um 1750. K. u. k. Heeresmuseum in Wien. ] Die sogenannten groſsen Trommeln bei der Feldmusik waren bei den Janitscharen schon im 17. Jahrhundert im Gebrauch, durch kroa- tische Regimenter kamen sie 1743 in die österreichische Armee und von hier in alle übrigen. Mit ihnen zugleich die Handbecken, „Tschinellen“, die ein untrennbares Anhängsel der Trommeln bilden. Schon ein Jahrhundert früher und wieder nach türkischen Vor- bildern gesellte sich zur Trommel und Pfeife des Fuſsvolkes das so- 33*

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/533>, abgerufen am 25.04.2024.