Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite
7. Historische Sammlung in Kopenhagen.
7. Die historische Waffensammlung in Kopenhagen.

Die historische Waffensammlung des Zeughauses geht in ihren
Anfängen bis 1604 zurück, in welchem Jahre König Christian IV.
die noch aus der Zeit Friedrichs II. stammenden Waffen in dem
Gebäude der königlichen Bibliothek vereinte und dazu auch die in
einzelnen Städten noch vorhandenen Waffenbestände heranzog. Im
vorigen Jahrhundert wurde die Sammlung an ihren heutigen Ort im
Zeughaus übertragen, wo die Geschütze im Hofe, die übrigen Stücke
in zwei Stockwerken untergebracht sind. Die historische Waffen-
sammlung entspricht auch hier nur teilweise ihrer Bezeichnung, da
sie in ihrer Zusammensetzung und Anordnung mehr eine kriegsge-
schichtliche Sammlung Dänemarks ist, insofern die Waffe nicht um
ihrer selbst willen, sondern als geschichtlicher Zeuge erscheint und
auf deren Entwickelungsgang erst in zweiter Linie Rücksicht genom-
men ist. Dessenungeachtet gehört diese museale Anstalt auch in Be-
ziehung auf das Waffenwesen zu den wertvollsten und lehrreichsten
der Welt. Sie besteht aus der Geschützsammlung, der Sammlung
der Handfeuerwaffen, der blanken Waffen, der Schutzwaffen, endlich
aus der Sammlung von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen, Fahnen,
Feldspiel etc. Die Sammlung zählt rund 3000 Nummern.

8. Die Sammlung von Waffen im Tower zu London.

Die ansehnliche, ebenso kostbare wie seltene Gegenstände ent-
haltende Waffensammlung im Tower zu London diente ursprünglich
rein praktischen Zwecken. Sie ging aus einer Rüstkammer der Könige
und ihrer Dienstleute hervor. Als solche mag sie schon unter Wil-
helm dem Eroberer entstanden sein, der 1078 den ältesten Teil des
Tower, den "White Tower", erbaute. Freilich reicht kein Stück der
heutigen Sammlung mehr in diese Periode hinan. Die früheste Er-
wähnung einer königlichen Rüstkammer finden wir erst unter der
Regierung Eduards VI. 1547.

Diesen Charakter als eine der königlichen Stallmeisterei unter-
stehende Rüstkammer behielt sie bis ans Ende des 17. Jahrhunderts
und erst Karl II. bildete sie zu einem mehr musealen Institut aus,
indem er den Inhalt in dem alten, an den weissen Tower angebauten
Hors Armoury neu aufstellen liess, die Gewehrsammlung in dem Small
Armoury mit ihr organisch vereinigte und sie dem Publikum eröffnete.
Im Jahre 1841 verbrannte die Gewehrsammlung, wobei nicht weniger
als 150000 alter Gewehre zu Grunde gingen. In den Jahren 1882
und 1883 wurde das alte Hors Armoury an der Südseite abgebrochen
und damit der alte Turm freigelegt, die Waffen aber wurden in den

40*
7. Historische Sammlung in Kopenhagen.
7. Die historische Waffensammlung in Kopenhagen.

Die historische Waffensammlung des Zeughauses geht in ihren
Anfängen bis 1604 zurück, in welchem Jahre König Christian IV.
die noch aus der Zeit Friedrichs II. stammenden Waffen in dem
Gebäude der königlichen Bibliothek vereinte und dazu auch die in
einzelnen Städten noch vorhandenen Waffenbestände heranzog. Im
vorigen Jahrhundert wurde die Sammlung an ihren heutigen Ort im
Zeughaus übertragen, wo die Geschütze im Hofe, die übrigen Stücke
in zwei Stockwerken untergebracht sind. Die historische Waffen-
sammlung entspricht auch hier nur teilweise ihrer Bezeichnung, da
sie in ihrer Zusammensetzung und Anordnung mehr eine kriegsge-
schichtliche Sammlung Dänemarks ist, insofern die Waffe nicht um
ihrer selbst willen, sondern als geschichtlicher Zeuge erscheint und
auf deren Entwickelungsgang erst in zweiter Linie Rücksicht genom-
men ist. Dessenungeachtet gehört diese museale Anstalt auch in Be-
ziehung auf das Waffenwesen zu den wertvollsten und lehrreichsten
der Welt. Sie besteht aus der Geschützsammlung, der Sammlung
der Handfeuerwaffen, der blanken Waffen, der Schutzwaffen, endlich
aus der Sammlung von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen, Fahnen,
Feldspiel etc. Die Sammlung zählt rund 3000 Nummern.

8. Die Sammlung von Waffen im Tower zu London.

Die ansehnliche, ebenso kostbare wie seltene Gegenstände ent-
haltende Waffensammlung im Tower zu London diente ursprünglich
rein praktischen Zwecken. Sie ging aus einer Rüstkammer der Könige
und ihrer Dienstleute hervor. Als solche mag sie schon unter Wil-
helm dem Eroberer entstanden sein, der 1078 den ältesten Teil des
Tower, den „White Tower“, erbaute. Freilich reicht kein Stück der
heutigen Sammlung mehr in diese Periode hinan. Die früheste Er-
wähnung einer königlichen Rüstkammer finden wir erst unter der
Regierung Eduards VI. 1547.

Diesen Charakter als eine der königlichen Stallmeisterei unter-
stehende Rüstkammer behielt sie bis ans Ende des 17. Jahrhunderts
und erst Karl II. bildete sie zu einem mehr musealen Institut aus,
indem er den Inhalt in dem alten, an den weiſsen Tower angebauten
Hors Armoury neu aufstellen lieſs, die Gewehrsammlung in dem Small
Armoury mit ihr organisch vereinigte und sie dem Publikum eröffnete.
Im Jahre 1841 verbrannte die Gewehrsammlung, wobei nicht weniger
als 150000 alter Gewehre zu Grunde gingen. In den Jahren 1882
und 1883 wurde das alte Hors Armoury an der Südseite abgebrochen
und damit der alte Turm freigelegt, die Waffen aber wurden in den

40*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0645" n="627"/>
        <fw place="top" type="header">7. Historische Sammlung in Kopenhagen.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">7. Die historische Waffensammlung in Kopenhagen.</hi> </head><lb/>
          <p>Die historische Waffensammlung des Zeughauses geht in ihren<lb/>
Anfängen bis 1604 zurück, in welchem Jahre König Christian IV.<lb/>
die noch aus der Zeit Friedrichs II. stammenden Waffen in dem<lb/>
Gebäude der königlichen Bibliothek vereinte und dazu auch die in<lb/>
einzelnen Städten noch vorhandenen Waffenbestände heranzog. Im<lb/>
vorigen Jahrhundert wurde die Sammlung an ihren heutigen Ort im<lb/>
Zeughaus übertragen, wo die Geschütze im Hofe, die übrigen Stücke<lb/>
in zwei Stockwerken untergebracht sind. Die historische Waffen-<lb/>
sammlung entspricht auch hier nur teilweise ihrer Bezeichnung, da<lb/>
sie in ihrer Zusammensetzung und Anordnung mehr eine kriegsge-<lb/>
schichtliche Sammlung Dänemarks ist, insofern die Waffe nicht um<lb/>
ihrer selbst willen, sondern als geschichtlicher Zeuge erscheint und<lb/>
auf deren Entwickelungsgang erst in zweiter Linie Rücksicht genom-<lb/>
men ist. Dessenungeachtet gehört diese museale Anstalt auch in Be-<lb/>
ziehung auf das Waffenwesen zu den wertvollsten und lehrreichsten<lb/>
der Welt. Sie besteht aus der Geschützsammlung, der Sammlung<lb/>
der Handfeuerwaffen, der blanken Waffen, der Schutzwaffen, endlich<lb/>
aus der Sammlung von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen, Fahnen,<lb/>
Feldspiel etc. Die Sammlung zählt rund 3000 Nummern.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">8. Die Sammlung von Waffen im Tower zu London.</hi> </head><lb/>
          <p>Die ansehnliche, ebenso kostbare wie seltene Gegenstände ent-<lb/>
haltende Waffensammlung im Tower zu London diente ursprünglich<lb/>
rein praktischen Zwecken. Sie ging aus einer Rüstkammer der Könige<lb/>
und ihrer Dienstleute hervor. Als solche mag sie schon unter Wil-<lb/>
helm dem Eroberer entstanden sein, der 1078 den ältesten Teil des<lb/>
Tower, den &#x201E;White Tower&#x201C;, erbaute. Freilich reicht kein Stück der<lb/>
heutigen Sammlung mehr in diese Periode hinan. Die früheste Er-<lb/>
wähnung einer königlichen Rüstkammer finden wir erst unter der<lb/>
Regierung Eduards VI. 1547.</p><lb/>
          <p>Diesen Charakter als eine der königlichen Stallmeisterei unter-<lb/>
stehende Rüstkammer behielt sie bis ans Ende des 17. Jahrhunderts<lb/>
und erst Karl II. bildete sie zu einem mehr musealen Institut aus,<lb/>
indem er den Inhalt in dem alten, an den wei&#x017F;sen Tower angebauten<lb/>
Hors Armoury neu aufstellen lie&#x017F;s, die Gewehrsammlung in dem Small<lb/>
Armoury mit ihr organisch vereinigte und sie dem Publikum eröffnete.<lb/>
Im Jahre 1841 verbrannte die Gewehrsammlung, wobei nicht weniger<lb/>
als 150000 alter Gewehre zu Grunde gingen. In den Jahren 1882<lb/>
und 1883 wurde das alte Hors Armoury an der Südseite abgebrochen<lb/>
und damit der alte Turm freigelegt, die Waffen aber wurden in den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">40*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[627/0645] 7. Historische Sammlung in Kopenhagen. 7. Die historische Waffensammlung in Kopenhagen. Die historische Waffensammlung des Zeughauses geht in ihren Anfängen bis 1604 zurück, in welchem Jahre König Christian IV. die noch aus der Zeit Friedrichs II. stammenden Waffen in dem Gebäude der königlichen Bibliothek vereinte und dazu auch die in einzelnen Städten noch vorhandenen Waffenbestände heranzog. Im vorigen Jahrhundert wurde die Sammlung an ihren heutigen Ort im Zeughaus übertragen, wo die Geschütze im Hofe, die übrigen Stücke in zwei Stockwerken untergebracht sind. Die historische Waffen- sammlung entspricht auch hier nur teilweise ihrer Bezeichnung, da sie in ihrer Zusammensetzung und Anordnung mehr eine kriegsge- schichtliche Sammlung Dänemarks ist, insofern die Waffe nicht um ihrer selbst willen, sondern als geschichtlicher Zeuge erscheint und auf deren Entwickelungsgang erst in zweiter Linie Rücksicht genom- men ist. Dessenungeachtet gehört diese museale Anstalt auch in Be- ziehung auf das Waffenwesen zu den wertvollsten und lehrreichsten der Welt. Sie besteht aus der Geschützsammlung, der Sammlung der Handfeuerwaffen, der blanken Waffen, der Schutzwaffen, endlich aus der Sammlung von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen, Fahnen, Feldspiel etc. Die Sammlung zählt rund 3000 Nummern. 8. Die Sammlung von Waffen im Tower zu London. Die ansehnliche, ebenso kostbare wie seltene Gegenstände ent- haltende Waffensammlung im Tower zu London diente ursprünglich rein praktischen Zwecken. Sie ging aus einer Rüstkammer der Könige und ihrer Dienstleute hervor. Als solche mag sie schon unter Wil- helm dem Eroberer entstanden sein, der 1078 den ältesten Teil des Tower, den „White Tower“, erbaute. Freilich reicht kein Stück der heutigen Sammlung mehr in diese Periode hinan. Die früheste Er- wähnung einer königlichen Rüstkammer finden wir erst unter der Regierung Eduards VI. 1547. Diesen Charakter als eine der königlichen Stallmeisterei unter- stehende Rüstkammer behielt sie bis ans Ende des 17. Jahrhunderts und erst Karl II. bildete sie zu einem mehr musealen Institut aus, indem er den Inhalt in dem alten, an den weiſsen Tower angebauten Hors Armoury neu aufstellen lieſs, die Gewehrsammlung in dem Small Armoury mit ihr organisch vereinigte und sie dem Publikum eröffnete. Im Jahre 1841 verbrannte die Gewehrsammlung, wobei nicht weniger als 150000 alter Gewehre zu Grunde gingen. In den Jahren 1882 und 1883 wurde das alte Hors Armoury an der Südseite abgebrochen und damit der alte Turm freigelegt, die Waffen aber wurden in den 40*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/645
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/645>, abgerufen am 23.04.2024.