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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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4. Der Handschuh.
nur der linke Ellenbogen verstärkt. Diese Verstärkung wird durch
das aufgeschraubte Doppel- oder Stechmäusel (garde-bras) be-
wirkt. Dasselbe reicht mit grossem Fluge vom Mäusel bis an die
Armbeuge und deckt somit nur die vordere Armseite. Kleine Arm-
kacheln erhalten zuweilen am Oberrande Ansätze, welche aufge-
schraubt werden, lediglich um den
Flug zu vergrössern und die Arm-
beugen ausgiebiger zu schützen. Die
sogenannten grossen Stechmäusel,
welche sich über den halben Oberarm
verbreiten, sowie die Stechachseln,
die nebst der Schulter auch noch die
linke Helmseite und einen Teil der
Brust deckten, waren nur beim neuen
[Abbildung] Fig. 73.

Armzug aus geschuppten Plättchen gebildet nach einer
Abbildung im Codex: Musterbuch eines Plattners in der gräfl.
Thun'schen Fideicommissbibliothek im Schlosse zu Tetschen. Um 1550.

[Abbildung] Fig. 74.

Linksseitige Achselverstärkung mit hohem Brech-
rand, teils auch zum Turniergebrauche von einem Harnische des
Rupprecht von der Pfalz. (Gest. 1504.) Deutsche Arbeit um 1502.

welschen Gestech über die pallia üblich. Zuweilen findet sich an den
grossen Stechmäuseln oder den Stechachseln ein eingeschraubter Haken.
Viollet-le-duc*) vermutet, er diente zur Befestigung einer Tartsche.

*) Dictionnaire raisonne du Mobilier francais pag. 463.

4. Der Handschuh.
nur der linke Ellenbogen verstärkt. Diese Verstärkung wird durch
das aufgeschraubte Doppel- oder Stechmäusel (garde-bras) be-
wirkt. Dasselbe reicht mit groſsem Fluge vom Mäusel bis an die
Armbeuge und deckt somit nur die vordere Armseite. Kleine Arm-
kacheln erhalten zuweilen am Oberrande Ansätze, welche aufge-
schraubt werden, lediglich um den
Flug zu vergröſsern und die Arm-
beugen ausgiebiger zu schützen. Die
sogenannten groſsen Stechmäusel,
welche sich über den halben Oberarm
verbreiten, sowie die Stechachseln,
die nebst der Schulter auch noch die
linke Helmseite und einen Teil der
Brust deckten, waren nur beim neuen
[Abbildung] Fig. 73.

Armzug aus geschuppten Plättchen gebildet nach einer
Abbildung im Codex: Musterbuch eines Plattners in der gräfl.
Thun’schen Fideicommiſsbibliothek im Schloſse zu Tetschen. Um 1550.

[Abbildung] Fig. 74.

Linksseitige Achselverstärkung mit hohem Brech-
rand, teils auch zum Turniergebrauche von einem Harnische des
Rupprecht von der Pfalz. (Gest. 1504.) Deutsche Arbeit um 1502.

welschen Gestech über die pallia üblich. Zuweilen findet sich an den
groſsen Stechmäuseln oder den Stechachseln ein eingeschraubter Haken.
Viollet-le-duc*) vermutet, er diente zur Befestigung einer Tartsche.

*) Dictionnaire raisonné du Mobilier français pag. 463.
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[77/0095] 4. Der Handschuh. nur der linke Ellenbogen verstärkt. Diese Verstärkung wird durch das aufgeschraubte Doppel- oder Stechmäusel (garde-bras) be- wirkt. Dasselbe reicht mit groſsem Fluge vom Mäusel bis an die Armbeuge und deckt somit nur die vordere Armseite. Kleine Arm- kacheln erhalten zuweilen am Oberrande Ansätze, welche aufge- schraubt werden, lediglich um den Flug zu vergröſsern und die Arm- beugen ausgiebiger zu schützen. Die sogenannten groſsen Stechmäusel, welche sich über den halben Oberarm verbreiten, sowie die Stechachseln, die nebst der Schulter auch noch die linke Helmseite und einen Teil der Brust deckten, waren nur beim neuen [Abbildung Fig. 73. Armzug aus geschuppten Plättchen gebildet nach einer Abbildung im Codex: Musterbuch eines Plattners in der gräfl. Thun’schen Fideicommiſsbibliothek im Schloſse zu Tetschen. Um 1550.] [Abbildung Fig. 74. Linksseitige Achselverstärkung mit hohem Brech- rand, teils auch zum Turniergebrauche von einem Harnische des Rupprecht von der Pfalz. (Gest. 1504.) Deutsche Arbeit um 1502.] welschen Gestech über die pallia üblich. Zuweilen findet sich an den groſsen Stechmäuseln oder den Stechachseln ein eingeschraubter Haken. Viollet-le-duc *) vermutet, er diente zur Befestigung einer Tartsche. *) Dictionnaire raisonné du Mobilier français pag. 463.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/95>, abgerufen am 23.04.2024.