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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832.

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yer Collard und den Goldfuchs Dupin dafür durch¬
zuprügeln; als ich sie aber am Abend durchklatschen
sah, war ich ganz zufrieden, und ich hätte ihnen
nichts zu Leide gethan, wenn ich ihnen gleich darauf
in einem Salon begegnet wäre. Ich wünschte mir
auch unsern Senator aus Soden herbei, der lieber
Schweinhirt seyn möchte, als französischer Minister.
So einem deutschen Polizei-König muß in London
und Paris zu Muthe seyn, wie einem Nordländer
in Neapel. Die Freiheit hat wohl ihre rauhen Tage;
da sie aber selten sind, ist nicht gesorgt für Kamin
und Pelz. Und jetzt spricht der Russe, wäre ich
nur zu Hause, da ist es wärmer und besser und
der Tölpel macht sich lustig über die schöne Natur
im Süden! ...

Nach dem Akte, der Napoleons Rückkehr von
Elba spielt, fällt ein Vorhang, auf welchem die
Stadt Paris in der Vogelperspective gemalt ist, und
hoch in der Luft schwebt ein Adler, im Schnabel
einen Lorberzweig, in der Klaue die dreifarbige
Fahne tragend, und Ruhm und Freiheit nach Frank¬
reich zurückbringend; das ist von unglaublich schöner
Wirkung. ... Manchmal waren die Zuschauer auch
wie die Kinder. Als auf Helena Hudson Lowe auf¬
trat, wurde er ausgezischt mit einer Bosheit, mit

yer Collard und den Goldfuchs Dupin dafür durch¬
zuprügeln; als ich ſie aber am Abend durchklatſchen
ſah, war ich ganz zufrieden, und ich hätte ihnen
nichts zu Leide gethan, wenn ich ihnen gleich darauf
in einem Salon begegnet wäre. Ich wünſchte mir
auch unſern Senator aus Soden herbei, der lieber
Schweinhirt ſeyn möchte, als franzöſiſcher Miniſter.
So einem deutſchen Polizei-König muß in London
und Paris zu Muthe ſeyn, wie einem Nordländer
in Neapel. Die Freiheit hat wohl ihre rauhen Tage;
da ſie aber ſelten ſind, iſt nicht geſorgt für Kamin
und Pelz. Und jetzt ſpricht der Ruſſe, wäre ich
nur zu Hauſe, da iſt es wärmer und beſſer und
der Tölpel macht ſich luſtig über die ſchöne Natur
im Süden! ...

Nach dem Akte, der Napoleons Rückkehr von
Elba ſpielt, fällt ein Vorhang, auf welchem die
Stadt Paris in der Vogelperſpective gemalt iſt, und
hoch in der Luft ſchwebt ein Adler, im Schnabel
einen Lorberzweig, in der Klaue die dreifarbige
Fahne tragend, und Ruhm und Freiheit nach Frank¬
reich zurückbringend; das iſt von unglaublich ſchöner
Wirkung. ... Manchmal waren die Zuſchauer auch
wie die Kinder. Als auf Helena Hudſon Lowe auf¬
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[192/0206] yer Collard und den Goldfuchs Dupin dafür durch¬ zuprügeln; als ich ſie aber am Abend durchklatſchen ſah, war ich ganz zufrieden, und ich hätte ihnen nichts zu Leide gethan, wenn ich ihnen gleich darauf in einem Salon begegnet wäre. Ich wünſchte mir auch unſern Senator aus Soden herbei, der lieber Schweinhirt ſeyn möchte, als franzöſiſcher Miniſter. So einem deutſchen Polizei-König muß in London und Paris zu Muthe ſeyn, wie einem Nordländer in Neapel. Die Freiheit hat wohl ihre rauhen Tage; da ſie aber ſelten ſind, iſt nicht geſorgt für Kamin und Pelz. Und jetzt ſpricht der Ruſſe, wäre ich nur zu Hauſe, da iſt es wärmer und beſſer und der Tölpel macht ſich luſtig über die ſchöne Natur im Süden! ... Nach dem Akte, der Napoleons Rückkehr von Elba ſpielt, fällt ein Vorhang, auf welchem die Stadt Paris in der Vogelperſpective gemalt iſt, und hoch in der Luft ſchwebt ein Adler, im Schnabel einen Lorberzweig, in der Klaue die dreifarbige Fahne tragend, und Ruhm und Freiheit nach Frank¬ reich zurückbringend; das iſt von unglaublich ſchöner Wirkung. ... Manchmal waren die Zuſchauer auch wie die Kinder. Als auf Helena Hudſon Lowe auf¬ trat, wurde er ausgeziſcht mit einer Bosheit, mit

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 1. Hamburg, 1832, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris01_1832/206>, abgerufen am 16.04.2024.