Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

len gezogen werden. Finden sie aber allerley Trost- und Glaubens-
Sprüche, so werden sie am sichersten gehen, wenn sie dieselben nicht so gleich
zu einem falschen Trost auf sich appliciren, sondern sich vielmehr dadurch
allererst zur Busse locken lassen, und GOTT anrufen, daß er ihnen ihre
Sünden, sonderlich ihr tiefes inneres Verderben der Erbsünde, recht auf-
decken, ein zerbrochenes, zerschlagenes und bußfertiges Herze geben, und
einen lebendigen Glauben, der durch die Liebe thätig ist, und die Welt über-
windet, in ihnen selber wirken wolle. Denn alsdenn, wenn sie recht buß-
fertig und gläubig sind, werden sie allererst die Kraft und Süßigkeit des Ev-
angelii empfinden, und durch dergleichen herrliche Trost-Sprüche sich trö-
sten und stärken können; weilalle Gnaden-Verheissungen des Evangelii nur
den Gebeugten und Bußfertigen, keines weges aber den Frechen, Eitlen
und Unbußfertigen gegeben sind. Was die Kinder GOttes betrifft, zu
deren Gebrauch dieses Werkgen sonderlich verfertiget ist; so werden die-
selbigen, da sie in der Einfalt und Demuth stehen, aus ihrer und anderer
Erfahrung wissen, daß der liebreiche Vater, vermöge seiner Freundlichkeit
und Leutseligkeit, sich nach unserer Schwachheit accommodiret, und dahero
auch auf diese Weise oftmals insbesondere, ein solches Wort der Stärkung
und Ermahnung, das sich recht eigentlich für unsere Umstände schicket, an

unser
a 3

len gezogen werden. Finden ſie aber allerley Troſt- und Glaubens-
Sprüche, ſo werden ſie am ſicherſten gehen, wenn ſie dieſelben nicht ſo gleich
zu einem falſchen Troſt auf ſich appliciren, ſondern ſich vielmehr dadurch
allererſt zur Buſſe locken laſſen, und GOTT anrufen, daß er ihnen ihre
Sünden, ſonderlich ihr tiefes inneres Verderben der Erbſünde, recht auf-
decken, ein zerbrochenes, zerſchlagenes und bußfertiges Herze geben, und
einen lebendigen Glauben, der durch die Liebe thätig iſt, und die Welt über-
windet, in ihnen ſelber wirken wolle. Denn alsdenn, wenn ſie recht buß-
fertig und gläubig ſind, werden ſie allererſt die Kraft und Süßigkeit des Ev-
angelii empfinden, und durch dergleichen herrliche Troſt-Sprüche ſich trö-
ſten und ſtärken können; weilalle Gnaden-Verheiſſungen des Evangelii nur
den Gebeugten und Bußfertigen, keines weges aber den Frechen, Eitlen
und Unbußfertigen gegeben ſind. Was die Kinder GOttes betrifft, zu
deren Gebrauch dieſes Werkgen ſonderlich verfertiget iſt; ſo werden die-
ſelbigen, da ſie in der Einfalt und Demuth ſtehen, aus ihrer und anderer
Erfahrung wiſſen, daß der liebreiche Vater, vermöge ſeiner Freundlichkeit
und Leutſeligkeit, ſich nach unſerer Schwachheit accommodiret, und dahero
auch auf dieſe Weiſe oftmals insbeſondere, ein ſolches Wort der Stärkung
und Ermahnung, das ſich recht eigentlich für unſere Umſtände ſchicket, an

unſer
a 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0009"/>
len gezogen werden. Finden &#x017F;ie aber allerley Tro&#x017F;t- und Glaubens-<lb/>
Sprüche, &#x017F;o werden &#x017F;ie am &#x017F;icher&#x017F;ten gehen, wenn &#x017F;ie die&#x017F;elben nicht &#x017F;o gleich<lb/>
zu einem fal&#x017F;chen Tro&#x017F;t auf &#x017F;ich appliciren, &#x017F;ondern &#x017F;ich vielmehr dadurch<lb/>
allerer&#x017F;t zur Bu&#x017F;&#x017F;e locken la&#x017F;&#x017F;en, und GOTT anrufen, daß er ihnen ihre<lb/>
Sünden, &#x017F;onderlich ihr tiefes inneres Verderben der Erb&#x017F;ünde, recht auf-<lb/>
decken, ein zerbrochenes, zer&#x017F;chlagenes und bußfertiges Herze geben, und<lb/>
einen lebendigen Glauben, der durch die Liebe thätig i&#x017F;t, und die Welt über-<lb/>
windet, in ihnen &#x017F;elber wirken wolle. Denn alsdenn, wenn &#x017F;ie recht buß-<lb/>
fertig und gläubig &#x017F;ind, werden &#x017F;ie allerer&#x017F;t die Kraft und Süßigkeit des Ev-<lb/>
angelii empfinden, und durch dergleichen herrliche Tro&#x017F;t-Sprüche &#x017F;ich trö-<lb/>
&#x017F;ten und &#x017F;tärken können; weilalle Gnaden-Verhei&#x017F;&#x017F;ungen des Evangelii nur<lb/>
den Gebeugten und Bußfertigen, keines weges aber den Frechen, Eitlen<lb/>
und Unbußfertigen gegeben &#x017F;ind. Was die Kinder GOttes betrifft, zu<lb/>
deren Gebrauch die&#x017F;es Werkgen &#x017F;onderlich verfertiget i&#x017F;t; &#x017F;o werden die-<lb/>
&#x017F;elbigen, da &#x017F;ie in der Einfalt und Demuth &#x017F;tehen, aus ihrer und anderer<lb/>
Erfahrung wi&#x017F;&#x017F;en, daß der liebreiche Vater, vermöge &#x017F;einer Freundlichkeit<lb/>
und Leut&#x017F;eligkeit, &#x017F;ich nach un&#x017F;erer Schwachheit accommodiret, und dahero<lb/>
auch auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e oftmals insbe&#x017F;ondere, ein &#x017F;olches Wort der Stärkung<lb/>
und Ermahnung, das &#x017F;ich recht eigentlich für un&#x017F;ere Um&#x017F;tände &#x017F;chicket, an<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">un&#x017F;er</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0009] len gezogen werden. Finden ſie aber allerley Troſt- und Glaubens- Sprüche, ſo werden ſie am ſicherſten gehen, wenn ſie dieſelben nicht ſo gleich zu einem falſchen Troſt auf ſich appliciren, ſondern ſich vielmehr dadurch allererſt zur Buſſe locken laſſen, und GOTT anrufen, daß er ihnen ihre Sünden, ſonderlich ihr tiefes inneres Verderben der Erbſünde, recht auf- decken, ein zerbrochenes, zerſchlagenes und bußfertiges Herze geben, und einen lebendigen Glauben, der durch die Liebe thätig iſt, und die Welt über- windet, in ihnen ſelber wirken wolle. Denn alsdenn, wenn ſie recht buß- fertig und gläubig ſind, werden ſie allererſt die Kraft und Süßigkeit des Ev- angelii empfinden, und durch dergleichen herrliche Troſt-Sprüche ſich trö- ſten und ſtärken können; weilalle Gnaden-Verheiſſungen des Evangelii nur den Gebeugten und Bußfertigen, keines weges aber den Frechen, Eitlen und Unbußfertigen gegeben ſind. Was die Kinder GOttes betrifft, zu deren Gebrauch dieſes Werkgen ſonderlich verfertiget iſt; ſo werden die- ſelbigen, da ſie in der Einfalt und Demuth ſtehen, aus ihrer und anderer Erfahrung wiſſen, daß der liebreiche Vater, vermöge ſeiner Freundlichkeit und Leutſeligkeit, ſich nach unſerer Schwachheit accommodiret, und dahero auch auf dieſe Weiſe oftmals insbeſondere, ein ſolches Wort der Stärkung und Ermahnung, das ſich recht eigentlich für unſere Umſtände ſchicket, an unſer a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/9
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/9>, abgerufen am 06.10.2024.