Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Krieg der Eloquenz
"le eintheileten/ dreyhundert neun und funffzig be-
"säsen?

"Hierauf beschreibet er/ was das Gymnasium
"vor ein mächtig Reich wäre/ so gar/ daß auch nur
"dessen Pedellen rechte Hercules wären/ so Keu-
"len trügen. Und wenn sie auch nichts/ als ihre
"Ruthen und Backel hätten/ so wolten sie doch ihre
"Antagonisten bald aus dem Felde schlagen/ ob sie
"schon mit Lantzen und Streit-Kolben gewaffnet
"wären. Was ihre zarten Phrases machen wolten/
"wenn sie von denen starcken Terminis angefallen
"würden: Heutontimorumenos, Amphitryonia-
"des, Syncathegorematice,
und andern solchen Po-
"lyphemis?
und wie die Worte ferner lauten.

Bonsens hält dargegen eine gantz kurtze Rede
an seiner Königin ihre Troupen, folgendes Jnn-
halts:

"Dieweil die einzige Begierde nach Ruhme euch
"heute die Waffen in die Hand giebt/ so ist kein
"langer Discurs nöthig/ euch aufzumuntern/ eure
"Tapfferkeit zu erweisen. Niemahls hat sich eine
"bessere Erndte von Palmen und Lorber-Zweigen
"gezeiget. Niemahls eine schönere Gelegenheit/
"die durch die Barbarie unterdrückte Raison zu be-
"schützen. Die Zeit hat wider uns revoltiret/ es
"ist an dem/ und unsere Feinde seynd eine grosse
"Anzahl: Aber lasset uns bedencken/ daß die Grie-
"chen und Römer/ welche uns fechten gelehret/ al-
"lezeit über die Barbarn den Sieg erhalten. Las-
"set ihr Reich groß seyn; Lasset es alt seyn: Wis-
"sen wir nicht/ daß die grösten Machten in Ab-

neh-

Krieg der Eloquenz
„le eintheileten/ dreyhundert neun und funffzig be-
„ſaͤſen?

„Hierauf beſchreibet er/ was das Gymnaſium
„vor ein maͤchtig Reich waͤre/ ſo gar/ daß auch nur
„deſſen Pedellen rechte Hercules waͤren/ ſo Keu-
„len truͤgen. Und wenn ſie auch nichts/ als ihre
„Ruthen und Backel haͤtten/ ſo wolten ſie doch ihre
Antagoniſten bald aus dem Felde ſchlagen/ ob ſie
„ſchon mit Lantzen und Streit-Kolben gewaffnet
„waͤren. Was ihre zarten Phraſes machen wolten/
„wenn ſie von denen ſtarcken Terminis angefallen
„wuͤrden: Heutontimorumenos, Amphitryonia-
„des, Syncathegorematicè,
und andern ſolchen Po-
„lyphemis?
und wie die Worte ferner lauten.

Bonſens haͤlt dargegen eine gantz kurtze Rede
an ſeiner Koͤnigin ihre Troupen, folgendes Jnn-
halts:

„Dieweil die einzige Begierde nach Ruhme euch
„heute die Waffen in die Hand giebt/ ſo iſt kein
„langer Discurs noͤthig/ euch aufzumuntern/ eure
„Tapfferkeit zu erweiſen. Niemahls hat ſich eine
„beſſere Erndte von Palmen und Lorber-Zweigen
„gezeiget. Niemahls eine ſchoͤnere Gelegenheit/
„die durch die Barbarie unterdruͤckte Raiſon zu be-
„ſchuͤtzen. Die Zeit hat wider uns revoltiret/ es
„iſt an dem/ und unſere Feinde ſeynd eine groſſe
„Anzahl: Aber laſſet uns bedencken/ daß die Grie-
„chen und Roͤmer/ welche uns fechten gelehret/ al-
„lezeit uͤber die Barbarn den Sieg erhalten. Laſ-
„ſet ihr Reich groß ſeyn; Laſſet es alt ſeyn: Wiſ-
„ſen wir nicht/ daß die groͤſten Machten in Ab-

neh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0216" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Krieg der</hi><hi rendition="#aq">Eloquenz</hi></fw><lb/>
&#x201E;le eintheileten/ dreyhundert neun und funffzig be-<lb/>
&#x201E;&#x017F;a&#x0364;&#x017F;en?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Hierauf be&#x017F;chreibet er/ was das <hi rendition="#aq">Gymna&#x017F;ium</hi><lb/>
&#x201E;vor ein ma&#x0364;chtig Reich wa&#x0364;re/ &#x017F;o gar/ daß auch nur<lb/>
&#x201E;de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Pedell</hi>en rechte <hi rendition="#aq">Hercules</hi> wa&#x0364;ren/ &#x017F;o Keu-<lb/>
&#x201E;len tru&#x0364;gen. Und wenn &#x017F;ie auch nichts/ als ihre<lb/>
&#x201E;Ruthen und Backel ha&#x0364;tten/ &#x017F;o wolten &#x017F;ie doch ihre<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Antagoni&#x017F;t</hi>en bald aus dem Felde &#x017F;chlagen/ ob &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;&#x017F;chon mit Lantzen und Streit-Kolben gewaffnet<lb/>
&#x201E;wa&#x0364;ren. Was ihre zarten <hi rendition="#aq">Phra&#x017F;es</hi> machen wolten/<lb/>
&#x201E;wenn &#x017F;ie von denen &#x017F;tarcken <hi rendition="#aq">Terminis</hi> angefallen<lb/>
&#x201E;wu&#x0364;rden: <hi rendition="#aq">Heutontimorumenos, Amphitryonia-<lb/>
&#x201E;des, Syncathegorematicè,</hi> und andern &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Po-<lb/>
&#x201E;lyphemis?</hi> und wie die Worte ferner lauten.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Bon&#x017F;ens</hi> ha&#x0364;lt dargegen eine gantz kurtze Rede<lb/>
an &#x017F;einer Ko&#x0364;nigin ihre <hi rendition="#aq">Troupen,</hi> folgendes Jnn-<lb/>
halts:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Dieweil die einzige Begierde nach Ruhme euch<lb/>
&#x201E;heute die Waffen in die Hand giebt/ &#x017F;o i&#x017F;t kein<lb/>
&#x201E;langer <hi rendition="#aq">Discurs</hi> no&#x0364;thig/ euch aufzumuntern/ eure<lb/>
&#x201E;Tapfferkeit zu erwei&#x017F;en. Niemahls hat &#x017F;ich eine<lb/>
&#x201E;be&#x017F;&#x017F;ere Erndte von Palmen und Lorber-Zweigen<lb/>
&#x201E;gezeiget. Niemahls eine &#x017F;cho&#x0364;nere Gelegenheit/<lb/>
&#x201E;die durch die <hi rendition="#aq">Barbarie</hi> unterdru&#x0364;ckte <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on</hi> zu be-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chu&#x0364;tzen. Die Zeit hat wider uns <hi rendition="#aq">revolti</hi>ret/ es<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t an dem/ und un&#x017F;ere Feinde &#x017F;eynd eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x201E;Anzahl: Aber la&#x017F;&#x017F;et uns bedencken/ daß die Grie-<lb/>
&#x201E;chen und Ro&#x0364;mer/ welche uns fechten gelehret/ al-<lb/>
&#x201E;lezeit u&#x0364;ber die Barbarn den Sieg erhalten. La&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;et ihr Reich groß &#x017F;eyn; La&#x017F;&#x017F;et es alt &#x017F;eyn: Wi&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en wir nicht/ daß die gro&#x0364;&#x017F;ten Machten in Ab-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">neh-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0216] Krieg der Eloquenz „le eintheileten/ dreyhundert neun und funffzig be- „ſaͤſen? „Hierauf beſchreibet er/ was das Gymnaſium „vor ein maͤchtig Reich waͤre/ ſo gar/ daß auch nur „deſſen Pedellen rechte Hercules waͤren/ ſo Keu- „len truͤgen. Und wenn ſie auch nichts/ als ihre „Ruthen und Backel haͤtten/ ſo wolten ſie doch ihre „Antagoniſten bald aus dem Felde ſchlagen/ ob ſie „ſchon mit Lantzen und Streit-Kolben gewaffnet „waͤren. Was ihre zarten Phraſes machen wolten/ „wenn ſie von denen ſtarcken Terminis angefallen „wuͤrden: Heutontimorumenos, Amphitryonia- „des, Syncathegorematicè, und andern ſolchen Po- „lyphemis? und wie die Worte ferner lauten. Bonſens haͤlt dargegen eine gantz kurtze Rede an ſeiner Koͤnigin ihre Troupen, folgendes Jnn- halts: „Dieweil die einzige Begierde nach Ruhme euch „heute die Waffen in die Hand giebt/ ſo iſt kein „langer Discurs noͤthig/ euch aufzumuntern/ eure „Tapfferkeit zu erweiſen. Niemahls hat ſich eine „beſſere Erndte von Palmen und Lorber-Zweigen „gezeiget. Niemahls eine ſchoͤnere Gelegenheit/ „die durch die Barbarie unterdruͤckte Raiſon zu be- „ſchuͤtzen. Die Zeit hat wider uns revoltiret/ es „iſt an dem/ und unſere Feinde ſeynd eine groſſe „Anzahl: Aber laſſet uns bedencken/ daß die Grie- „chen und Roͤmer/ welche uns fechten gelehret/ al- „lezeit uͤber die Barbarn den Sieg erhalten. Laſ- „ſet ihr Reich groß ſeyn; Laſſet es alt ſeyn: Wiſ- „ſen wir nicht/ daß die groͤſten Machten in Ab- neh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/216
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/216>, abgerufen am 13.05.2024.