Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Heinrich des Vierdten
gegeben würde: wie er dann auch zu diesem Ende
gleich einen zu holen befiehlet. Der Pater kömmt; der
König nimmt des Fräulein von Sandoval ihre Hand/
leget sie in Alphonsus seine/ und fraget sie/ ob sie Al-
phonsum
nicht vor ihren Bräutigamb annehmen
wolte? die Königin/ so diese Frage im Cabinet hö-
ret/ gehet sofort heraus/ sagt/ ehe diese Heyrath voll-
zogen würde/ habe sie etwas wichtiges zu sagen; und
sie bät den König/ er möchte alle/ ausser Alphon-
sum
und Catharinen von Sandoval, lassen hinaus
gehen. Der König erstaunet gantz bey Erblickung
der Königin: er läßt aber alle sich hinweg begeben/
vor welchen sie nicht reden will/ und nach deren Ab-
seyn höret er/ daß sie sich gantz und gar Alphonsus
Heyrath mit Catharinen widersetze: denn Alphon-
sus
sey bereits ein Gemahl von einer andern Frauen:
Jch bin es/ Sire, fähret sie fort/ die ich Alphonsus
Gemahlin bin: Zum wenigsten wisset ihr besser als
ein Mensch von der Welt/ daß ihr nicht mein Mann
seyd. Der Himmel hat vor mich gesorget/ daß er
mich vor dem unwürdigen Absehen bewahret/ wel-
ches ihr hattet/ mich einem andern zu lieffern/ indem
ihr mich demjenigen gabet/ welchen er mich ohne
Zweiffel aufbehalten hatte. Dieser Discurs kunte
von allen drey Zuhörern genugsam verstanden wer-
den: der König nebst allen erschricket darüber/ und
wird bald roth/ bald blaß; endlich setzet er sich auf ei-
nen Stuhl; ohne daß er die Macht behält ein Wort
zu reden. Der Schweiß tritt der Königin vor die
Stirne/ und sie muß sich aus Verwirrung gleichfalls
niederlassen: Alphonsus schläget die Augen nieder/
und Catharine von Sandoval siehet mit Bestür-

tzung/

Heinrich des Vierdten
gegeben wuͤrde: wie er dann auch zu dieſem Ende
gleich einen zu holen befiehlet. Der Pater koͤm̃t; der
Koͤnig nim̃t des Fraͤulein von Sandoval ihre Hand/
leget ſie in Alphonſus ſeine/ und fraget ſie/ ob ſie Al-
phonſum
nicht vor ihren Braͤutigamb annehmen
wolte? die Koͤnigin/ ſo dieſe Frage im Cabinet hoͤ-
ret/ gehet ſofort heraus/ ſagt/ ehe dieſe Heyrath voll-
zogen wuͤrde/ habe ſie etwas wichtiges zu ſagen; und
ſie baͤt den Koͤnig/ er moͤchte alle/ auſſer Alphon-
ſum
und Catharinen von Sandoval, laſſen hinaus
gehen. Der Koͤnig erſtaunet gantz bey Erblickung
der Koͤnigin: er laͤßt aber alle ſich hinweg begeben/
vor welchen ſie nicht reden will/ und nach deren Ab-
ſeyn hoͤret er/ daß ſie ſich gantz und gar Alphonſus
Heyrath mit Catharinen widerſetze: denn Alphon-
ſus
ſey bereits ein Gemahl von einer andern Frauen:
Jch bin es/ Sire, faͤhret ſie fort/ die ich Alphonſus
Gemahlin bin: Zum wenigſten wiſſet ihr beſſer als
ein Menſch von der Welt/ daß ihr nicht mein Mann
ſeyd. Der Himmel hat vor mich geſorget/ daß er
mich vor dem unwuͤrdigen Abſehen bewahret/ wel-
ches ihr hattet/ mich einem andern zu lieffern/ indem
ihr mich demjenigen gabet/ welchen er mich ohne
Zweiffel aufbehalten hatte. Dieſer Diſcurs kunte
von allen drey Zuhoͤrern genugſam verſtanden wer-
den: der Koͤnig nebſt allen erſchricket daruͤber/ und
wird bald roth/ bald blaß; endlich ſetzet er ſich auf ei-
nen Stuhl; ohne daß er die Macht behaͤlt ein Wort
zu reden. Der Schweiß tritt der Koͤnigin vor die
Stirne/ und ſie muß ſich aus Verwirrung gleichfalls
niederlaſſen: Alphonſus ſchlaͤget die Augen nieder/
und Catharine von Sandoval ſiehet mit Beſtuͤr-

tzung/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0498" n="462"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Heinrich des Vierdten</hi></fw><lb/>
gegeben wu&#x0364;rde: wie er dann auch zu die&#x017F;em Ende<lb/>
gleich einen zu holen befiehlet. Der <hi rendition="#aq">Pater</hi> ko&#x0364;m&#x0303;t; der<lb/>
Ko&#x0364;nig nim&#x0303;t des Fra&#x0364;ulein von <hi rendition="#aq">Sandoval</hi> ihre Hand/<lb/>
leget &#x017F;ie in <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi> &#x017F;eine/ und fraget &#x017F;ie/ ob &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Al-<lb/>
phon&#x017F;um</hi> nicht vor ihren Bra&#x0364;utigamb annehmen<lb/>
wolte? die Ko&#x0364;nigin/ &#x017F;o die&#x017F;e Frage im Cabinet ho&#x0364;-<lb/>
ret/ gehet &#x017F;ofort heraus/ &#x017F;agt/ ehe die&#x017F;e Heyrath voll-<lb/>
zogen wu&#x0364;rde/ habe &#x017F;ie etwas wichtiges zu &#x017F;agen; und<lb/>
&#x017F;ie ba&#x0364;t den Ko&#x0364;nig/ er mo&#x0364;chte alle/ au&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Alphon-<lb/>
&#x017F;um</hi> und <hi rendition="#aq">Catharinen</hi> von <hi rendition="#aq">Sandoval,</hi> la&#x017F;&#x017F;en hinaus<lb/>
gehen. Der Ko&#x0364;nig er&#x017F;taunet gantz bey Erblickung<lb/>
der Ko&#x0364;nigin: er la&#x0364;ßt aber alle &#x017F;ich hinweg begeben/<lb/>
vor welchen &#x017F;ie nicht reden will/ und nach deren Ab-<lb/>
&#x017F;eyn ho&#x0364;ret er/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich gantz und gar <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi><lb/>
Heyrath mit <hi rendition="#aq">Catharinen</hi> wider&#x017F;etze: denn <hi rendition="#aq">Alphon-<lb/>
&#x017F;us</hi> &#x017F;ey bereits ein Gemahl von einer andern Frauen:<lb/>
Jch bin es/ <hi rendition="#aq">Sire,</hi> fa&#x0364;hret &#x017F;ie fort/ die ich <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi><lb/>
Gemahlin bin: Zum wenig&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;et ihr be&#x017F;&#x017F;er als<lb/>
ein Men&#x017F;ch von der Welt/ daß ihr nicht mein Mann<lb/>
&#x017F;eyd. Der Himmel hat vor mich ge&#x017F;orget/ daß er<lb/>
mich vor dem unwu&#x0364;rdigen Ab&#x017F;ehen bewahret/ wel-<lb/>
ches ihr hattet/ mich einem andern zu lieffern/ indem<lb/>
ihr mich demjenigen gabet/ welchen er mich ohne<lb/>
Zweiffel aufbehalten hatte. Die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> kunte<lb/>
von allen drey Zuho&#x0364;rern genug&#x017F;am ver&#x017F;tanden wer-<lb/>
den: der Ko&#x0364;nig neb&#x017F;t allen er&#x017F;chricket daru&#x0364;ber/ und<lb/>
wird bald roth/ bald blaß; endlich &#x017F;etzet er &#x017F;ich auf ei-<lb/>
nen Stuhl; ohne daß er die Macht beha&#x0364;lt ein Wort<lb/>
zu reden. Der Schweiß tritt der Ko&#x0364;nigin vor die<lb/>
Stirne/ und &#x017F;ie muß &#x017F;ich aus Verwirrung gleichfalls<lb/>
niederla&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi> &#x017F;chla&#x0364;get die Augen nieder/<lb/>
und <hi rendition="#aq">Catharine</hi> von <hi rendition="#aq">Sandoval</hi> &#x017F;iehet mit Be&#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tzung/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[462/0498] Heinrich des Vierdten gegeben wuͤrde: wie er dann auch zu dieſem Ende gleich einen zu holen befiehlet. Der Pater koͤm̃t; der Koͤnig nim̃t des Fraͤulein von Sandoval ihre Hand/ leget ſie in Alphonſus ſeine/ und fraget ſie/ ob ſie Al- phonſum nicht vor ihren Braͤutigamb annehmen wolte? die Koͤnigin/ ſo dieſe Frage im Cabinet hoͤ- ret/ gehet ſofort heraus/ ſagt/ ehe dieſe Heyrath voll- zogen wuͤrde/ habe ſie etwas wichtiges zu ſagen; und ſie baͤt den Koͤnig/ er moͤchte alle/ auſſer Alphon- ſum und Catharinen von Sandoval, laſſen hinaus gehen. Der Koͤnig erſtaunet gantz bey Erblickung der Koͤnigin: er laͤßt aber alle ſich hinweg begeben/ vor welchen ſie nicht reden will/ und nach deren Ab- ſeyn hoͤret er/ daß ſie ſich gantz und gar Alphonſus Heyrath mit Catharinen widerſetze: denn Alphon- ſus ſey bereits ein Gemahl von einer andern Frauen: Jch bin es/ Sire, faͤhret ſie fort/ die ich Alphonſus Gemahlin bin: Zum wenigſten wiſſet ihr beſſer als ein Menſch von der Welt/ daß ihr nicht mein Mann ſeyd. Der Himmel hat vor mich geſorget/ daß er mich vor dem unwuͤrdigen Abſehen bewahret/ wel- ches ihr hattet/ mich einem andern zu lieffern/ indem ihr mich demjenigen gabet/ welchen er mich ohne Zweiffel aufbehalten hatte. Dieſer Diſcurs kunte von allen drey Zuhoͤrern genugſam verſtanden wer- den: der Koͤnig nebſt allen erſchricket daruͤber/ und wird bald roth/ bald blaß; endlich ſetzet er ſich auf ei- nen Stuhl; ohne daß er die Macht behaͤlt ein Wort zu reden. Der Schweiß tritt der Koͤnigin vor die Stirne/ und ſie muß ſich aus Verwirrung gleichfalls niederlaſſen: Alphonſus ſchlaͤget die Augen nieder/ und Catharine von Sandoval ſiehet mit Beſtuͤr- tzung/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/498
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/498>, abgerufen am 11.05.2024.