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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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geheime Liebes-Geschichte.
tzung/ daß diese Sache nimmermehr gut ablauffen
werde. Jn einer so unruhigen Stille bleiben sie eine
geraume Zeit alle viere beysammen; endlich ruffet
der König einige seiner Leute/ und befiehlet/ sich Al-
phonsus
Person zu versichern. Nachdem man nun
selbigen fortgeführet/ begiebt er sich auch hinweg/
ohne ein eintziges Wort weder zu Catharinen von
Sandoval noch der Königin mehr sagend; als wel-
che er beyde zusammen zurücke läßt. Die von San-
doval
verweiset der Königin nach des Königes Ab-
seyn ihre Ubereilung/ dadurch sie sich und Alphon-
sum
ins Verderben gestürtzet. Sie hätte doch wohl
wollen ein Mittel finden/ die Heyrath mit Alphon-
so
abzulehnen/ wenn sich nur Jhre Majestät immer
verborgen gehalten/ und sie alleine in diesem Handel
walten lassen. Die Königin bekennet/ daß sie un-
recht gethan/ und saget/ sie sehe nun kein ander Mit-
tel/ als daß sie nach Portugal schreiben müsse an den
König ihren Herrn Vater/ wie die Sachen stünden/
und ihn dahin zu bringen/ daß er sie von diesem Hofe
nähme. Aber/ fraget Catharine, was wird denn
mit Alphonsus werden? der wird gewiß nicht lange
mehr Athem schöpffen. Es wird an euch kommen
Madame, sagt die Königin zu ihr/ dem König dar-
zustellen/ daß er nicht klüglich handle/ wenn er ihn
hinrichten liesse: denn dadurch würde seine völlige
Schande offenbahr werden.

Gegen Morgen scheiden sich diese beyden Damen
in höchster Bestürtzung von einander/ und wie Ca-
tharina de Sandoval
erfähret/ daß schon Alphonso
angesaget/ sich zu seinem Tode zu schicken/ so begiebt
sie sich zum Könige/ und bittet nicht um sein Leben/

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geheime Liebes-Geſchichte.
tzung/ daß dieſe Sache nimmermehr gut ablauffen
werde. Jn einer ſo unruhigen Stille bleiben ſie eine
geraume Zeit alle viere beyſammen; endlich ruffet
der Koͤnig einige ſeiner Leute/ und befiehlet/ ſich Al-
phonſus
Perſon zu verſichern. Nachdem man nun
ſelbigen fortgefuͤhret/ begiebt er ſich auch hinweg/
ohne ein eintziges Wort weder zu Catharinen von
Sandoval noch der Koͤnigin mehr ſagend; als wel-
che er beyde zuſammen zuruͤcke laͤßt. Die von San-
doval
verweiſet der Koͤnigin nach des Koͤniges Ab-
ſeyn ihre Ubereilung/ dadurch ſie ſich und Alphon-
ſum
ins Verderben geſtuͤrtzet. Sie haͤtte doch wohl
wollen ein Mittel finden/ die Heyrath mit Alphon-
ſo
abzulehnen/ wenn ſich nur Jhre Majeſtaͤt immer
verborgen gehalten/ und ſie alleine in dieſem Handel
walten laſſen. Die Koͤnigin bekennet/ daß ſie un-
recht gethan/ und ſaget/ ſie ſehe nun kein ander Mit-
tel/ als daß ſie nach Portugal ſchreiben muͤſſe an den
Koͤnig ihren Herꝛn Vater/ wie die Sachen ſtuͤnden/
und ihn dahin zu bringen/ daß er ſie von dieſem Hofe
naͤhme. Aber/ fraget Catharine, was wird denn
mit Alphonſus werden? der wird gewiß nicht lange
mehr Athem ſchoͤpffen. Es wird an euch kommen
Madame, ſagt die Koͤnigin zu ihr/ dem Koͤnig dar-
zuſtellen/ daß er nicht kluͤglich handle/ wenn er ihn
hinrichten lieſſe: denn dadurch wuͤrde ſeine voͤllige
Schande offenbahr werden.

Gegen Morgen ſcheiden ſich dieſe beyden Damen
in hoͤchſter Beſtuͤrtzung von einander/ und wie Ca-
tharina de Sandoval
erfaͤhret/ daß ſchon Alphonſo
angeſaget/ ſich zu ſeinem Tode zu ſchicken/ ſo begiebt
ſie ſich zum Koͤnige/ und bittet nicht um ſein Leben/

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[463/0499] geheime Liebes-Geſchichte. tzung/ daß dieſe Sache nimmermehr gut ablauffen werde. Jn einer ſo unruhigen Stille bleiben ſie eine geraume Zeit alle viere beyſammen; endlich ruffet der Koͤnig einige ſeiner Leute/ und befiehlet/ ſich Al- phonſus Perſon zu verſichern. Nachdem man nun ſelbigen fortgefuͤhret/ begiebt er ſich auch hinweg/ ohne ein eintziges Wort weder zu Catharinen von Sandoval noch der Koͤnigin mehr ſagend; als wel- che er beyde zuſammen zuruͤcke laͤßt. Die von San- doval verweiſet der Koͤnigin nach des Koͤniges Ab- ſeyn ihre Ubereilung/ dadurch ſie ſich und Alphon- ſum ins Verderben geſtuͤrtzet. Sie haͤtte doch wohl wollen ein Mittel finden/ die Heyrath mit Alphon- ſo abzulehnen/ wenn ſich nur Jhre Majeſtaͤt immer verborgen gehalten/ und ſie alleine in dieſem Handel walten laſſen. Die Koͤnigin bekennet/ daß ſie un- recht gethan/ und ſaget/ ſie ſehe nun kein ander Mit- tel/ als daß ſie nach Portugal ſchreiben muͤſſe an den Koͤnig ihren Herꝛn Vater/ wie die Sachen ſtuͤnden/ und ihn dahin zu bringen/ daß er ſie von dieſem Hofe naͤhme. Aber/ fraget Catharine, was wird denn mit Alphonſus werden? der wird gewiß nicht lange mehr Athem ſchoͤpffen. Es wird an euch kommen Madame, ſagt die Koͤnigin zu ihr/ dem Koͤnig dar- zuſtellen/ daß er nicht kluͤglich handle/ wenn er ihn hinrichten lieſſe: denn dadurch wuͤrde ſeine voͤllige Schande offenbahr werden. Gegen Morgen ſcheiden ſich dieſe beyden Damen in hoͤchſter Beſtuͤrtzung von einander/ und wie Ca- tharina de Sandoval erfaͤhret/ daß ſchon Alphonſo angeſaget/ ſich zu ſeinem Tode zu ſchicken/ ſo begiebt ſie ſich zum Koͤnige/ und bittet nicht um ſein Leben/ ſon- J i 4

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/499>, abgerufen am 28.04.2024.