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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Politische Unterweisungen
Ackerbau/ welcher seinem Staate die Nothwendig-
keit und Beqvemligkeit des Lebens reichete: denn
ein Land möchte sonst Einkommen haben wovon es
immer wolle/ so wäre doch das beste/ was man von
eigenen Grund und Boden nähme.

Dahero/ saget er/ käme Franckreichs grosses
Reichthum/ daß es so viel Früchte durch die Güte
des Himmels und die Arbeit seiner Einwohner her-
vorbrächte/ daß es auch selbst nicht alles aufzehrete
oder verbrauchete/ sondern ein Drittel denen Spa-
niern/ Engländern/ Holländern/ und andern Natio-
nen verkauffete/ welche das Frantzöische Korn/ den
Frantzöischen Wein/ Brantewein/ Saltz/ Lein-
wand/ Stoffe/ und andere Sachen theuer genug be-
zahleten. Durch diesen natürlichen Reichthum zö-
hen sie von denen Spaniern und Holländern alles
dasjenige/ was sie aus beyden Jndien erstlich heraus
hohleten an sich.

Demnach solle ein Potentat vor allen Dingen
auf den Ackerbau halten/ und so viel möglich/ den
Landmann von allzugrossen Gaben frey lassen.
Hierauf rühmet der Autor die Reformation des
Königes von Franckreich wegen Mißbrauchs der
Wasser und der Höltzer; die Sorgfalt wegen der
Kohlen-Minen/ des Eisens/ und anderer Mineralien
und Metallen/ wie auch des Marmels/ so in Bour-
gogne wüchse/ da er denn dieses alles zum Ackerbau
oder Anbauung des Landes ziehet.

Wie er denn auch hernach sonderlich die Hollän-
der rühmet/ daß sie durch Fleiß und unerhörte Mü-
he aus ihren Niederlanden ein recht irrdisches Pa-
radieß gemacht hätten: und da es ihnen an Erdreich

gefeh-

Politiſche Unterweiſungen
Ackerbau/ welcher ſeinem Staate die Nothwendig-
keit und Beqvemligkeit des Lebens reichete: denn
ein Land moͤchte ſonſt Einkommen haben wovon es
immer wolle/ ſo waͤre doch das beſte/ was man von
eigenen Grund und Boden naͤhme.

Dahero/ ſaget er/ kaͤme Franckreichs groſſes
Reichthum/ daß es ſo viel Fruͤchte durch die Guͤte
des Himmels und die Arbeit ſeiner Einwohner her-
vorbraͤchte/ daß es auch ſelbſt nicht alles aufzehrete
oder verbrauchete/ ſondern ein Drittel denen Spa-
niern/ Englaͤndern/ Hollaͤndern/ und andern Natio-
nen verkauffete/ welche das Frantzoͤiſche Korn/ den
Frantzoͤiſchen Wein/ Brantewein/ Saltz/ Lein-
wand/ Stoffe/ und andere Sachen theuer genug be-
zahleten. Durch dieſen natuͤrlichen Reichthum zoͤ-
hen ſie von denen Spaniern und Hollaͤndern alles
dasjenige/ was ſie aus beyden Jndien erſtlich heraus
hohleten an ſich.

Demnach ſolle ein Potentat vor allen Dingen
auf den Ackerbau halten/ und ſo viel moͤglich/ den
Landmann von allzugroſſen Gaben frey laſſen.
Hierauf ruͤhmet der Autor die Reformation des
Koͤniges von Franckreich wegen Mißbrauchs der
Waſſer und der Hoͤltzer; die Sorgfalt wegen der
Kohlen-Minen/ des Eiſens/ und anderer Mineralien
und Metallen/ wie auch des Marmels/ ſo in Bour-
gogne wuͤchſe/ da er denn dieſes alles zum Ackerbau
oder Anbauung des Landes ziehet.

Wie er denn auch hernach ſonderlich die Hollaͤn-
der ruͤhmet/ daß ſie durch Fleiß und unerhoͤrte Muͤ-
he aus ihren Niederlanden ein recht irrdiſches Pa-
radieß gemacht haͤtten: und da es ihnen an Erdreich

gefeh-
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[34/0054] Politiſche Unterweiſungen Ackerbau/ welcher ſeinem Staate die Nothwendig- keit und Beqvemligkeit des Lebens reichete: denn ein Land moͤchte ſonſt Einkommen haben wovon es immer wolle/ ſo waͤre doch das beſte/ was man von eigenen Grund und Boden naͤhme. Dahero/ ſaget er/ kaͤme Franckreichs groſſes Reichthum/ daß es ſo viel Fruͤchte durch die Guͤte des Himmels und die Arbeit ſeiner Einwohner her- vorbraͤchte/ daß es auch ſelbſt nicht alles aufzehrete oder verbrauchete/ ſondern ein Drittel denen Spa- niern/ Englaͤndern/ Hollaͤndern/ und andern Natio- nen verkauffete/ welche das Frantzoͤiſche Korn/ den Frantzoͤiſchen Wein/ Brantewein/ Saltz/ Lein- wand/ Stoffe/ und andere Sachen theuer genug be- zahleten. Durch dieſen natuͤrlichen Reichthum zoͤ- hen ſie von denen Spaniern und Hollaͤndern alles dasjenige/ was ſie aus beyden Jndien erſtlich heraus hohleten an ſich. Demnach ſolle ein Potentat vor allen Dingen auf den Ackerbau halten/ und ſo viel moͤglich/ den Landmann von allzugroſſen Gaben frey laſſen. Hierauf ruͤhmet der Autor die Reformation des Koͤniges von Franckreich wegen Mißbrauchs der Waſſer und der Hoͤltzer; die Sorgfalt wegen der Kohlen-Minen/ des Eiſens/ und anderer Mineralien und Metallen/ wie auch des Marmels/ ſo in Bour- gogne wuͤchſe/ da er denn dieſes alles zum Ackerbau oder Anbauung des Landes ziehet. Wie er denn auch hernach ſonderlich die Hollaͤn- der ruͤhmet/ daß ſie durch Fleiß und unerhoͤrte Muͤ- he aus ihren Niederlanden ein recht irrdiſches Pa- radieß gemacht haͤtten: und da es ihnen an Erdreich gefeh-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/54>, abgerufen am 29.03.2024.