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Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896.

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[Gleich. 82] § 11. Transport durch die Moleküle.
Kugeln vom Durchmesser s, welche die Elektricität leiten und
Deckel und Boden wären zwei Metallplatten, welche constant
auf den Potentialen Eins und Null erhalten würden, so würde
jedes Molekül vom Boden unelektrisch, vom Deckel dagegen
mit der Elektricitätsmenge s / 2 geladen zurückprallen. Es
wäre also dann die Grösse Q eine Elektricitätsmenge und man
hätte den Vorgang der Elektricitätsleitung. Wäre der Boden
in Ruhe und der Deckel würde sich in der Richtung der
Abscissenaxe in seiner eigenen Ebene fortbewegen, so hätte
man den Vorgang der inneren Reibung und Q wäre das in
der Abscissenrichtung geschätzte Bewegungsmoment. Würden
Deckel und Boden constant auf zwei verschiedenen Tempera-
turen erhalten, so hätte man Wärmeleitung im Gase.

Wir wollen, um die Ideen zu fixiren, G1 grösser als G0
voraussetzen. Für irgend ein z, also in irgend einer zwischen
Decke und Boden gelegten, der x y-Ebene parallelen Schicht
des Gases, welche wir immer die Schicht z nennen wollen,
soll jedes Molekül durchschnittlich die Menge G (z) dieser
Grösse Q haben.

Wir denken uns in dieser Schicht ein Stück A B vom
Flächeninhalte Eins; die von oben nach unten durch A B
gehenden Moleküle werden in einer höheren Schicht zum letzten
Male vor ihrem Durchgange durch A B zum Zusammenstosse
gelangt sein.

Wir sagen kurz, sie kommen aus jener höheren Schicht.
Daher werden sie durchschnittlich von der Grösse Q eine
Menge haben, die grösser als G (z) ist. Die durch A B um-
gekehrt von unten nach oben hindurchgehenden Moleküle
bringen durchschnittlich eine kleinere Menge dieser Grösse
mit, so dass im Ganzen in der Zeiteinheit eine bestimmte
Menge G der Grösse Q mehr von oben nach unten als von
unten nach oben getragen wird und die Bestimmung dieser
Menge G ist unsere nächste Aufgabe. Wir betrachten da von
allen unseren Gasmolekülen bloss diejenigen, deren Geschwin-
digkeit zwischen c und c + d c liegt. Es sollen deren d nc in
der Volumeneinheit enthalten sein. Von ihnen werden sich
nach Formel 38
[Formel 1]

[Gleich. 82] § 11. Transport durch die Moleküle.
Kugeln vom Durchmesser s, welche die Elektricität leiten und
Deckel und Boden wären zwei Metallplatten, welche constant
auf den Potentialen Eins und Null erhalten würden, so würde
jedes Molekül vom Boden unelektrisch, vom Deckel dagegen
mit der Elektricitätsmenge s / 2 geladen zurückprallen. Es
wäre also dann die Grösse Q eine Elektricitätsmenge und man
hätte den Vorgang der Elektricitätsleitung. Wäre der Boden
in Ruhe und der Deckel würde sich in der Richtung der
Abscissenaxe in seiner eigenen Ebene fortbewegen, so hätte
man den Vorgang der inneren Reibung und Q wäre das in
der Abscissenrichtung geschätzte Bewegungsmoment. Würden
Deckel und Boden constant auf zwei verschiedenen Tempera-
turen erhalten, so hätte man Wärmeleitung im Gase.

Wir wollen, um die Ideen zu fixiren, G1 grösser als G0
voraussetzen. Für irgend ein z, also in irgend einer zwischen
Decke und Boden gelegten, der x y-Ebene parallelen Schicht
des Gases, welche wir immer die Schicht z nennen wollen,
soll jedes Molekül durchschnittlich die Menge G (z) dieser
Grösse Q haben.

Wir denken uns in dieser Schicht ein Stück A B vom
Flächeninhalte Eins; die von oben nach unten durch A B
gehenden Moleküle werden in einer höheren Schicht zum letzten
Male vor ihrem Durchgange durch A B zum Zusammenstosse
gelangt sein.

Wir sagen kurz, sie kommen aus jener höheren Schicht.
Daher werden sie durchschnittlich von der Grösse Q eine
Menge haben, die grösser als G (z) ist. Die durch A B um-
gekehrt von unten nach oben hindurchgehenden Moleküle
bringen durchschnittlich eine kleinere Menge dieser Grösse
mit, so dass im Ganzen in der Zeiteinheit eine bestimmte
Menge Γ der Grösse Q mehr von oben nach unten als von
unten nach oben getragen wird und die Bestimmung dieser
Menge Γ ist unsere nächste Aufgabe. Wir betrachten da von
allen unseren Gasmolekülen bloss diejenigen, deren Geschwin-
digkeit zwischen c und c + d c liegt. Es sollen deren d nc in
der Volumeneinheit enthalten sein. Von ihnen werden sich
nach Formel 38
[Formel 1]

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[75/0089] [Gleich. 82] § 11. Transport durch die Moleküle. Kugeln vom Durchmesser s, welche die Elektricität leiten und Deckel und Boden wären zwei Metallplatten, welche constant auf den Potentialen Eins und Null erhalten würden, so würde jedes Molekül vom Boden unelektrisch, vom Deckel dagegen mit der Elektricitätsmenge s / 2 geladen zurückprallen. Es wäre also dann die Grösse Q eine Elektricitätsmenge und man hätte den Vorgang der Elektricitätsleitung. Wäre der Boden in Ruhe und der Deckel würde sich in der Richtung der Abscissenaxe in seiner eigenen Ebene fortbewegen, so hätte man den Vorgang der inneren Reibung und Q wäre das in der Abscissenrichtung geschätzte Bewegungsmoment. Würden Deckel und Boden constant auf zwei verschiedenen Tempera- turen erhalten, so hätte man Wärmeleitung im Gase. Wir wollen, um die Ideen zu fixiren, G1 grösser als G0 voraussetzen. Für irgend ein z, also in irgend einer zwischen Decke und Boden gelegten, der x y-Ebene parallelen Schicht des Gases, welche wir immer die Schicht z nennen wollen, soll jedes Molekül durchschnittlich die Menge G (z) dieser Grösse Q haben. Wir denken uns in dieser Schicht ein Stück A B vom Flächeninhalte Eins; die von oben nach unten durch A B gehenden Moleküle werden in einer höheren Schicht zum letzten Male vor ihrem Durchgange durch A B zum Zusammenstosse gelangt sein. Wir sagen kurz, sie kommen aus jener höheren Schicht. Daher werden sie durchschnittlich von der Grösse Q eine Menge haben, die grösser als G (z) ist. Die durch A B um- gekehrt von unten nach oben hindurchgehenden Moleküle bringen durchschnittlich eine kleinere Menge dieser Grösse mit, so dass im Ganzen in der Zeiteinheit eine bestimmte Menge Γ der Grösse Q mehr von oben nach unten als von unten nach oben getragen wird und die Bestimmung dieser Menge Γ ist unsere nächste Aufgabe. Wir betrachten da von allen unseren Gasmolekülen bloss diejenigen, deren Geschwin- digkeit zwischen c und c + d c liegt. Es sollen deren d nc in der Volumeneinheit enthalten sein. Von ihnen werden sich nach Formel 38 [FORMEL]

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Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/89>, abgerufen am 25.04.2024.