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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.

Das Land von Ante oder Hante, wie die Einge-
bohrne sprechen/ nimmt seinen Anfang bey dem Dorff
Boesoa, zwey Stunden gegen Morgen/ oder unter-
halb Acoda, wiewol man es rechnen kan bis Acoda,
indem selbiges heut zu Tage dazu gehöret. Vor eini-
gen Jahren wurde dieses Land in Ober- und Nieder-
Ante abgetheilet/ da denn unter dem ersten das Land
Axim, so kurtz zuvor beschrieben/ verstanden ward/
unter dem andern aber dasjenige/ davon wir eine Be-
schreibung zu machen Vorhabens sind. Es war auch
dazumahl sehr mächtig und Volckreich/ hatte trotzige
Einwohner/ die zum Rauben überaus geneigt wa-
ren/ und aus der Ursachen uns offters viel Verdrieß-
ligkeiten und Unruhe verursachet/ sie sind aber durch
die immerwährende Kriege mit denen von Adom
dergestalt abgemattet und geschwächet worden/ daß
ihnen von vorigem altem Ansehen nichts mehr übrig/
wie wir unten weitläufftiger davon sprechen wollen.

Eine Stunde gegen Abend oder oberhalb Boesoa,
nechst dem Dorff Dikischofft/ eigentlich Infuma,
lieget eine kleine Festung/ von denen Engelländern er-
bauet im Jahr 1691. nachdem die Brandenburgi-
schen eine Zeit vorher die Fahne ihres Churfürsten da-
selbst gepflantzet hatten/ und also zu unterschiedlichen
mahlen wegen des Landes streitig waren/ da denn
endlich die Letztern/ keinen grossen Vortheil dabey er-
sehende/ selbige gutwillig an die Engelländer abge-
standen haben. Sie kamen mit ihrer Arbeit schlecht
fort/ und brachten wol 5. oder 6. Jahr über diesem Ge-
bäude zu/ welches noch bis dato in schlechtem Ansehen/
kaum den Nahmen einer Festung verdienet. Dan-
nenhero haben sie diesen ihren Bau öffters bereuet/

weil
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des Landes Gvinea.

Das Land von Ante oder Hante, wie die Einge-
bohrne ſprechen/ nimmt ſeinen Anfang bey dem Dorff
Boeſoa, zwey Stunden gegen Morgen/ oder unter-
halb Acoda, wiewol man es rechnen kan bis Acoda,
indem ſelbiges heut zu Tage dazu gehoͤret. Vor eini-
gen Jahren wurde dieſes Land in Ober- und Nieder-
Ante abgetheilet/ da denn unter dem erſten das Land
Axim, ſo kurtz zuvor beſchrieben/ verſtanden ward/
unter dem andern aber dasjenige/ davon wir eine Be-
ſchreibung zu machen Vorhabens ſind. Es war auch
dazumahl ſehr maͤchtig und Volckreich/ hatte trotzige
Einwohner/ die zum Rauben uͤberaus geneigt wa-
ren/ und aus der Urſachen uns offters viel Verdrieß-
ligkeiten und Unruhe verurſachet/ ſie ſind aber durch
die immerwaͤhrende Kriege mit denen von Adom
dergeſtalt abgemattet und geſchwaͤchet worden/ daß
ihnen von vorigem altem Anſehen nichts mehr uͤbrig/
wie wir unten weitlaͤufftiger davon ſprechen wollen.

Eine Stunde gegen Abend oder oberhalb Boeſoa,
nechſt dem Dorff Dikiſchofft/ eigentlich Infuma,
lieget eine kleine Feſtung/ von denen Engellaͤndern er-
bauet im Jahr 1691. nachdem die Brandenburgi-
ſchen eine Zeit vorher die Fahne ihres Churfuͤrſten da-
ſelbſt gepflantzet hatten/ und alſo zu unterſchiedlichen
mahlen wegen des Landes ſtreitig waren/ da denn
endlich die Letztern/ keinen groſſen Vortheil dabey er-
ſehende/ ſelbige gutwillig an die Engellaͤnder abge-
ſtanden haben. Sie kamen mit ihrer Arbeit ſchlecht
fort/ und brachten wol 5. oder 6. Jahr uͤber dieſem Ge-
baͤude zu/ welches noch bis dato in ſchlechtem Anſehen/
kaum den Nahmen einer Feſtung verdienet. Dan-
nenhero haben ſie dieſen ihren Bau oͤffters bereuet/

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[19/0039] des Landes Gvinea. Das Land von Ante oder Hante, wie die Einge- bohrne ſprechen/ nimmt ſeinen Anfang bey dem Dorff Boeſoa, zwey Stunden gegen Morgen/ oder unter- halb Acoda, wiewol man es rechnen kan bis Acoda, indem ſelbiges heut zu Tage dazu gehoͤret. Vor eini- gen Jahren wurde dieſes Land in Ober- und Nieder- Ante abgetheilet/ da denn unter dem erſten das Land Axim, ſo kurtz zuvor beſchrieben/ verſtanden ward/ unter dem andern aber dasjenige/ davon wir eine Be- ſchreibung zu machen Vorhabens ſind. Es war auch dazumahl ſehr maͤchtig und Volckreich/ hatte trotzige Einwohner/ die zum Rauben uͤberaus geneigt wa- ren/ und aus der Urſachen uns offters viel Verdrieß- ligkeiten und Unruhe verurſachet/ ſie ſind aber durch die immerwaͤhrende Kriege mit denen von Adom dergeſtalt abgemattet und geſchwaͤchet worden/ daß ihnen von vorigem altem Anſehen nichts mehr uͤbrig/ wie wir unten weitlaͤufftiger davon ſprechen wollen. Eine Stunde gegen Abend oder oberhalb Boeſoa, nechſt dem Dorff Dikiſchofft/ eigentlich Infuma, lieget eine kleine Feſtung/ von denen Engellaͤndern er- bauet im Jahr 1691. nachdem die Brandenburgi- ſchen eine Zeit vorher die Fahne ihres Churfuͤrſten da- ſelbſt gepflantzet hatten/ und alſo zu unterſchiedlichen mahlen wegen des Landes ſtreitig waren/ da denn endlich die Letztern/ keinen groſſen Vortheil dabey er- ſehende/ ſelbige gutwillig an die Engellaͤnder abge- ſtanden haben. Sie kamen mit ihrer Arbeit ſchlecht fort/ und brachten wol 5. oder 6. Jahr uͤber dieſem Ge- baͤude zu/ welches noch bis dato in ſchlechtem Anſehen/ kaum den Nahmen einer Feſtung verdienet. Dan- nenhero haben ſie dieſen ihren Bau oͤffters bereuet/ weil B 2

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/39>, abgerufen am 19.04.2024.