Stücklein Brodt gewinnen kann. Das dachte auch ich zu verdienen -- wenn ich nur erst recht exerci- ren könnte -- Etwa an der Spree? -- Doch nein! da lermt's gar zu stark -- Aber z. E. auf einem Zimmerplatz, da ich mich so ziemlich auf die Axt verstuhnd. So war ich wieder fix und fertig, neue Plane zu machen, ungeachtet ich mit meinem erstern so schändlich gescheitert hatte. Giebt's doch hier (da- mit schläferte ich mich immer ein) selbst unter den gemeinen Soldaten ganze Leuthe, die ihre hübschen Kapitalien haben, Wirthschaft, Kaufmannschaft trei- ben, u. s. f. Aber dann erwog ich nicht, daß man vor Zeiten ganz andere Handgelder gekriegt als heut zu Tag; daß dergleichen Bursche bisweilen ein Namhaftes mochten erheurathet haben, u. d. gl. Besonders aber, daß sie ganz gewiß mit dem Schil- ling gut hausgehalten, und nur darum den Gulden gewinnen konnten -- Ich hingegen weder mit dem Schilling noch mit dem Gulden umzugehen wisse. -- Und endlich, wenn alles fehlen sollte, faud' ich auch da noch einen elenden Trost in dem Gedanken: Geht's einmal zu Felde, so schont das Bley jenen Glückskindern so wenig, als dir armen Hudler! -- Also -- bist du so gut wie sie.
XLVII. Nun geht der Tantz an
Die zweyte Woche mußt' ich mich schon alle Tage auf dem Paradeplatz stellen, wo ich unvermuthet drey meiner Landleuthe, Schärer, Bachmann und
Stuͤcklein Brodt gewinnen kann. Das dachte auch ich zu verdienen — wenn ich nur erſt recht exerci- ren koͤnnte — Etwa an der Spree? — Doch nein! da lermt’s gar zu ſtark — Aber z. E. auf einem Zimmerplatz, da ich mich ſo ziemlich auf die Axt verſtuhnd. So war ich wieder fix und fertig, neue Plane zu machen, ungeachtet ich mit meinem erſtern ſo ſchaͤndlich geſcheitert hatte. Giebt’s doch hier (da- mit ſchlaͤferte ich mich immer ein) ſelbſt unter den gemeinen Soldaten ganze Leuthe, die ihre huͤbſchen Kapitalien haben, Wirthſchaft, Kaufmannſchaft trei- ben, u. ſ. f. Aber dann erwog ich nicht, daß man vor Zeiten ganz andere Handgelder gekriegt als heut zu Tag; daß dergleichen Burſche bisweilen ein Namhaftes mochten erheurathet haben, u. d. gl. Beſonders aber, daß ſie ganz gewiß mit dem Schil- ling gut hausgehalten, und nur darum den Gulden gewinnen konnten — Ich hingegen weder mit dem Schilling noch mit dem Gulden umzugehen wiſſe. — Und endlich, wenn alles fehlen ſollte, faud’ ich auch da noch einen elenden Troſt in dem Gedanken: Geht’s einmal zu Felde, ſo ſchont das Bley jenen Gluͤckskindern ſo wenig, als dir armen Hudler! — Alſo — biſt du ſo gut wie ſie.
XLVII. Nun geht der Tantz an
Die zweyte Woche mußt’ ich mich ſchon alle Tage auf dem Paradeplatz ſtellen, wo ich unvermuthet drey meiner Landleuthe, Schaͤrer, Bachmann und
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Stuͤcklein Brodt gewinnen kann. Das dachte auch
ich zu verdienen — wenn ich nur erſt recht exerci-
ren koͤnnte — Etwa an der Spree? — Doch nein!
da lermt’s gar zu ſtark — Aber z. E. auf einem
Zimmerplatz, da ich mich ſo ziemlich auf die Axt
verſtuhnd. So war ich wieder fix und fertig, neue
Plane zu machen, ungeachtet ich mit meinem erſtern
ſo ſchaͤndlich geſcheitert hatte. Giebt’s doch hier (da-
mit ſchlaͤferte ich mich immer ein) ſelbſt unter den
gemeinen Soldaten ganze Leuthe, die ihre huͤbſchen
Kapitalien haben, Wirthſchaft, Kaufmannſchaft trei-
ben, u. ſ. f. Aber dann erwog ich nicht, daß man
vor Zeiten ganz andere Handgelder gekriegt als heut
zu Tag; daß dergleichen Burſche bisweilen ein
Namhaftes mochten erheurathet haben, u. d. gl.
Beſonders aber, daß ſie ganz gewiß mit dem Schil-
ling gut hausgehalten, und nur darum den Gulden
gewinnen konnten — Ich hingegen weder mit dem
Schilling noch mit dem Gulden umzugehen wiſſe. —
Und endlich, wenn alles fehlen ſollte, faud’ ich auch
da noch einen elenden Troſt in dem Gedanken:
Geht’s einmal zu Felde, ſo ſchont das Bley jenen
Gluͤckskindern ſo wenig, als dir armen Hudler! —
Alſo — biſt du ſo gut wie ſie.
XLVII.
Nun geht der Tantz an
Die zweyte Woche mußt’ ich mich ſchon alle Tage
auf dem Paradeplatz ſtellen, wo ich unvermuthet drey
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/141>, abgerufen am 23.04.2024.
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