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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Beschreibung der Pampaskatze. -- Parder, Panther und Pardel.
sie sehr häufig auch in den Graswaldungen getroffen wird. Hier lebt sie fast ausschließlich von
den kleinen Nagethieren, welche jene Steppen in außerordentlicher Menge bevölkern. Sie ist voll-
kommen unschädlich und ziemlich harmlos. Besonders große Kater sollen drei Fuß lang und über
einen Fuß hoch werden. --

Unter den altweltlichen Gliedern unserer Gruppe verdient, wie billig, der Leopard oder
Parder (Leopardus antiquorum) die meiste Berücksichtigung.

Schon seit Aristoteles und Plinius besteht unter den Forschern ein noch heutigen Tages
nicht ausgefochtener Streit, hinsichtlich der genauen Bestimmung dreier Katzen, welche man Leopard
oder Parder, Panther, und Pardel oder Jrbis genannt und bald als Abänderungen ein und

[Abbildung] Der Leopard oder Parder (Leopardus antiquorum).
desselben Thieres, bald als besondere Art betrachtet hat. Zumal die beiden Erstgenannten haben
zu widersprechenden Meinungen Anlaß gegeben; über den Jrbis ist man so ziemlich im Reinen. Man
hält Leopard und Panther für sogenannte Abarten, weil es bisher noch keinem Naturforscher gelungen
ist, durchgreifende, zur Arttrennung Beider berechtigende Unterschiede festzustellen: allein man vergißt
dabei, daß die Römer, welche beide Thiere unterschieden, weit bessere Gelegenheit hatten, sie kennen
zu lernen, als wir. Uns möchte es äußerst schwer werden, auch nur halb soviel Parder- und Panther-
felle zusammenzubringen, als die Römer lebende Parder und Panther bei einem einzigen ihrer Kampf-
spiele verwendeten, und wir dürfen deshalb, wenn wir auch inzwischen weit fortgeschritten sind, die
Meinung der Alten doch wohl noch nicht so ganz verwerfen, bevor wir mit aller Sicherheit zum
Endurtheil berechtigt sind. Jch meinestheils schließe mich der Anschauung der Alten unbedingt an,

Brehm, Thierleben. 17

Beſchreibung der Pampaskatze. — Parder, Panther und Pardel.
ſie ſehr häufig auch in den Graswaldungen getroffen wird. Hier lebt ſie faſt ausſchließlich von
den kleinen Nagethieren, welche jene Steppen in außerordentlicher Menge bevölkern. Sie iſt voll-
kommen unſchädlich und ziemlich harmlos. Beſonders große Kater ſollen drei Fuß lang und über
einen Fuß hoch werden. —

Unter den altweltlichen Gliedern unſerer Gruppe verdient, wie billig, der Leopard oder
Parder (Leopardus antiquorum) die meiſte Berückſichtigung.

Schon ſeit Ariſtoteles und Plinius beſteht unter den Forſchern ein noch heutigen Tages
nicht ausgefochtener Streit, hinſichtlich der genauen Beſtimmung dreier Katzen, welche man Leopard
oder Parder, Panther, und Pardel oder Jrbis genannt und bald als Abänderungen ein und

[Abbildung] Der Leopard oder Parder (Leopardus antiquorum).
deſſelben Thieres, bald als beſondere Art betrachtet hat. Zumal die beiden Erſtgenannten haben
zu widerſprechenden Meinungen Anlaß gegeben; über den Jrbis iſt man ſo ziemlich im Reinen. Man
hält Leopard und Panther für ſogenannte Abarten, weil es bisher noch keinem Naturforſcher gelungen
iſt, durchgreifende, zur Arttrennung Beider berechtigende Unterſchiede feſtzuſtellen: allein man vergißt
dabei, daß die Römer, welche beide Thiere unterſchieden, weit beſſere Gelegenheit hatten, ſie kennen
zu lernen, als wir. Uns möchte es äußerſt ſchwer werden, auch nur halb ſoviel Parder- und Panther-
felle zuſammenzubringen, als die Römer lebende Parder und Panther bei einem einzigen ihrer Kampf-
ſpiele verwendeten, und wir dürfen deshalb, wenn wir auch inzwiſchen weit fortgeſchritten ſind, die
Meinung der Alten doch wohl noch nicht ſo ganz verwerfen, bevor wir mit aller Sicherheit zum
Endurtheil berechtigt ſind. Jch meinestheils ſchließe mich der Anſchauung der Alten unbedingt an,

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[257/0321] Beſchreibung der Pampaskatze. — Parder, Panther und Pardel. ſie ſehr häufig auch in den Graswaldungen getroffen wird. Hier lebt ſie faſt ausſchließlich von den kleinen Nagethieren, welche jene Steppen in außerordentlicher Menge bevölkern. Sie iſt voll- kommen unſchädlich und ziemlich harmlos. Beſonders große Kater ſollen drei Fuß lang und über einen Fuß hoch werden. — Unter den altweltlichen Gliedern unſerer Gruppe verdient, wie billig, der Leopard oder Parder (Leopardus antiquorum) die meiſte Berückſichtigung. Schon ſeit Ariſtoteles und Plinius beſteht unter den Forſchern ein noch heutigen Tages nicht ausgefochtener Streit, hinſichtlich der genauen Beſtimmung dreier Katzen, welche man Leopard oder Parder, Panther, und Pardel oder Jrbis genannt und bald als Abänderungen ein und [Abbildung Der Leopard oder Parder (Leopardus antiquorum).] deſſelben Thieres, bald als beſondere Art betrachtet hat. Zumal die beiden Erſtgenannten haben zu widerſprechenden Meinungen Anlaß gegeben; über den Jrbis iſt man ſo ziemlich im Reinen. Man hält Leopard und Panther für ſogenannte Abarten, weil es bisher noch keinem Naturforſcher gelungen iſt, durchgreifende, zur Arttrennung Beider berechtigende Unterſchiede feſtzuſtellen: allein man vergißt dabei, daß die Römer, welche beide Thiere unterſchieden, weit beſſere Gelegenheit hatten, ſie kennen zu lernen, als wir. Uns möchte es äußerſt ſchwer werden, auch nur halb ſoviel Parder- und Panther- felle zuſammenzubringen, als die Römer lebende Parder und Panther bei einem einzigen ihrer Kampf- ſpiele verwendeten, und wir dürfen deshalb, wenn wir auch inzwiſchen weit fortgeſchritten ſind, die Meinung der Alten doch wohl noch nicht ſo ganz verwerfen, bevor wir mit aller Sicherheit zum Endurtheil berechtigt ſind. Jch meinestheils ſchließe mich der Anſchauung der Alten unbedingt an, Brehm, Thierleben. 17

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/321>, abgerufen am 28.03.2024.