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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Stachelhäuter. Seewalzen. Seeigel.
Platte ragt und darin durch einen Endknopf festgehalten wird. Abbildung e gibt beide Theile
in Verbindung, während sie in b und c auseinander gelegt sind. d ist das noch etwas mehr
vergrößerte Schaftende an der Seite. Diese klettenden Organe sind so groß, daß sie mit gutem
Auge recht wohl erkannt werden. Von den zwei europäischen Arten ist die abgebildete Synapta
[Abbildung] a Vorderende der Klettenholothurie (Synapta
inhaerens). b, c, d
und e Anker und Ankerplatte von
Synapta Bosselii.
inhaerens an der französischen Nordwestküste hei-
misch. Auf die zweite, die bisher nur bei Triest
gefundene Synapta digitata, hat uns schon oben,
Seite 874 ff., die wunderbare Parasitenschnecke
geführt. Wir mußten schon dort uns damit bekannt
machen, wie und wo die gefingerte Synapte lebt
und wie man sich ihrer bemächtigen kann, und
haben nun gehört, daß die Selbstverstümmelung,
welche sie an sich ausübt, und zwar so regelmäßig,
daß noch nie Jemand ein ganzes Exemplar zu
sehen bekommen hat, eine Eigenheit aller Holo-
thurien ist. Baur sagt darüber: "Die für die
Synapten charakteristische Zerstückelung besteht darin,
daß durch heftige Muskelkontraktion ein größerer
oder kleinerer Rumpftheil von dem Vordertheil, an
welchem der Mund mit den Tentakeln ist, ab-
geschnürt und getrennt wird. Die getrennten Rumpf-
stücke bewegen sich noch eine Zeit lang, es ist aber
unwahrscheinlich, daß sie noch dauernd lebensfähig
sind, weil sie ohne Mund sich nicht ernähren können
und andererseits für eine etwa stattfindende Repro-
duktion des Kopfes an diesen Stücken nichts spricht.
Ein Rumpfstück ohne Kopfende kann sich nicht wei-
ter zerstückeln. Jedes Kopfstück kann dagegen die
Zerstückelung wiederholen und durch Abtrennung
immer kleinerer Rumpffragmente sich so lange verkleinern, bis hinter dem (ganz vorne den Schlund
umgebenden) Kalkring vom Rumpf fast nichts mehr vorhanden ist." Baur machte die interessante
Entdeckung, daß jedem Kopfstück, es mag lang oder kurz sein, die Fähigkeit der Zerstückelung
genommen werden kann, daß man durch einen kleinen Scheerenschnitt von der Mundöffnung aus
jenen Kalkring an einer beliebigen Stelle trennt. Nicht aber dieser, sondern der ihm anliegende
und zugleich durchschnittene Nervenring beeinflußt die Verstümmelung.

Derselbe Naturforscher hat auf das Genaueste die Entwicklungs- und Verwandlungsgeschichte
der Klettenholothurie von Triest studirt. Wir wollen wenigstens einige Momente dieser höchst
merkwürdigen und in der höheren Thierwelt unerhörten Umwandlung vorführen. Man fängt die
mikroskopisch kleinen Larven der Holothurien und der meisten anderen Echinodermen vorzüglich
mit einem feinen Gazenetz bei ruhigem Wetter an der Oberfläche des Meeres. Die späteren
Stufen der Synapte verschaffte sich Baur, indem er ein ebenfalls sehr engmaschiges Schleppnetz
über den Wohngrund der Thiere hinzog und den so reichlich gewonnenen Schlamm ausspülte.
Die zarten Wesen blieben dann im Netz zurück.

Die noch nicht eine halbe Linie lange Larve hat ein von dem ausgewachsenen Echinoderm
völlig abweichendes Aussehen, ist nicht strahlenförmig, sondern symmetrisch gebaut und hat die
Gestalt etwa eines ganz flachen Bootes mit deckartig übergebogenem Vorder- und Hinterende und
welligen Rändern. Dieser ununterbrochene Rand ist mit einer Wimperschnur besetzt, durch deren
Thätigkeit das kleine Wesen mit dem pyramidalen Vorderende voran spiralig sich drehend schwimmt.

Stachelhäuter. Seewalzen. Seeigel.
Platte ragt und darin durch einen Endknopf feſtgehalten wird. Abbildung e gibt beide Theile
in Verbindung, während ſie in b und c auseinander gelegt ſind. d iſt das noch etwas mehr
vergrößerte Schaftende an der Seite. Dieſe klettenden Organe ſind ſo groß, daß ſie mit gutem
Auge recht wohl erkannt werden. Von den zwei europäiſchen Arten iſt die abgebildete Synapta
[Abbildung] a Vorderende der Klettenholothurie (Synapta
inhaerens). b, c, d
und e Anker und Ankerplatte von
Synapta Bosselii.
inhaerens an der franzöſiſchen Nordweſtküſte hei-
miſch. Auf die zweite, die bisher nur bei Trieſt
gefundene Synapta digitata, hat uns ſchon oben,
Seite 874 ff., die wunderbare Paraſitenſchnecke
geführt. Wir mußten ſchon dort uns damit bekannt
machen, wie und wo die gefingerte Synapte lebt
und wie man ſich ihrer bemächtigen kann, und
haben nun gehört, daß die Selbſtverſtümmelung,
welche ſie an ſich ausübt, und zwar ſo regelmäßig,
daß noch nie Jemand ein ganzes Exemplar zu
ſehen bekommen hat, eine Eigenheit aller Holo-
thurien iſt. Baur ſagt darüber: „Die für die
Synapten charakteriſtiſche Zerſtückelung beſteht darin,
daß durch heftige Muskelkontraktion ein größerer
oder kleinerer Rumpftheil von dem Vordertheil, an
welchem der Mund mit den Tentakeln iſt, ab-
geſchnürt und getrennt wird. Die getrennten Rumpf-
ſtücke bewegen ſich noch eine Zeit lang, es iſt aber
unwahrſcheinlich, daß ſie noch dauernd lebensfähig
ſind, weil ſie ohne Mund ſich nicht ernähren können
und andererſeits für eine etwa ſtattfindende Repro-
duktion des Kopfes an dieſen Stücken nichts ſpricht.
Ein Rumpfſtück ohne Kopfende kann ſich nicht wei-
ter zerſtückeln. Jedes Kopfſtück kann dagegen die
Zerſtückelung wiederholen und durch Abtrennung
immer kleinerer Rumpffragmente ſich ſo lange verkleinern, bis hinter dem (ganz vorne den Schlund
umgebenden) Kalkring vom Rumpf faſt nichts mehr vorhanden iſt.“ Baur machte die intereſſante
Entdeckung, daß jedem Kopfſtück, es mag lang oder kurz ſein, die Fähigkeit der Zerſtückelung
genommen werden kann, daß man durch einen kleinen Scheerenſchnitt von der Mundöffnung aus
jenen Kalkring an einer beliebigen Stelle trennt. Nicht aber dieſer, ſondern der ihm anliegende
und zugleich durchſchnittene Nervenring beeinflußt die Verſtümmelung.

Derſelbe Naturforſcher hat auf das Genaueſte die Entwicklungs- und Verwandlungsgeſchichte
der Klettenholothurie von Trieſt ſtudirt. Wir wollen wenigſtens einige Momente dieſer höchſt
merkwürdigen und in der höheren Thierwelt unerhörten Umwandlung vorführen. Man fängt die
mikroſkopiſch kleinen Larven der Holothurien und der meiſten anderen Echinodermen vorzüglich
mit einem feinen Gazenetz bei ruhigem Wetter an der Oberfläche des Meeres. Die ſpäteren
Stufen der Synapte verſchaffte ſich Baur, indem er ein ebenfalls ſehr engmaſchiges Schleppnetz
über den Wohngrund der Thiere hinzog und den ſo reichlich gewonnenen Schlamm ausſpülte.
Die zarten Weſen blieben dann im Netz zurück.

Die noch nicht eine halbe Linie lange Larve hat ein von dem ausgewachſenen Echinoderm
völlig abweichendes Ausſehen, iſt nicht ſtrahlenförmig, ſondern ſymmetriſch gebaut und hat die
Geſtalt etwa eines ganz flachen Bootes mit deckartig übergebogenem Vorder- und Hinterende und
welligen Rändern. Dieſer ununterbrochene Rand iſt mit einer Wimperſchnur beſetzt, durch deren
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[978/1026] Stachelhäuter. Seewalzen. Seeigel. Platte ragt und darin durch einen Endknopf feſtgehalten wird. Abbildung e gibt beide Theile in Verbindung, während ſie in b und c auseinander gelegt ſind. d iſt das noch etwas mehr vergrößerte Schaftende an der Seite. Dieſe klettenden Organe ſind ſo groß, daß ſie mit gutem Auge recht wohl erkannt werden. Von den zwei europäiſchen Arten iſt die abgebildete Synapta [Abbildung a Vorderende der Klettenholothurie (Synapta inhaerens). b, c, d und e Anker und Ankerplatte von Synapta Bosselii.] inhaerens an der franzöſiſchen Nordweſtküſte hei- miſch. Auf die zweite, die bisher nur bei Trieſt gefundene Synapta digitata, hat uns ſchon oben, Seite 874 ff., die wunderbare Paraſitenſchnecke geführt. Wir mußten ſchon dort uns damit bekannt machen, wie und wo die gefingerte Synapte lebt und wie man ſich ihrer bemächtigen kann, und haben nun gehört, daß die Selbſtverſtümmelung, welche ſie an ſich ausübt, und zwar ſo regelmäßig, daß noch nie Jemand ein ganzes Exemplar zu ſehen bekommen hat, eine Eigenheit aller Holo- thurien iſt. Baur ſagt darüber: „Die für die Synapten charakteriſtiſche Zerſtückelung beſteht darin, daß durch heftige Muskelkontraktion ein größerer oder kleinerer Rumpftheil von dem Vordertheil, an welchem der Mund mit den Tentakeln iſt, ab- geſchnürt und getrennt wird. Die getrennten Rumpf- ſtücke bewegen ſich noch eine Zeit lang, es iſt aber unwahrſcheinlich, daß ſie noch dauernd lebensfähig ſind, weil ſie ohne Mund ſich nicht ernähren können und andererſeits für eine etwa ſtattfindende Repro- duktion des Kopfes an dieſen Stücken nichts ſpricht. Ein Rumpfſtück ohne Kopfende kann ſich nicht wei- ter zerſtückeln. Jedes Kopfſtück kann dagegen die Zerſtückelung wiederholen und durch Abtrennung immer kleinerer Rumpffragmente ſich ſo lange verkleinern, bis hinter dem (ganz vorne den Schlund umgebenden) Kalkring vom Rumpf faſt nichts mehr vorhanden iſt.“ Baur machte die intereſſante Entdeckung, daß jedem Kopfſtück, es mag lang oder kurz ſein, die Fähigkeit der Zerſtückelung genommen werden kann, daß man durch einen kleinen Scheerenſchnitt von der Mundöffnung aus jenen Kalkring an einer beliebigen Stelle trennt. Nicht aber dieſer, ſondern der ihm anliegende und zugleich durchſchnittene Nervenring beeinflußt die Verſtümmelung. Derſelbe Naturforſcher hat auf das Genaueſte die Entwicklungs- und Verwandlungsgeſchichte der Klettenholothurie von Trieſt ſtudirt. Wir wollen wenigſtens einige Momente dieſer höchſt merkwürdigen und in der höheren Thierwelt unerhörten Umwandlung vorführen. Man fängt die mikroſkopiſch kleinen Larven der Holothurien und der meiſten anderen Echinodermen vorzüglich mit einem feinen Gazenetz bei ruhigem Wetter an der Oberfläche des Meeres. Die ſpäteren Stufen der Synapte verſchaffte ſich Baur, indem er ein ebenfalls ſehr engmaſchiges Schleppnetz über den Wohngrund der Thiere hinzog und den ſo reichlich gewonnenen Schlamm ausſpülte. Die zarten Weſen blieben dann im Netz zurück. Die noch nicht eine halbe Linie lange Larve hat ein von dem ausgewachſenen Echinoderm völlig abweichendes Ausſehen, iſt nicht ſtrahlenförmig, ſondern ſymmetriſch gebaut und hat die Geſtalt etwa eines ganz flachen Bootes mit deckartig übergebogenem Vorder- und Hinterende und welligen Rändern. Dieſer ununterbrochene Rand iſt mit einer Wimperſchnur beſetzt, durch deren Thätigkeit das kleine Weſen mit dem pyramidalen Vorderende voran ſpiralig ſich drehend ſchwimmt.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 978. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1026>, abgerufen am 29.03.2024.