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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Schnecken. Elephantenzähne.
zeuge gibt. Die Jndividuen nähern sich nicht einmal einander. Die Dentalien lassen sich zu
leicht beobachten, als daß man sich darüber täuschen könnte. Jch legte die Dentalien in weiße
Teller, wo ich sie bei öfterer Erneuerung des Wassers ließ. Nach einigen Tagen konnte ich dann
immer mit Sicherheit auf das Eierlegen zählen und zwar fand es regelmäßig Nachmittags zwischen
2 und 5 Uhr statt. Eine Ausnahme schienen nur die Jndividuen zu machen, welche zu stark von
der Sonne beschienen waren. Wie die Eier wird auch die Samenflüssigkeit ungefähr zur selben
Stunde und in derselben Weise durch die hintere Schalenöffnung entleert. Mithin ist die Befruch-
tung, wie bei der Mehrzahl der kopflosen Weichthiere, dem Zufall überlassen. Hier das Männchen,
dort das Weibchen entledigen sich der Produkte ihrer Fortpflanzungsorgane, und letztere können
sich einander begegnen, oder auch nicht, gerade wie bei den diözischen Pflanzen, wo der Pollen
zur Erde fällt und von den Winden da und dorthin getragen wird. Bei konträrem Winde
bleiben die Pistille der weiblichen Jndividuen unbefruchtet, ebenso wie hier bei einer nicht günstigen
Wasserströmung das Weibchen nichts hervorbringen kann, indem die Eier sich nicht entwickeln.
Da begreift man denn, wie nützlich die so lebendigen Bewegungen der Samenkörperchen sind,
welche das Ei in der Entfernung aufsuchen und befruchten müssen. Die Zeit, während welcher
die Fortpflanzung der Dentalien beobachtet wurde, war von Anfang Mai's bis Mitte September's."



Schnecken. Elephantenzähne.
zeuge gibt. Die Jndividuen nähern ſich nicht einmal einander. Die Dentalien laſſen ſich zu
leicht beobachten, als daß man ſich darüber täuſchen könnte. Jch legte die Dentalien in weiße
Teller, wo ich ſie bei öfterer Erneuerung des Waſſers ließ. Nach einigen Tagen konnte ich dann
immer mit Sicherheit auf das Eierlegen zählen und zwar fand es regelmäßig Nachmittags zwiſchen
2 und 5 Uhr ſtatt. Eine Ausnahme ſchienen nur die Jndividuen zu machen, welche zu ſtark von
der Sonne beſchienen waren. Wie die Eier wird auch die Samenflüſſigkeit ungefähr zur ſelben
Stunde und in derſelben Weiſe durch die hintere Schalenöffnung entleert. Mithin iſt die Befruch-
tung, wie bei der Mehrzahl der kopfloſen Weichthiere, dem Zufall überlaſſen. Hier das Männchen,
dort das Weibchen entledigen ſich der Produkte ihrer Fortpflanzungsorgane, und letztere können
ſich einander begegnen, oder auch nicht, gerade wie bei den diöziſchen Pflanzen, wo der Pollen
zur Erde fällt und von den Winden da und dorthin getragen wird. Bei konträrem Winde
bleiben die Piſtille der weiblichen Jndividuen unbefruchtet, ebenſo wie hier bei einer nicht günſtigen
Waſſerſtrömung das Weibchen nichts hervorbringen kann, indem die Eier ſich nicht entwickeln.
Da begreift man denn, wie nützlich die ſo lebendigen Bewegungen der Samenkörperchen ſind,
welche das Ei in der Entfernung aufſuchen und befruchten müſſen. Die Zeit, während welcher
die Fortpflanzung der Dentalien beobachtet wurde, war von Anfang Mai’s bis Mitte September’s.“



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[890/0938] Schnecken. Elephantenzähne. zeuge gibt. Die Jndividuen nähern ſich nicht einmal einander. Die Dentalien laſſen ſich zu leicht beobachten, als daß man ſich darüber täuſchen könnte. Jch legte die Dentalien in weiße Teller, wo ich ſie bei öfterer Erneuerung des Waſſers ließ. Nach einigen Tagen konnte ich dann immer mit Sicherheit auf das Eierlegen zählen und zwar fand es regelmäßig Nachmittags zwiſchen 2 und 5 Uhr ſtatt. Eine Ausnahme ſchienen nur die Jndividuen zu machen, welche zu ſtark von der Sonne beſchienen waren. Wie die Eier wird auch die Samenflüſſigkeit ungefähr zur ſelben Stunde und in derſelben Weiſe durch die hintere Schalenöffnung entleert. Mithin iſt die Befruch- tung, wie bei der Mehrzahl der kopfloſen Weichthiere, dem Zufall überlaſſen. Hier das Männchen, dort das Weibchen entledigen ſich der Produkte ihrer Fortpflanzungsorgane, und letztere können ſich einander begegnen, oder auch nicht, gerade wie bei den diöziſchen Pflanzen, wo der Pollen zur Erde fällt und von den Winden da und dorthin getragen wird. Bei konträrem Winde bleiben die Piſtille der weiblichen Jndividuen unbefruchtet, ebenſo wie hier bei einer nicht günſtigen Waſſerſtrömung das Weibchen nichts hervorbringen kann, indem die Eier ſich nicht entwickeln. Da begreift man denn, wie nützlich die ſo lebendigen Bewegungen der Samenkörperchen ſind, welche das Ei in der Entfernung aufſuchen und befruchten müſſen. Die Zeit, während welcher die Fortpflanzung der Dentalien beobachtet wurde, war von Anfang Mai’s bis Mitte September’s.“

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 890. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/938>, abgerufen am 28.03.2024.