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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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Unsere heilige Religion verlangt, daß wir zuerst und
vor Allem darnach streben, Gott zu lieben, ihm treu zu
dienen und so uns die ewige Seligkeit zu sichern. Der
göttliche Heiland richtet ja an uns alle die Mahnung:
" Suchet zuerst das Reich Gottes und seine
Gerechtigkeit, und alles Uebrige wird euch
zugegeben werden
."
Die Geldliebe aber verlangt,
daß man vor Allem seine Sorgen und Mühen dem
Gelde zuwende. Unsere heilige Religion weist uns be-
ständig auf das Beispiel unseres göttlichen Heilandes
hin, der arm in einem Stalle geboren wurde, arm
bis zum dreißigsten Jahre im Hause zu Nazareth lebte,
arm während seiner öffentlichen Lehrtätigkeit von den
Gaben barmherziger Menschen lebte, arm, äußerst arm
am nackten Stamme des Kreuzes starb und arm in
ein fremdes Grab gebettet wurde. Mit diesem Hin-
weis will sie uns dringend auffordern, doch ja nicht
unser Herz an das Geld und die irdischen Güter zu
hängen, sondern an Güter, die Werth und Bedeutung
haben für eine ganze Ewigkeit. Eine solche Sprache,
eine solche Zumuthung ist der Geldliebe lästig; sie hat
keinen Sinn für derartige Dinge. Darum meidet sie
gern das Wort Gottes, sie hat keine Liebe zum Gottes-
dienst, keinen Eifer für das Gebet, keine Treue in
Haltung der Gebote Gottes und der Kirche. Das Geld
ist der Gott des Geldmannes, ist das goldene Kalb,
vor dem er anbetend auf den Knieen liegt. Das Geld
zählen und betrachten, das ist sein Gebet und Gottes-
dienst; die Tage, an denen er viel Geld einnimmt, das

Unsere heilige Religion verlangt, daß wir zuerst und
vor Allem darnach streben, Gott zu lieben, ihm treu zu
dienen und so uns die ewige Seligkeit zu sichern. Der
göttliche Heiland richtet ja an uns alle die Mahnung:
Suchet zuerst das Reich Gottes und seine
Gerechtigkeit, und alles Uebrige wird euch
zugegeben werden
.“
Die Geldliebe aber verlangt,
daß man vor Allem seine Sorgen und Mühen dem
Gelde zuwende. Unsere heilige Religion weist uns be-
ständig auf das Beispiel unseres göttlichen Heilandes
hin, der arm in einem Stalle geboren wurde, arm
bis zum dreißigsten Jahre im Hause zu Nazareth lebte,
arm während seiner öffentlichen Lehrtätigkeit von den
Gaben barmherziger Menschen lebte, arm, äußerst arm
am nackten Stamme des Kreuzes starb und arm in
ein fremdes Grab gebettet wurde. Mit diesem Hin-
weis will sie uns dringend auffordern, doch ja nicht
unser Herz an das Geld und die irdischen Güter zu
hängen, sondern an Güter, die Werth und Bedeutung
haben für eine ganze Ewigkeit. Eine solche Sprache,
eine solche Zumuthung ist der Geldliebe lästig; sie hat
keinen Sinn für derartige Dinge. Darum meidet sie
gern das Wort Gottes, sie hat keine Liebe zum Gottes-
dienst, keinen Eifer für das Gebet, keine Treue in
Haltung der Gebote Gottes und der Kirche. Das Geld
ist der Gott des Geldmannes, ist das goldene Kalb,
vor dem er anbetend auf den Knieen liegt. Das Geld
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[230/0242] Unsere heilige Religion verlangt, daß wir zuerst und vor Allem darnach streben, Gott zu lieben, ihm treu zu dienen und so uns die ewige Seligkeit zu sichern. Der göttliche Heiland richtet ja an uns alle die Mahnung: „ Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und alles Uebrige wird euch zugegeben werden.“ Die Geldliebe aber verlangt, daß man vor Allem seine Sorgen und Mühen dem Gelde zuwende. Unsere heilige Religion weist uns be- ständig auf das Beispiel unseres göttlichen Heilandes hin, der arm in einem Stalle geboren wurde, arm bis zum dreißigsten Jahre im Hause zu Nazareth lebte, arm während seiner öffentlichen Lehrtätigkeit von den Gaben barmherziger Menschen lebte, arm, äußerst arm am nackten Stamme des Kreuzes starb und arm in ein fremdes Grab gebettet wurde. Mit diesem Hin- weis will sie uns dringend auffordern, doch ja nicht unser Herz an das Geld und die irdischen Güter zu hängen, sondern an Güter, die Werth und Bedeutung haben für eine ganze Ewigkeit. Eine solche Sprache, eine solche Zumuthung ist der Geldliebe lästig; sie hat keinen Sinn für derartige Dinge. Darum meidet sie gern das Wort Gottes, sie hat keine Liebe zum Gottes- dienst, keinen Eifer für das Gebet, keine Treue in Haltung der Gebote Gottes und der Kirche. Das Geld ist der Gott des Geldmannes, ist das goldene Kalb, vor dem er anbetend auf den Knieen liegt. Das Geld zählen und betrachten, das ist sein Gebet und Gottes- dienst; die Tage, an denen er viel Geld einnimmt, das

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/242>, abgerufen am 24.04.2024.