sein gegen unsern unendlich guten Vater dort oben im Himmel; da sollten wir es über uns bringen, Wochen, Monate, ja vielleicht selbst Jahre lang in schweren Sünden zu leben und ihm als treulose Söhne gewisser- maßen in sein väterliches Angesicht zu schlagen! Nein, nein; das wäre der kalten und schwarzen Undankbar- keit doch zu viel!
3. Endlich ist Gott, um nur noch dies Eine kurz hervorzuheben, unser letztes Ziel und Ende, will selbst unser ewiger Lohn im Himmel sein. Einst hat er zu seinem treuen Diener, dem Patriarchen Abraham, gesprochen: "
Ich bin dein überaus großer Lohn" (I. Mos. 15, 1). Dieses Wort soll einem Jeden von uns gelten. Wenn wir am Ende unseres Lebens angekommen sind, wenn wir ausge- rungen, ausgekämpft und ausgelitten haben, dann will er die Krone der ewigen Herrlichkeit auf unser Haupt setzen, will uns Antheil nehmen lassen an seiner eige- nen Seligkeit, will uns beglücken mit der übergroßen Wonne der Liebe seines göttlichen Herzens; er will, wenn ich so sagen darf, der Busen sein, an dem wir ausruhen von unsern Kämpfen und Mühen. Wenn wir das recht bedächten, dann müßte gewiß bald unser Verhalten gegen Gott ein anderes werden. Man muß es ja gestehen, daß Viele aus uns sich gegen Gott fast ähnlich benehmen, wie ein stolzer und habsüchtiger Mann sich gegen einen armen Bettler an der Straße benimmt. Er verachtet ihn, würdigt ihn keines freund- lichen Wortes, blickt ihn kaum an. Gibt er ihm vielleicht
sein gegen unsern unendlich guten Vater dort oben im Himmel; da sollten wir es über uns bringen, Wochen, Monate, ja vielleicht selbst Jahre lang in schweren Sünden zu leben und ihm als treulose Söhne gewisser- maßen in sein väterliches Angesicht zu schlagen! Nein, nein; das wäre der kalten und schwarzen Undankbar- keit doch zu viel!
3. Endlich ist Gott, um nur noch dies Eine kurz hervorzuheben, unser letztes Ziel und Ende, will selbst unser ewiger Lohn im Himmel sein. Einst hat er zu seinem treuen Diener, dem Patriarchen Abraham, gesprochen: „
Ich bin dein überaus großer Lohn“ (I. Mos. 15, 1). Dieses Wort soll einem Jeden von uns gelten. Wenn wir am Ende unseres Lebens angekommen sind, wenn wir ausge- rungen, ausgekämpft und ausgelitten haben, dann will er die Krone der ewigen Herrlichkeit auf unser Haupt setzen, will uns Antheil nehmen lassen an seiner eige- nen Seligkeit, will uns beglücken mit der übergroßen Wonne der Liebe seines göttlichen Herzens; er will, wenn ich so sagen darf, der Busen sein, an dem wir ausruhen von unsern Kämpfen und Mühen. Wenn wir das recht bedächten, dann müßte gewiß bald unser Verhalten gegen Gott ein anderes werden. Man muß es ja gestehen, daß Viele aus uns sich gegen Gott fast ähnlich benehmen, wie ein stolzer und habsüchtiger Mann sich gegen einen armen Bettler an der Straße benimmt. Er verachtet ihn, würdigt ihn keines freund- lichen Wortes, blickt ihn kaum an. Gibt er ihm vielleicht
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[51/0063]
sein gegen unsern unendlich guten Vater dort oben im
Himmel; da sollten wir es über uns bringen, Wochen,
Monate, ja vielleicht selbst Jahre lang in schweren
Sünden zu leben und ihm als treulose Söhne gewisser-
maßen in sein väterliches Angesicht zu schlagen! Nein,
nein; das wäre der kalten und schwarzen Undankbar-
keit doch zu viel!
3. Endlich ist Gott, um nur noch dies Eine kurz
hervorzuheben, unser letztes Ziel und Ende,
will selbst unser ewiger Lohn im Himmel sein.
Einst hat er zu seinem treuen Diener, dem Patriarchen
Abraham, gesprochen: „ Ich bin dein überaus
großer Lohn“ (I. Mos. 15, 1). Dieses Wort soll
einem Jeden von uns gelten. Wenn wir am Ende
unseres Lebens angekommen sind, wenn wir ausge-
rungen, ausgekämpft und ausgelitten haben, dann will
er die Krone der ewigen Herrlichkeit auf unser Haupt
setzen, will uns Antheil nehmen lassen an seiner eige-
nen Seligkeit, will uns beglücken mit der übergroßen
Wonne der Liebe seines göttlichen Herzens; er will,
wenn ich so sagen darf, der Busen sein, an dem wir
ausruhen von unsern Kämpfen und Mühen. Wenn
wir das recht bedächten, dann müßte gewiß bald unser
Verhalten gegen Gott ein anderes werden. Man muß
es ja gestehen, daß Viele aus uns sich gegen Gott
fast ähnlich benehmen, wie ein stolzer und habsüchtiger
Mann sich gegen einen armen Bettler an der Straße
benimmt. Er verachtet ihn, würdigt ihn keines freund-
lichen Wortes, blickt ihn kaum an. Gibt er ihm vielleicht
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/63>, abgerufen am 28.03.2024.
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