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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

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"Das größte Wunder Jesu ist unstreitig die Herr-
schaft seiner Liebe. Ihm allein ist es geglückt, das
Herz der Menschen bis zum Unsichtbaren zu er-
heben, bis zum Opfer des Zeitlichen; er allein
hat, indem er diese Aufopferung schuf, ein Band
zwischen dem Himmel und der Erde geknüpft. Das
ist es, was ich am meisten bewundere, und was
uns die Gottheit Christi absolut beweist. Ich habe einst
Massen in Leidenschaft versetzt, so daß sie für mich
starben. Aber jetzt, wo ich auf St. Helena bin, an-
geschmiedet an diesen Felsen, wer liefert Schlachten und
erwirbt Reiche für mich? Denkt man an mich? Wer
regt sich in Europa für mich? Wer ist mir treu
geblieben? Das ist das Schicksal der großen Männer,
der Cäsar und Alexander; man vergißt uns, und der
Name eines Eroberers und eines Kaisers ist dann
weiter nichts mehr als ein Thema für eine Schulaufgabe.
- Noch einige Augenblicke und ich sterbe vor der Zeit,
und mein Leichnam wird die Speise der Würmer sein.
Das ist das sehr nahe Schicksal des großen Napoleon.
Welch' ein Abgrund zwischen meinem tiefen Elend und
dem ewigen Reiche Jesu Christi, welcher heute noch ge-
predigt, geliebt, gelobt, angebetet wird und fortlebt in
der ganzen Welt. Heißt das sterben? Oder heißt das
nicht viel mehr leben. Ja der Tod Christi ist der
Tod eines Gottmenschen."
Das ist das Urtheil der
denkenden Vernunft, die Stimme der Wahrheit.

„Das größte Wunder Jesu ist unstreitig die Herr-
schaft seiner Liebe. Ihm allein ist es geglückt, das
Herz der Menschen bis zum Unsichtbaren zu er-
heben, bis zum Opfer des Zeitlichen; er allein
hat, indem er diese Aufopferung schuf, ein Band
zwischen dem Himmel und der Erde geknüpft. Das
ist es, was ich am meisten bewundere, und was
uns die Gottheit Christi absolut beweist. Ich habe einst
Massen in Leidenschaft versetzt, so daß sie für mich
starben. Aber jetzt, wo ich auf St. Helena bin, an-
geschmiedet an diesen Felsen, wer liefert Schlachten und
erwirbt Reiche für mich? Denkt man an mich? Wer
regt sich in Europa für mich? Wer ist mir treu
geblieben? Das ist das Schicksal der großen Männer,
der Cäsar und Alexander; man vergißt uns, und der
Name eines Eroberers und eines Kaisers ist dann
weiter nichts mehr als ein Thema für eine Schulaufgabe.
– Noch einige Augenblicke und ich sterbe vor der Zeit,
und mein Leichnam wird die Speise der Würmer sein.
Das ist das sehr nahe Schicksal des großen Napoleon.
Welch' ein Abgrund zwischen meinem tiefen Elend und
dem ewigen Reiche Jesu Christi, welcher heute noch ge-
predigt, geliebt, gelobt, angebetet wird und fortlebt in
der ganzen Welt. Heißt das sterben? Oder heißt das
nicht viel mehr leben. Ja der Tod Christi ist der
Tod eines Gottmenschen.“
Das ist das Urtheil der
denkenden Vernunft, die Stimme der Wahrheit.

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[81/0093] „Das größte Wunder Jesu ist unstreitig die Herr- schaft seiner Liebe. Ihm allein ist es geglückt, das Herz der Menschen bis zum Unsichtbaren zu er- heben, bis zum Opfer des Zeitlichen; er allein hat, indem er diese Aufopferung schuf, ein Band zwischen dem Himmel und der Erde geknüpft. Das ist es, was ich am meisten bewundere, und was uns die Gottheit Christi absolut beweist. Ich habe einst Massen in Leidenschaft versetzt, so daß sie für mich starben. Aber jetzt, wo ich auf St. Helena bin, an- geschmiedet an diesen Felsen, wer liefert Schlachten und erwirbt Reiche für mich? Denkt man an mich? Wer regt sich in Europa für mich? Wer ist mir treu geblieben? Das ist das Schicksal der großen Männer, der Cäsar und Alexander; man vergißt uns, und der Name eines Eroberers und eines Kaisers ist dann weiter nichts mehr als ein Thema für eine Schulaufgabe. – Noch einige Augenblicke und ich sterbe vor der Zeit, und mein Leichnam wird die Speise der Würmer sein. Das ist das sehr nahe Schicksal des großen Napoleon. Welch' ein Abgrund zwischen meinem tiefen Elend und dem ewigen Reiche Jesu Christi, welcher heute noch ge- predigt, geliebt, gelobt, angebetet wird und fortlebt in der ganzen Welt. Heißt das sterben? Oder heißt das nicht viel mehr leben. Ja der Tod Christi ist der Tod eines Gottmenschen.“ Das ist das Urtheil der denkenden Vernunft, die Stimme der Wahrheit.

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Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/93>, abgerufen am 28.03.2024.