Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

sen. Und so gehet es auch hier, was Saul unterlassen verrichtet Samuel, und gibt der König dem Propheten Gelegenheit zu einer heroischen That. Dann der Prophet Samuel ließ den gefangenen König vor sich kommen / um denselben durch einen gewaltsahmen Tod ins Grab zuschicken. Dieser nun wolte gerne vor großmühtig angesehen seyn / darum wil er vor der Welt nichts furchtsahmes an sich mercken lassen / sondern sein Mund redet etwas / das doch muhtmaßlich von seinem Hertzen weit entfernet war. Wer sonst dieser Agag in Ansehung seines Geschlechts gewesen / können wir eigentlich nicht sagen / und obschon Josephus der Jüdische Historicus von denselben den Hamann der Jüden geschwornen Ertz-Feind herleiten wil / so erfodert doch solches noch starcken Beweiß. Ich wil hier lieber meine Unwissenheit bekennen / als was ungewisses für gewiß ausgeben. Wir müssen aber seine Worte / die aus einen großmuhtigen Hertzen gekommen zu seyn scheinen / etwas genauer ansehen. Er bekennet / daß der Tod bitter sey / und indem er wil angesehen seyn / als wann er den Tod großmühtig verachte / so kan er doch nicht leugnen / daß er dessen Bitterkeit empfunden / dann eben deswegen sucht er selbige zu vertreiben. Und einem natürlichen Menschen kan auch der Tod nicht anderst / als bitter seyn. Der Mensch ist ja von GOtt zur Unsterblichkeit erschaffen / und also begegnet ihm der Tod nicht von Natur / sondern als eine Straffe der Sünden / welche GOtt um des Fals Adams willen denen Menschen aufferleget; ist aber der Todei-

sen. Und so gehet es auch hier, was Saul unterlassen verrichtet Samuel, und gibt der König dem Propheten Gelegenheit zu einer heroischen That. Dann der Prophet Samuel ließ den gefangenen König vor sich kommen / um denselben durch einen gewaltsahmen Tod ins Grab zuschicken. Dieser nun wolte gerne vor großmühtig angesehen seyn / darum wil er vor der Welt nichts furchtsahmes an sich mercken lassen / sondern sein Mund redet etwas / das doch muhtmaßlich von seinem Hertzen weit entfernet war. Wer sonst dieser Agag in Ansehung seines Geschlechts gewesen / können wir eigentlich nicht sagen / und obschon Josephus der Jüdische Historicus von denselben den Hamann der Jüden geschwornen Ertz-Feind herleiten wil / so erfodert doch solches noch starcken Beweiß. Ich wil hier lieber meine Unwissenheit bekennen / als was ungewisses für gewiß ausgeben. Wir müssen aber seine Worte / die aus einen großmuhtigen Hertzen gekommen zu seyn scheinen / etwas genauer ansehen. Er bekennet / daß der Tod bitter sey / und indem er wil angesehen seyn / als wann er den Tod großmühtig verachte / so kan er doch nicht leugnen / daß er dessen Bitterkeit empfunden / dann eben deswegen sucht er selbige zu vertreiben. Und einem natürlichen Menschen kan auch der Tod nicht anderst / als bitter seyn. Der Mensch ist ja von GOtt zur Unsterblichkeit erschaffen / und also begegnet ihm der Tod nicht von Natur / sondern als eine Straffe der Sünden / welche GOtt um des Fals Adams willen denen Menschen aufferleget; ist aber der Todei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0021" n="13"/>
sen. Und so gehet es                      auch hier, was Saul unterlassen verrichtet Samuel, und gibt der König dem                      Propheten Gelegenheit zu einer heroischen That. Dann der Prophet Samuel ließ den                      gefangenen König vor sich kommen / um denselben durch einen gewaltsahmen Tod ins                      Grab zuschicken. Dieser nun wolte gerne vor großmühtig angesehen seyn / darum                      wil er vor der Welt nichts furchtsahmes an sich mercken lassen / sondern sein                      Mund redet etwas / das doch muhtmaßlich von seinem Hertzen weit entfernet war.                      Wer sonst dieser Agag in Ansehung seines Geschlechts gewesen / können wir                      eigentlich nicht sagen / und obschon Josephus der Jüdische Historicus von                      denselben den Hamann der Jüden geschwornen Ertz-Feind herleiten wil / so                      erfodert doch solches noch starcken Beweiß. Ich wil hier lieber meine                      Unwissenheit bekennen / als was ungewisses für gewiß ausgeben. Wir müssen aber                      seine Worte / die aus einen großmuhtigen Hertzen gekommen zu seyn scheinen /                      etwas genauer ansehen. Er bekennet / daß der Tod bitter sey / und indem er wil                      angesehen seyn / als wann er den Tod großmühtig verachte / so kan er doch nicht                      leugnen / daß er dessen Bitterkeit empfunden / dann eben deswegen sucht er                      selbige zu vertreiben. Und einem natürlichen Menschen kan auch der Tod nicht                      anderst / als bitter seyn. Der Mensch ist ja von GOtt zur Unsterblichkeit                      erschaffen / und also begegnet ihm der Tod nicht von Natur / sondern als eine                      Straffe der Sünden / welche GOtt um des Fals Adams willen denen Menschen                      aufferleget; ist aber der Todei-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0021] sen. Und so gehet es auch hier, was Saul unterlassen verrichtet Samuel, und gibt der König dem Propheten Gelegenheit zu einer heroischen That. Dann der Prophet Samuel ließ den gefangenen König vor sich kommen / um denselben durch einen gewaltsahmen Tod ins Grab zuschicken. Dieser nun wolte gerne vor großmühtig angesehen seyn / darum wil er vor der Welt nichts furchtsahmes an sich mercken lassen / sondern sein Mund redet etwas / das doch muhtmaßlich von seinem Hertzen weit entfernet war. Wer sonst dieser Agag in Ansehung seines Geschlechts gewesen / können wir eigentlich nicht sagen / und obschon Josephus der Jüdische Historicus von denselben den Hamann der Jüden geschwornen Ertz-Feind herleiten wil / so erfodert doch solches noch starcken Beweiß. Ich wil hier lieber meine Unwissenheit bekennen / als was ungewisses für gewiß ausgeben. Wir müssen aber seine Worte / die aus einen großmuhtigen Hertzen gekommen zu seyn scheinen / etwas genauer ansehen. Er bekennet / daß der Tod bitter sey / und indem er wil angesehen seyn / als wann er den Tod großmühtig verachte / so kan er doch nicht leugnen / daß er dessen Bitterkeit empfunden / dann eben deswegen sucht er selbige zu vertreiben. Und einem natürlichen Menschen kan auch der Tod nicht anderst / als bitter seyn. Der Mensch ist ja von GOtt zur Unsterblichkeit erschaffen / und also begegnet ihm der Tod nicht von Natur / sondern als eine Straffe der Sünden / welche GOtt um des Fals Adams willen denen Menschen aufferleget; ist aber der Todei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727/21
Zitationshilfe: Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727/21>, abgerufen am 28.03.2024.