So manche Schwürigkeit, wovon sich unser Geist, Da er so eingeschränckt und mangelhafft, Muß überwinden lassen, Entsteht daher, weil wir der Gottheit Eigenschafft Nicht fassen. Wofern man aber nur ein Wesen zugestehet, Das ewig, ob man es so, gleich nicht ganz erhöhet; Verschwindet alsobald der Zweisel und verfleucht, Von den Geschöpffen ist zu Jhm der Fortgang leicht.
Ein Cörper muß den andern ja bewegen Der ihm entgegen kommt, durch den muß der sich regen, Und also immerfort. Vernunfft wird solches zeigen, Daß die Bewegung nicht fey einem Cörper eigen. Wenn die Bewegung nun entstehen kan, So zeigt sie einen Geist unwidersprechlich an, Der alle Dinge reg't, Und sie zuerst beweg't, Man kann zu ihn hinauf durch diese Stuffen steigen, Die Sinnen werden ihn, auch die Vernunfft, uns zeigen.
Vom Geist und Cörper
Wenn durch Gesetze nun die unverändert bleiben, Die Welt so viel Veränderungen weist, Verbirgt uns GOtt dennoch die Räder, die sie treiben. Die Regeln, Ordnungen und der Zusammenhang, Sind Rähtsel, worinn unser Geist Mit Mühe die Bedeutung findet, Die man nicht sonder Fleiß und Arbeits-Last ergründet, Und die der Weisen Schaaren, Von je her, schwer zu fassen waren.
Zu-
Vom Geiſt und Coͤrper.
So manche Schwuͤrigkeit, wovon ſich unſer Geiſt, Da er ſo eingeſchraͤnckt und mangelhafft, Muß uͤberwinden laſſen, Entſteht daher, weil wir der Gottheit Eigenſchafft Nicht faſſen. Wofern man aber nur ein Weſen zugeſtehet, Das ewig, ob man es ſo, gleich nicht ganz erhoͤhet; Verſchwindet alſobald der Zweiſel und verfleucht, Von den Geſchoͤpffen iſt zu Jhm der Fortgang leicht.
Ein Coͤrper muß den andern ja bewegen Der ihm entgegen kommt, durch den muß der ſich regen, Und alſo immerfort. Vernunfft wird ſolches zeigen, Daß die Bewegung nicht fey einem Coͤrper eigen. Wenn die Bewegung nun entſtehen kan, So zeigt ſie einen Geiſt unwiderſprechlich an, Der alle Dinge reg’t, Und ſie zuerſt beweg’t, Man kann zu ihn hinauf durch dieſe Stuffen ſteigen, Die Sinnen werden ihn, auch die Vernunfft, uns zeigen.
Vom Geiſt und Coͤrper
Wenn durch Geſetze nun die unveraͤndert bleiben, Die Welt ſo viel Veraͤnderungen weiſt, Verbirgt uns GOtt dennoch die Raͤder, die ſie treiben. Die Regeln, Ordnungen und der Zuſammenhang, Sind Raͤhtſel, worinn unſer Geiſt Mit Muͤhe die Bedeutung findet, Die man nicht ſonder Fleiß und Arbeits-Laſt ergruͤndet, Und die der Weiſen Schaaren, Von je her, ſchwer zu faſſen waren.
Zu-
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[27/0057]
Vom Geiſt und Coͤrper.
So manche Schwuͤrigkeit, wovon ſich unſer Geiſt,
Da er ſo eingeſchraͤnckt und mangelhafft,
Muß uͤberwinden laſſen,
Entſteht daher, weil wir der Gottheit Eigenſchafft
Nicht faſſen.
Wofern man aber nur ein Weſen zugeſtehet,
Das ewig, ob man es ſo, gleich nicht ganz erhoͤhet;
Verſchwindet alſobald der Zweiſel und verfleucht,
Von den Geſchoͤpffen iſt zu Jhm der Fortgang leicht.
Ein Coͤrper muß den andern ja bewegen
Der ihm entgegen kommt, durch den muß der ſich regen,
Und alſo immerfort. Vernunfft wird ſolches zeigen,
Daß die Bewegung nicht fey einem Coͤrper eigen.
Wenn die Bewegung nun entſtehen kan,
So zeigt ſie einen Geiſt unwiderſprechlich an,
Der alle Dinge reg’t,
Und ſie zuerſt beweg’t,
Man kann zu ihn hinauf durch dieſe Stuffen ſteigen,
Die Sinnen werden ihn, auch die Vernunfft, uns zeigen.
Vom Geiſt und Coͤrper
Wenn durch Geſetze nun die unveraͤndert bleiben,
Die Welt ſo viel Veraͤnderungen weiſt,
Verbirgt uns GOtt dennoch die Raͤder, die ſie treiben.
Die Regeln, Ordnungen und der Zuſammenhang,
Sind Raͤhtſel, worinn unſer Geiſt
Mit Muͤhe die Bedeutung findet,
Die man nicht ſonder Fleiß und Arbeits-Laſt ergruͤndet,
Und die der Weiſen Schaaren,
Von je her, ſchwer zu faſſen waren.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/57>, abgerufen am 17.04.2021.
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