Was nun aus den Wurzeln steiget, Find't man, daß es auch so sey. Stamm und Halm und Stengel zeiget Ebenfalls die dreyerley. Mark, ein holzigt Wesen, Rinde, Die ich an den Stämmen finde, Zeigen mir und jedermann Göttlichgroße Wunder an.
Alle Rinde, so entsprießet Um die Pflanzen äußerlich, Die sich um dieselbe schließet Und sie decket, theilet sich Jn zwo Häut' aufs neue wieder, Die, wenn man's erwägt, ein jeder Nach gemachtem richt'gen Schluß Ehrfurchtsvoll bewundern muß.
Die von diesen beyden Häuten Aufwerts sitzet, findet man, Daß, wie man die Seltenheiten Durch die Gläser sehen kann, Sie aus Bläschen bloß bestehe, Die beysammen in der Nähe Weis' und künstlich so gefügt, Daß es Aug' und Geist vergnügt.
Da die andre Haut aus mehren, Und aus dreyerley besteht. Erst aus festen holen Röhren, Wo der Saft durch aufwerts geht; Dann aus kleinen lockern Säcken, Die voll solches Saftes stecken; Endlich aus viel Aederlein, So die Nährgefäße seyn.
Durch
G 3
uͤber das Reich der Pflanzen.
Was nun aus den Wurzeln ſteiget, Find’t man, daß es auch ſo ſey. Stamm und Halm und Stengel zeiget Ebenfalls die dreyerley. Mark, ein holzigt Weſen, Rinde, Die ich an den Staͤmmen finde, Zeigen mir und jedermann Goͤttlichgroße Wunder an.
Alle Rinde, ſo entſprießet Um die Pflanzen aͤußerlich, Die ſich um dieſelbe ſchließet Und ſie decket, theilet ſich Jn zwo Haͤut’ aufs neue wieder, Die, wenn man’s erwaͤgt, ein jeder Nach gemachtem richt’gen Schluß Ehrfurchtsvoll bewundern muß.
Die von dieſen beyden Haͤuten Aufwerts ſitzet, findet man, Daß, wie man die Seltenheiten Durch die Glaͤſer ſehen kann, Sie aus Blaͤschen bloß beſtehe, Die beyſammen in der Naͤhe Weiſ’ und kuͤnſtlich ſo gefuͤgt, Daß es Aug’ und Geiſt vergnuͤgt.
Da die andre Haut aus mehren, Und aus dreyerley beſteht. Erſt aus feſten holen Roͤhren, Wo der Saft durch aufwerts geht; Dann aus kleinen lockern Saͤcken, Die voll ſolches Saftes ſtecken; Endlich aus viel Aederlein, So die Naͤhrgefaͤße ſeyn.
Durch
G 3
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Was nun aus den Wurzeln ſteiget,
Find’t man, daß es auch ſo ſey.
Stamm und Halm und Stengel zeiget
Ebenfalls die dreyerley.
Mark, ein holzigt Weſen, Rinde,
Die ich an den Staͤmmen finde,
Zeigen mir und jedermann
Goͤttlichgroße Wunder an.
Alle Rinde, ſo entſprießet
Um die Pflanzen aͤußerlich,
Die ſich um dieſelbe ſchließet
Und ſie decket, theilet ſich
Jn zwo Haͤut’ aufs neue wieder,
Die, wenn man’s erwaͤgt, ein jeder
Nach gemachtem richt’gen Schluß
Ehrfurchtsvoll bewundern muß.
Die von dieſen beyden Haͤuten
Aufwerts ſitzet, findet man,
Daß, wie man die Seltenheiten
Durch die Glaͤſer ſehen kann,
Sie aus Blaͤschen bloß beſtehe,
Die beyſammen in der Naͤhe
Weiſ’ und kuͤnſtlich ſo gefuͤgt,
Daß es Aug’ und Geiſt vergnuͤgt.
Da die andre Haut aus mehren,
Und aus dreyerley beſteht.
Erſt aus feſten holen Roͤhren,
Wo der Saft durch aufwerts geht;
Dann aus kleinen lockern Saͤcken,
Die voll ſolches Saftes ſtecken;
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/121>, abgerufen am 16.06.2024.
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