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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Betrachtungen
Ferner führt er Gold. Sie schreiben,
Daß er die Melancholey
Oder Schwermuth zu vertreiben,
Ein unfehlbar Mittel sey.
Da nun Nutzen und Vergnügen
Jn den Lasulsteinen liegen,
Laßt uns doch, wenn wir sie sehn,
Den, der sie gemacht, erhöhn!
Nunmehr kömmt auch deine Reihe,
Unbegreiflicher Magnet!
Dem ich meinen Kiel itzt weihe,
Ob mein Geist gleich gern gesteht,
Daß man keinen, auch von allen
Steinen, Halb- und Ganzmetallen,
Wie man auch dieselbe nennt,
Besser nützt, und minder kennt.
Aber alle Schwierigkeiten
Hemmen meine Lieder nicht;
Es ist, seine Seltenheiten
Zu verstehn, nicht unsre Pflicht:
Sondern, wenn ich Gottes Werke
Jm Magnetstein nur bemerke,
Und dazu den Geist erweck,
So erhalt' ich meinen Zweck.
Des Magneten äußre Schalen
Sind verächtlich, gar nicht schön;
Es sind an ihm weder Stralen,
Noch der mindste Schmuck zu sehn.
Häßlich, rauh und unansehnlich,
Einem groben Felsen ähnlich,
Ohne Glanz und sonder Schein,
Jst der so berühmte Stein.
Aber,
Betrachtungen
Ferner fuͤhrt er Gold. Sie ſchreiben,
Daß er die Melancholey
Oder Schwermuth zu vertreiben,
Ein unfehlbar Mittel ſey.
Da nun Nutzen und Vergnuͤgen
Jn den Laſulſteinen liegen,
Laßt uns doch, wenn wir ſie ſehn,
Den, der ſie gemacht, erhoͤhn!
Nunmehr koͤmmt auch deine Reihe,
Unbegreiflicher Magnet!
Dem ich meinen Kiel itzt weihe,
Ob mein Geiſt gleich gern geſteht,
Daß man keinen, auch von allen
Steinen, Halb- und Ganzmetallen,
Wie man auch dieſelbe nennt,
Beſſer nuͤtzt, und minder kennt.
Aber alle Schwierigkeiten
Hemmen meine Lieder nicht;
Es iſt, ſeine Seltenheiten
Zu verſtehn, nicht unſre Pflicht:
Sondern, wenn ich Gottes Werke
Jm Magnetſtein nur bemerke,
Und dazu den Geiſt erweck,
So erhalt’ ich meinen Zweck.
Des Magneten aͤußre Schalen
Sind veraͤchtlich, gar nicht ſchoͤn;
Es ſind an ihm weder Stralen,
Noch der mindſte Schmuck zu ſehn.
Haͤßlich, rauh und unanſehnlich,
Einem groben Felſen aͤhnlich,
Ohne Glanz und ſonder Schein,
Jſt der ſo beruͤhmte Stein.
Aber,
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[58/0078] Betrachtungen Ferner fuͤhrt er Gold. Sie ſchreiben, Daß er die Melancholey Oder Schwermuth zu vertreiben, Ein unfehlbar Mittel ſey. Da nun Nutzen und Vergnuͤgen Jn den Laſulſteinen liegen, Laßt uns doch, wenn wir ſie ſehn, Den, der ſie gemacht, erhoͤhn! Nunmehr koͤmmt auch deine Reihe, Unbegreiflicher Magnet! Dem ich meinen Kiel itzt weihe, Ob mein Geiſt gleich gern geſteht, Daß man keinen, auch von allen Steinen, Halb- und Ganzmetallen, Wie man auch dieſelbe nennt, Beſſer nuͤtzt, und minder kennt. Aber alle Schwierigkeiten Hemmen meine Lieder nicht; Es iſt, ſeine Seltenheiten Zu verſtehn, nicht unſre Pflicht: Sondern, wenn ich Gottes Werke Jm Magnetſtein nur bemerke, Und dazu den Geiſt erweck, So erhalt’ ich meinen Zweck. Des Magneten aͤußre Schalen Sind veraͤchtlich, gar nicht ſchoͤn; Es ſind an ihm weder Stralen, Noch der mindſte Schmuck zu ſehn. Haͤßlich, rauh und unanſehnlich, Einem groben Felſen aͤhnlich, Ohne Glanz und ſonder Schein, Jſt der ſo beruͤhmte Stein. Aber,

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/78>, abgerufen am 15.05.2024.