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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Aufenthalts genoß, so habe ich selbiges in diesem
Jahre 1755 ins Englische, (welches für mich eine
fremde Sprache ist,) zur Unterhaltung meiner Freun-
de, und zum Unterricht meiner Familie übersetzt, da-
mit sie ihre Verwandte in Deutschland, und die be-
sondern Umstände eines Lebens, welches ich in verschied-
nen Theilen der Welt viele Jahre im Kriege zuge-
bracht habe, möchten kennen lernen. -- Wir ma-
chen also den Anfang.

Geschlecht
des Verfas-
sers.

Jacob Bruce und Johann Bruce, leibliche
Vettern und Abkömmlinge der Familie Airth in der
Grafschaft Stirling (eines Zweigs der Familie Clack-
mannan
) in Schottland, faßten, während der Unru-
hen des Olivier Cromwell, den Entschluß, ihr
Vaterland zu verlassen, und ihr Glück auswärts zu
suchen. Da sich eben einige Schiffe in dem Hafen von
Leith befanden, die bereit waren, nach der Ostsee un-
ter Segel zu gehen, so wurden sie einig, sich mit ein-
ander dahin zu begeben. Allein es trug sich zu, daß
zwey von diesen Schiffern einen und eben denselben
Nahmen führten, so daß die beyden Vettern aus ei-
nem sonderbaren Versehen zwey verschiedne Schiffe
betraten, wovon eins nach Preussen, und das andre
nach Rußland gieng, durch welchen Zufall sie einan-
der niemals wieder zu sehen bekamen.

Sein Groß-
vater geht in
Preussische
Dienste.

Johann Bruce, mein Großvater, stieg zu
Königsberg in Preussen an das Land; von da gieng
er nach Berlin, und trat in die Dienste des Churfür-
sten von Brandenburg, in welchen er von einer Stufe
zur andern bis zu der Anführung eines Regiments ge-
langte, welches die höchste militairische Ehrenstelle
war, die er jemals erlangte, ungeachtet ihm der Chur-

fürst

Aufenthalts genoß, ſo habe ich ſelbiges in dieſem
Jahre 1755 ins Engliſche, (welches fuͤr mich eine
fremde Sprache iſt,) zur Unterhaltung meiner Freun-
de, und zum Unterricht meiner Familie uͤberſetzt, da-
mit ſie ihre Verwandte in Deutſchland, und die be-
ſondern Umſtaͤnde eines Lebens, welches ich in verſchied-
nen Theilen der Welt viele Jahre im Kriege zuge-
bracht habe, moͤchten kennen lernen. — Wir ma-
chen alſo den Anfang.

Geſchlecht
des Verfaſ-
ſers.

Jacob Bruce und Johann Bruce, leibliche
Vettern und Abkoͤmmlinge der Familie Airth in der
Grafſchaft Stirling (eines Zweigs der Familie Clack-
mannan
) in Schottland, faßten, waͤhrend der Unru-
hen des Olivier Cromwell, den Entſchluß, ihr
Vaterland zu verlaſſen, und ihr Gluͤck auswaͤrts zu
ſuchen. Da ſich eben einige Schiffe in dem Hafen von
Leith befanden, die bereit waren, nach der Oſtſee un-
ter Segel zu gehen, ſo wurden ſie einig, ſich mit ein-
ander dahin zu begeben. Allein es trug ſich zu, daß
zwey von dieſen Schiffern einen und eben denſelben
Nahmen fuͤhrten, ſo daß die beyden Vettern aus ei-
nem ſonderbaren Verſehen zwey verſchiedne Schiffe
betraten, wovon eins nach Preuſſen, und das andre
nach Rußland gieng, durch welchen Zufall ſie einan-
der niemals wieder zu ſehen bekamen.

Sein Groß-
vater geht in
Preuſſiſche
Dienſte.

Johann Bruce, mein Großvater, ſtieg zu
Koͤnigsberg in Preuſſen an das Land; von da gieng
er nach Berlin, und trat in die Dienſte des Churfuͤr-
ſten von Brandenburg, in welchen er von einer Stufe
zur andern bis zu der Anfuͤhrung eines Regiments ge-
langte, welches die hoͤchſte militairiſche Ehrenſtelle
war, die er jemals erlangte, ungeachtet ihm der Chur-

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[2/0012] Aufenthalts genoß, ſo habe ich ſelbiges in dieſem Jahre 1755 ins Engliſche, (welches fuͤr mich eine fremde Sprache iſt,) zur Unterhaltung meiner Freun- de, und zum Unterricht meiner Familie uͤberſetzt, da- mit ſie ihre Verwandte in Deutſchland, und die be- ſondern Umſtaͤnde eines Lebens, welches ich in verſchied- nen Theilen der Welt viele Jahre im Kriege zuge- bracht habe, moͤchten kennen lernen. — Wir ma- chen alſo den Anfang. Jacob Bruce und Johann Bruce, leibliche Vettern und Abkoͤmmlinge der Familie Airth in der Grafſchaft Stirling (eines Zweigs der Familie Clack- mannan) in Schottland, faßten, waͤhrend der Unru- hen des Olivier Cromwell, den Entſchluß, ihr Vaterland zu verlaſſen, und ihr Gluͤck auswaͤrts zu ſuchen. Da ſich eben einige Schiffe in dem Hafen von Leith befanden, die bereit waren, nach der Oſtſee un- ter Segel zu gehen, ſo wurden ſie einig, ſich mit ein- ander dahin zu begeben. Allein es trug ſich zu, daß zwey von dieſen Schiffern einen und eben denſelben Nahmen fuͤhrten, ſo daß die beyden Vettern aus ei- nem ſonderbaren Verſehen zwey verſchiedne Schiffe betraten, wovon eins nach Preuſſen, und das andre nach Rußland gieng, durch welchen Zufall ſie einan- der niemals wieder zu ſehen bekamen. Johann Bruce, mein Großvater, ſtieg zu Koͤnigsberg in Preuſſen an das Land; von da gieng er nach Berlin, und trat in die Dienſte des Churfuͤr- ſten von Brandenburg, in welchen er von einer Stufe zur andern bis zu der Anfuͤhrung eines Regiments ge- langte, welches die hoͤchſte militairiſche Ehrenſtelle war, die er jemals erlangte, ungeachtet ihm der Chur- fuͤrſt

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/12>, abgerufen am 28.03.2024.