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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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wenn ich mit Gassenlaufen davon käme. Allein zu
meiner großen Freude blieb es bey einem Verweise, wo-
bey man mir sagte, daß, wenn ein gemeiner Soldat
einen solchen Fehler begangen hätte, er sehr strenge
würde seyn bestraft worden. Dieser Verweis machte
mich indessen auf die Zukunft in solchen Fällen vor-
sichtiger. Jch ward diesen Winter Sergeant, indem
man bey den Preussen von unten auf dienen muß,
wenn man Officier werden will. Durch meine Be-
förderung überhüpfte ich indessen die sonst gewöhnli-
chen zwey Staffeln. Jm April 1707 kam der1707.
Kronprinz bey uns an, und musterte unser Regiment.
Als ich bey ihm vorbey marschierte, und ihm auf
Befragen meinen Nahmen sagte, erinnerte er sich
meiner, und gab dem Obersten einen Verweis, daß
er bey seiner Compagnie ein Kind zum ersten Ser-
geanten gemacht hatte. Allein da der Oberste ihm
sagte, daß ich den Dienst sehr gut verrichtete, und
sehr viel Lernbegierde besäße, schien der Prinz damit
zufrieden zu seyn.

Jm May brach unser Regiment von MastrichtSein erster
Feldzug.

auf und stieß bey Mildert zur Armee, und den 9ten
August rückten wir nach Genap, in der Absicht, den
Feind anzugreifen. Den 10ten giengen wir in der
Nacht bey Florinal über die Deyle und marschierten
bis an den Morgen. Mit Tages Anbruch langten
wir zu Maveren an, fanden aber, daß sich der Feind
zurück gezogen hatte, worauf wir wieder nach Genap
zurück giengen. Die Franzosen zogen sich den ganzen
Feldzug über so eilfertig vor uns zurück, daß wir nicht
im Stande waren, sie zu einem Treffen zu bringen,
welches unsere Truppen durch die vielen fruchtlosen

Märsche

wenn ich mit Gaſſenlaufen davon kaͤme. Allein zu
meiner großen Freude blieb es bey einem Verweiſe, wo-
bey man mir ſagte, daß, wenn ein gemeiner Soldat
einen ſolchen Fehler begangen haͤtte, er ſehr ſtrenge
wuͤrde ſeyn beſtraft worden. Dieſer Verweis machte
mich indeſſen auf die Zukunft in ſolchen Faͤllen vor-
ſichtiger. Jch ward dieſen Winter Sergeant, indem
man bey den Preuſſen von unten auf dienen muß,
wenn man Officier werden will. Durch meine Be-
foͤrderung uͤberhuͤpfte ich indeſſen die ſonſt gewoͤhnli-
chen zwey Staffeln. Jm April 1707 kam der1707.
Kronprinz bey uns an, und muſterte unſer Regiment.
Als ich bey ihm vorbey marſchierte, und ihm auf
Befragen meinen Nahmen ſagte, erinnerte er ſich
meiner, und gab dem Oberſten einen Verweis, daß
er bey ſeiner Compagnie ein Kind zum erſten Ser-
geanten gemacht hatte. Allein da der Oberſte ihm
ſagte, daß ich den Dienſt ſehr gut verrichtete, und
ſehr viel Lernbegierde beſaͤße, ſchien der Prinz damit
zufrieden zu ſeyn.

Jm May brach unſer Regiment von MaſtrichtSein erſter
Feldzug.

auf und ſtieß bey Mildert zur Armee, und den 9ten
Auguſt ruͤckten wir nach Genap, in der Abſicht, den
Feind anzugreifen. Den 10ten giengen wir in der
Nacht bey Florinal uͤber die Deyle und marſchierten
bis an den Morgen. Mit Tages Anbruch langten
wir zu Maveren an, fanden aber, daß ſich der Feind
zuruͤck gezogen hatte, worauf wir wieder nach Genap
zuruͤck giengen. Die Franzoſen zogen ſich den ganzen
Feldzug uͤber ſo eilfertig vor uns zuruͤck, daß wir nicht
im Stande waren, ſie zu einem Treffen zu bringen,
welches unſere Truppen durch die vielen fruchtloſen

Maͤrſche
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[11/0021] wenn ich mit Gaſſenlaufen davon kaͤme. Allein zu meiner großen Freude blieb es bey einem Verweiſe, wo- bey man mir ſagte, daß, wenn ein gemeiner Soldat einen ſolchen Fehler begangen haͤtte, er ſehr ſtrenge wuͤrde ſeyn beſtraft worden. Dieſer Verweis machte mich indeſſen auf die Zukunft in ſolchen Faͤllen vor- ſichtiger. Jch ward dieſen Winter Sergeant, indem man bey den Preuſſen von unten auf dienen muß, wenn man Officier werden will. Durch meine Be- foͤrderung uͤberhuͤpfte ich indeſſen die ſonſt gewoͤhnli- chen zwey Staffeln. Jm April 1707 kam der Kronprinz bey uns an, und muſterte unſer Regiment. Als ich bey ihm vorbey marſchierte, und ihm auf Befragen meinen Nahmen ſagte, erinnerte er ſich meiner, und gab dem Oberſten einen Verweis, daß er bey ſeiner Compagnie ein Kind zum erſten Ser- geanten gemacht hatte. Allein da der Oberſte ihm ſagte, daß ich den Dienſt ſehr gut verrichtete, und ſehr viel Lernbegierde beſaͤße, ſchien der Prinz damit zufrieden zu ſeyn. 1707. Jm May brach unſer Regiment von Maſtricht auf und ſtieß bey Mildert zur Armee, und den 9ten Auguſt ruͤckten wir nach Genap, in der Abſicht, den Feind anzugreifen. Den 10ten giengen wir in der Nacht bey Florinal uͤber die Deyle und marſchierten bis an den Morgen. Mit Tages Anbruch langten wir zu Maveren an, fanden aber, daß ſich der Feind zuruͤck gezogen hatte, worauf wir wieder nach Genap zuruͤck giengen. Die Franzoſen zogen ſich den ganzen Feldzug uͤber ſo eilfertig vor uns zuruͤck, daß wir nicht im Stande waren, ſie zu einem Treffen zu bringen, welches unſere Truppen durch die vielen fruchtloſen Maͤrſche Sein erſter Feldzug.

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/21>, abgerufen am 18.04.2024.