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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Czarowitz als ein Gefangener vor denselben in den
Saal geführet. Bey seinem Eintritte übergab er
dem Czar ein Schreiben, worinn er sein Verbrechen
gestand. Der Czar fragte ihn, worinn sein Suchen
bestehe; der Prinz bat um Gnade und daß ihm
das Leben geschenkt werden möchte. Der Czar ge-
währte ihm diese Bitte, mit der Bedingung, wenn
er alle seine Mitschuldigen entdecken und seinem An-
spruche und Rechte auf die Thronfolge schriftlich ent-
sagen wolle. Hierauf unterzeichnete er eine Schrift,
in der er gestand, daß er sich zur Regierung untüchtig
befände, und also allem Rechte auf die Thronfolge
entsage, welches er auch hierauf eidlich bestätigte,
und seinen Bruder Peter für den rechtmäßigen Erben
der Krone erklärte. Als dieses geschehen war, lei-
steten alle Minister und Große, die gegenwärtig wa-
ren, den Eid der Treue, schlossen den Prinzen Alexis
von der Krone aus, erkannten den Prinzen Peter für
den wahren Nachfolger derselben, und machten sich
verbindlich, ihm mit ihrem Leben wider alle diejenigen,
so sich ihm widersetzen würden, beyzustehen, auch un-
ter keinem Vorwande dem Prinzen Alexis anzuhan-
gen, oder ihm zur Wiedererhaltung besagter Thronfol-
ge behülflich zu seyn. Eben diesen Eid mußte auch
die Armee und Flotte innerhalb und außerhalb des
Landes, wie auch jeder Unterthan des Russischen Reichs,
schwören. Dessen ungeachtet wurde der Prinz noch
gefänglich verwahret, und außer den Grafen Tolstoi,
und noch einigen, die der Czar dazu ernannt hatte, nie-
mand zu ihm gelassen.

Nachdem dieses geschehen war, wurden des Prin-Seine Mit-
schuldigen.

zen Mitschuldige eingezogen, worunter sich auch seine

Mutter,
O 3

Czarowitz als ein Gefangener vor denſelben in den
Saal gefuͤhret. Bey ſeinem Eintritte uͤbergab er
dem Czar ein Schreiben, worinn er ſein Verbrechen
geſtand. Der Czar fragte ihn, worinn ſein Suchen
beſtehe; der Prinz bat um Gnade und daß ihm
das Leben geſchenkt werden moͤchte. Der Czar ge-
waͤhrte ihm dieſe Bitte, mit der Bedingung, wenn
er alle ſeine Mitſchuldigen entdecken und ſeinem An-
ſpruche und Rechte auf die Thronfolge ſchriftlich ent-
ſagen wolle. Hierauf unterzeichnete er eine Schrift,
in der er geſtand, daß er ſich zur Regierung untuͤchtig
befaͤnde, und alſo allem Rechte auf die Thronfolge
entſage, welches er auch hierauf eidlich beſtaͤtigte,
und ſeinen Bruder Peter fuͤr den rechtmaͤßigen Erben
der Krone erklaͤrte. Als dieſes geſchehen war, lei-
ſteten alle Miniſter und Große, die gegenwaͤrtig wa-
ren, den Eid der Treue, ſchloſſen den Prinzen Alexis
von der Krone aus, erkannten den Prinzen Peter fuͤr
den wahren Nachfolger derſelben, und machten ſich
verbindlich, ihm mit ihrem Leben wider alle diejenigen,
ſo ſich ihm widerſetzen wuͤrden, beyzuſtehen, auch un-
ter keinem Vorwande dem Prinzen Alexis anzuhan-
gen, oder ihm zur Wiedererhaltung beſagter Thronfol-
ge behuͤlflich zu ſeyn. Eben dieſen Eid mußte auch
die Armee und Flotte innerhalb und außerhalb des
Landes, wie auch jeder Unterthan des Ruſſiſchen Reichs,
ſchwoͤren. Deſſen ungeachtet wurde der Prinz noch
gefaͤnglich verwahret, und außer den Grafen Tolſtoi,
und noch einigen, die der Czar dazu ernannt hatte, nie-
mand zu ihm gelaſſen.

Nachdem dieſes geſchehen war, wurden des Prin-Seine Mit-
ſchuldigen.

zen Mitſchuldige eingezogen, worunter ſich auch ſeine

Mutter,
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[213/0223] Czarowitz als ein Gefangener vor denſelben in den Saal gefuͤhret. Bey ſeinem Eintritte uͤbergab er dem Czar ein Schreiben, worinn er ſein Verbrechen geſtand. Der Czar fragte ihn, worinn ſein Suchen beſtehe; der Prinz bat um Gnade und daß ihm das Leben geſchenkt werden moͤchte. Der Czar ge- waͤhrte ihm dieſe Bitte, mit der Bedingung, wenn er alle ſeine Mitſchuldigen entdecken und ſeinem An- ſpruche und Rechte auf die Thronfolge ſchriftlich ent- ſagen wolle. Hierauf unterzeichnete er eine Schrift, in der er geſtand, daß er ſich zur Regierung untuͤchtig befaͤnde, und alſo allem Rechte auf die Thronfolge entſage, welches er auch hierauf eidlich beſtaͤtigte, und ſeinen Bruder Peter fuͤr den rechtmaͤßigen Erben der Krone erklaͤrte. Als dieſes geſchehen war, lei- ſteten alle Miniſter und Große, die gegenwaͤrtig wa- ren, den Eid der Treue, ſchloſſen den Prinzen Alexis von der Krone aus, erkannten den Prinzen Peter fuͤr den wahren Nachfolger derſelben, und machten ſich verbindlich, ihm mit ihrem Leben wider alle diejenigen, ſo ſich ihm widerſetzen wuͤrden, beyzuſtehen, auch un- ter keinem Vorwande dem Prinzen Alexis anzuhan- gen, oder ihm zur Wiedererhaltung beſagter Thronfol- ge behuͤlflich zu ſeyn. Eben dieſen Eid mußte auch die Armee und Flotte innerhalb und außerhalb des Landes, wie auch jeder Unterthan des Ruſſiſchen Reichs, ſchwoͤren. Deſſen ungeachtet wurde der Prinz noch gefaͤnglich verwahret, und außer den Grafen Tolſtoi, und noch einigen, die der Czar dazu ernannt hatte, nie- mand zu ihm gelaſſen. Nachdem dieſes geſchehen war, wurden des Prin- zen Mitſchuldige eingezogen, worunter ſich auch ſeine Mutter, Seine Mit- ſchuldigen. O 3

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/223>, abgerufen am 29.03.2024.