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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Wir setzten ihnen auf dem Fuße nach und brachten sie
den 11ten zu einem Treffen. Es war Abends sechs
Uhr, ehe unsere Linie sich formiren konnte. Prinz
Eugen führte den rechten, und der Herzog von Marl-
borugh den linken Flügel. Nach einem sehr lebhaf-
ten und gut geleiteten Angriffe wurden die Franzo-
sen geschlagen, und entkamen durch Hülfe der Nacht,
da sie sonst würden seyn niedergehauen worden. Den
folgenden Tag fanden wir von dem Feinde 4000
Mann Todte auf dem Wahlplatze, 7000 aber wurden
gefangen gemacht; außer dem bekamen wir 535 Of-
ficiers (die Generals mit eingeschlossen,) 34 Standar-
ten, 25 Fahnen und 5 Paar Pauken, aber keine
Kanonen, weil das Treffen ohne alles schwere Ge-
schütz von beyden Seiten geliefert ward. Unser Ver-
lust bestand in 2972 Mann an Todten und Ver-
wundeten.

Belagerung
von Ryssel.

Nach diesem Treffen zogen die Franzosen sich hin-
ter den Canal zwischen Gent und Brügge, und der
Preussische General Lottum ward mit einem ansehnli-
chen Corps abgeschickt, die Linien von Ypern anzugrei-
fen, welche wir nach einem geringen Widerstande er-
oberten und schleiften. Die Armee berennete hierauf
Ryssel, welches der Prinz Eugen bald darauf förm-
lich belagerte, da indessen der Herzog von Marlbo-
rough die Belagerung deckte. Diese Belagerung,
welche so langwierig und blutig war, ward von ver-
schiedenen merkwürdigen Begebenheiten begleitet.

Zufall des
Prinzen Eu-
gen.

Während derselben begegnete unter andern dem
Prinzen Eugen folgendes. Er bekam einen Brief
von einer unbekannten Hand, und als er denselben
öffnete, fand er in demselben ein fettiges Papier,

welches

Wir ſetzten ihnen auf dem Fuße nach und brachten ſie
den 11ten zu einem Treffen. Es war Abends ſechs
Uhr, ehe unſere Linie ſich formiren konnte. Prinz
Eugen fuͤhrte den rechten, und der Herzog von Marl-
borugh den linken Fluͤgel. Nach einem ſehr lebhaf-
ten und gut geleiteten Angriffe wurden die Franzo-
ſen geſchlagen, und entkamen durch Huͤlfe der Nacht,
da ſie ſonſt wuͤrden ſeyn niedergehauen worden. Den
folgenden Tag fanden wir von dem Feinde 4000
Mann Todte auf dem Wahlplatze, 7000 aber wurden
gefangen gemacht; außer dem bekamen wir 535 Of-
ficiers (die Generals mit eingeſchloſſen,) 34 Standar-
ten, 25 Fahnen und 5 Paar Pauken, aber keine
Kanonen, weil das Treffen ohne alles ſchwere Ge-
ſchuͤtz von beyden Seiten geliefert ward. Unſer Ver-
luſt beſtand in 2972 Mann an Todten und Ver-
wundeten.

Belagerung
von Ryſſel.

Nach dieſem Treffen zogen die Franzoſen ſich hin-
ter den Canal zwiſchen Gent und Bruͤgge, und der
Preuſſiſche General Lottum ward mit einem anſehnli-
chen Corps abgeſchickt, die Linien von Ypern anzugrei-
fen, welche wir nach einem geringen Widerſtande er-
oberten und ſchleiften. Die Armee berennete hierauf
Ryſſel, welches der Prinz Eugen bald darauf foͤrm-
lich belagerte, da indeſſen der Herzog von Marlbo-
rough die Belagerung deckte. Dieſe Belagerung,
welche ſo langwierig und blutig war, ward von ver-
ſchiedenen merkwuͤrdigen Begebenheiten begleitet.

Zufall des
Prinzen Eu-
gen.

Waͤhrend derſelben begegnete unter andern dem
Prinzen Eugen folgendes. Er bekam einen Brief
von einer unbekannten Hand, und als er denſelben
oͤffnete, fand er in demſelben ein fettiges Papier,

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[14/0024] Wir ſetzten ihnen auf dem Fuße nach und brachten ſie den 11ten zu einem Treffen. Es war Abends ſechs Uhr, ehe unſere Linie ſich formiren konnte. Prinz Eugen fuͤhrte den rechten, und der Herzog von Marl- borugh den linken Fluͤgel. Nach einem ſehr lebhaf- ten und gut geleiteten Angriffe wurden die Franzo- ſen geſchlagen, und entkamen durch Huͤlfe der Nacht, da ſie ſonſt wuͤrden ſeyn niedergehauen worden. Den folgenden Tag fanden wir von dem Feinde 4000 Mann Todte auf dem Wahlplatze, 7000 aber wurden gefangen gemacht; außer dem bekamen wir 535 Of- ficiers (die Generals mit eingeſchloſſen,) 34 Standar- ten, 25 Fahnen und 5 Paar Pauken, aber keine Kanonen, weil das Treffen ohne alles ſchwere Ge- ſchuͤtz von beyden Seiten geliefert ward. Unſer Ver- luſt beſtand in 2972 Mann an Todten und Ver- wundeten. Nach dieſem Treffen zogen die Franzoſen ſich hin- ter den Canal zwiſchen Gent und Bruͤgge, und der Preuſſiſche General Lottum ward mit einem anſehnli- chen Corps abgeſchickt, die Linien von Ypern anzugrei- fen, welche wir nach einem geringen Widerſtande er- oberten und ſchleiften. Die Armee berennete hierauf Ryſſel, welches der Prinz Eugen bald darauf foͤrm- lich belagerte, da indeſſen der Herzog von Marlbo- rough die Belagerung deckte. Dieſe Belagerung, welche ſo langwierig und blutig war, ward von ver- ſchiedenen merkwuͤrdigen Begebenheiten begleitet. Waͤhrend derſelben begegnete unter andern dem Prinzen Eugen folgendes. Er bekam einen Brief von einer unbekannten Hand, und als er denſelben oͤffnete, fand er in demſelben ein fettiges Papier, welches

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/24>, abgerufen am 29.03.2024.