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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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da der Herzog von Bayern zu gleicher Zeit Brüssel be-
lagerte, so waren wir eine Zeit lang genöthiget,
bloß von großen Rüben und Zwiebeln zu leben. Uns
von dieser Verlegenheit zu befreyen, und uns die Ge-
meinschaft mit unsern Vorräthen wieder zu öffnen,
ward ein hinlängliches Corps von der Armee abge-
schickt, welches durch einen forcierten Marsch in der
Nacht über die Schelde gieng, und den folgenden Tag
die feindlichen Linien angriff, wo wir weniger Wider-
stand fanden, als wir erwartet hatten, indem die
Feinde sich in der größten Eil auf die Flucht begaben,
und ihr ganzes Lager, ihr Gepäck und alles im Stiche
ließen. Bey dem Nachsetzen machte unsre Reiterey
eine Menge Gefangene, und wir fanden hier einen
großen Vorrath der besten Lebensmittel von aller Art.
Wir rückten hierauf fort, Brüssel zu entsetzen; allein
ehe wir noch ankamen, hatte der Herzog die Belage-
rung bereits aufgehoben, und 15 schwere Kanonen
und zwey Mörser zurück gelassen. Nachdem uns
nun unser Vorhaben so gut geglücket war, kehrten wir
wieder in das Lager vor Ryssel zurück.

Als wir uns auf dem Glacis oder bedeckten We-Ryssel ero-
bert.

ge fest setzten, befand ich mich bey den Pionniers.
Da der Jngenieur, welcher die Arbeit commandierte,
getödtet ward, und unsere Leute dem feindlichen Feuer
zu sehr ausgesetzt waren, so unternahm ich es, dasje-
nige zu endigen, was er angefangen hatte, und es ge-
lang mir sehr bald, uns durch Eingraben zu sichern.
Der General, welcher diese Nacht in den Laufgräben
commandierte, empfahl mich deshalb unserm Chef,
dem General Graf Lottum, welcher zu meinem Be-
sten an den König schrieb, daher ich in dem folgenden

Winter
B

da der Herzog von Bayern zu gleicher Zeit Bruͤſſel be-
lagerte, ſo waren wir eine Zeit lang genoͤthiget,
bloß von großen Ruͤben und Zwiebeln zu leben. Uns
von dieſer Verlegenheit zu befreyen, und uns die Ge-
meinſchaft mit unſern Vorraͤthen wieder zu oͤffnen,
ward ein hinlaͤngliches Corps von der Armee abge-
ſchickt, welches durch einen forcierten Marſch in der
Nacht uͤber die Schelde gieng, und den folgenden Tag
die feindlichen Linien angriff, wo wir weniger Wider-
ſtand fanden, als wir erwartet hatten, indem die
Feinde ſich in der groͤßten Eil auf die Flucht begaben,
und ihr ganzes Lager, ihr Gepaͤck und alles im Stiche
ließen. Bey dem Nachſetzen machte unſre Reiterey
eine Menge Gefangene, und wir fanden hier einen
großen Vorrath der beſten Lebensmittel von aller Art.
Wir ruͤckten hierauf fort, Bruͤſſel zu entſetzen; allein
ehe wir noch ankamen, hatte der Herzog die Belage-
rung bereits aufgehoben, und 15 ſchwere Kanonen
und zwey Moͤrſer zuruͤck gelaſſen. Nachdem uns
nun unſer Vorhaben ſo gut gegluͤcket war, kehrten wir
wieder in das Lager vor Ryſſel zuruͤck.

Als wir uns auf dem Glacis oder bedeckten We-Ryſſel ero-
bert.

ge feſt ſetzten, befand ich mich bey den Pionniers.
Da der Jngenieur, welcher die Arbeit commandierte,
getoͤdtet ward, und unſere Leute dem feindlichen Feuer
zu ſehr ausgeſetzt waren, ſo unternahm ich es, dasje-
nige zu endigen, was er angefangen hatte, und es ge-
lang mir ſehr bald, uns durch Eingraben zu ſichern.
Der General, welcher dieſe Nacht in den Laufgraͤben
commandierte, empfahl mich deshalb unſerm Chef,
dem General Graf Lottum, welcher zu meinem Be-
ſten an den Koͤnig ſchrieb, daher ich in dem folgenden

Winter
B
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[17/0027] da der Herzog von Bayern zu gleicher Zeit Bruͤſſel be- lagerte, ſo waren wir eine Zeit lang genoͤthiget, bloß von großen Ruͤben und Zwiebeln zu leben. Uns von dieſer Verlegenheit zu befreyen, und uns die Ge- meinſchaft mit unſern Vorraͤthen wieder zu oͤffnen, ward ein hinlaͤngliches Corps von der Armee abge- ſchickt, welches durch einen forcierten Marſch in der Nacht uͤber die Schelde gieng, und den folgenden Tag die feindlichen Linien angriff, wo wir weniger Wider- ſtand fanden, als wir erwartet hatten, indem die Feinde ſich in der groͤßten Eil auf die Flucht begaben, und ihr ganzes Lager, ihr Gepaͤck und alles im Stiche ließen. Bey dem Nachſetzen machte unſre Reiterey eine Menge Gefangene, und wir fanden hier einen großen Vorrath der beſten Lebensmittel von aller Art. Wir ruͤckten hierauf fort, Bruͤſſel zu entſetzen; allein ehe wir noch ankamen, hatte der Herzog die Belage- rung bereits aufgehoben, und 15 ſchwere Kanonen und zwey Moͤrſer zuruͤck gelaſſen. Nachdem uns nun unſer Vorhaben ſo gut gegluͤcket war, kehrten wir wieder in das Lager vor Ryſſel zuruͤck. Als wir uns auf dem Glacis oder bedeckten We- ge feſt ſetzten, befand ich mich bey den Pionniers. Da der Jngenieur, welcher die Arbeit commandierte, getoͤdtet ward, und unſere Leute dem feindlichen Feuer zu ſehr ausgeſetzt waren, ſo unternahm ich es, dasje- nige zu endigen, was er angefangen hatte, und es ge- lang mir ſehr bald, uns durch Eingraben zu ſichern. Der General, welcher dieſe Nacht in den Laufgraͤben commandierte, empfahl mich deshalb unſerm Chef, dem General Graf Lottum, welcher zu meinem Be- ſten an den Koͤnig ſchrieb, daher ich in dem folgenden Winter Ryſſel ero- bert. B

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/27>, abgerufen am 29.03.2024.