Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Säcke in den Fässern aufgegangen wären, in den Kel-
ler gelaufen sey; wenn ich aber leere Flaschen senden
wollte, darein er es thun könne, so wollte er mir des-
sen so viel, als auf meinen Antheil komme, über-
schicken. Als ich die Bouteillen überschickte, sagte
er zu meinem Bedienten, daß er es den andern Tag
abholen solle. Herr Keowin, der Provostmarschall,
gieng also auf mein Ansuchen mit, es in Empfang
zu nehmen, erhielt aber von Herrn Jrwing die Ant-
wort, da er es nicht nach dem Gewichte erhal-
ten habe, so könnte er es auch nicht nach demselben
ausgeben, und da es in den Keller gelaufen sey, so
möge er selbst in denselben gehen, und es aufsam-
meln. Als Herr Keowin in den Keller kam, war
kein Quecksilber daselbst zu sehen. Jrwing hatte es
schon vorher in Gefäße sammeln, und von Schwar-
zen des Nachts in sein Haus tragen lassen, welches
alle Leute in der Nachbarschaft bezeugen wollten. Als
bey dem Gouverneur Klage hierüber einlief, so sagte
er, da das Quecksilber die Säcke zerrissen habe und
in den Keller gelaufen sey, so könne er Jrwingen nicht
zwingen, es zu übergeben, weil es, so viel ihm be-
kannt sey, zu den Gegenfüßlern laufen können. Es
waren mir auch etliche Fässer zu eben der Zeit in
meinem eigenen Keller ausgelaufen, und ich hatte es,
ohne eine Unze zu verlieren, wieder aufsammeln las-
sen. Alle Einwohner wunderten sich über diese ab-
geschmackte und offenbare Ungerechtigkeit des Gou-
verneurs.

Der Capi-
tain hält um
Baumate-
rialien an.

Nachdem das von der Regierung zu Befesti-
gung dieses Ortes bestimmte Geld verbauet war,
gab ich dem Gouverneur Nachricht davon, und sagte

ihm,

Saͤcke in den Faͤſſern aufgegangen waͤren, in den Kel-
ler gelaufen ſey; wenn ich aber leere Flaſchen ſenden
wollte, darein er es thun koͤnne, ſo wollte er mir deſ-
ſen ſo viel, als auf meinen Antheil komme, uͤber-
ſchicken. Als ich die Bouteillen uͤberſchickte, ſagte
er zu meinem Bedienten, daß er es den andern Tag
abholen ſolle. Herr Keowin, der Provoſtmarſchall,
gieng alſo auf mein Anſuchen mit, es in Empfang
zu nehmen, erhielt aber von Herrn Jrwing die Ant-
wort, da er es nicht nach dem Gewichte erhal-
ten habe, ſo koͤnnte er es auch nicht nach demſelben
ausgeben, und da es in den Keller gelaufen ſey, ſo
moͤge er ſelbſt in denſelben gehen, und es aufſam-
meln. Als Herr Keowin in den Keller kam, war
kein Queckſilber daſelbſt zu ſehen. Jrwing hatte es
ſchon vorher in Gefaͤße ſammeln, und von Schwar-
zen des Nachts in ſein Haus tragen laſſen, welches
alle Leute in der Nachbarſchaft bezeugen wollten. Als
bey dem Gouverneur Klage hieruͤber einlief, ſo ſagte
er, da das Queckſilber die Saͤcke zerriſſen habe und
in den Keller gelaufen ſey, ſo koͤnne er Jrwingen nicht
zwingen, es zu uͤbergeben, weil es, ſo viel ihm be-
kannt ſey, zu den Gegenfuͤßlern laufen koͤnnen. Es
waren mir auch etliche Faͤſſer zu eben der Zeit in
meinem eigenen Keller ausgelaufen, und ich hatte es,
ohne eine Unze zu verlieren, wieder aufſammeln laſ-
ſen. Alle Einwohner wunderten ſich uͤber dieſe ab-
geſchmackte und offenbare Ungerechtigkeit des Gou-
verneurs.

Der Capi-
tain haͤlt um
Baumate-
rialien an.

Nachdem das von der Regierung zu Befeſti-
gung dieſes Ortes beſtimmte Geld verbauet war,
gab ich dem Gouverneur Nachricht davon, und ſagte

ihm,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0498" n="488"/>
Sa&#x0364;cke in den Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern aufgegangen wa&#x0364;ren, in den Kel-<lb/>
ler gelaufen &#x017F;ey; wenn ich aber leere Fla&#x017F;chen &#x017F;enden<lb/>
wollte, darein er es thun ko&#x0364;nne, &#x017F;o wollte er mir de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;o viel, als auf meinen Antheil komme, u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;chicken. Als ich die Bouteillen u&#x0364;ber&#x017F;chickte, &#x017F;agte<lb/>
er zu meinem Bedienten, daß er es den andern Tag<lb/>
abholen &#x017F;olle. Herr Keowin, der Provo&#x017F;tmar&#x017F;chall,<lb/>
gieng al&#x017F;o auf mein An&#x017F;uchen mit, es in Empfang<lb/>
zu nehmen, erhielt aber von Herrn Jrwing die Ant-<lb/>
wort, da er es nicht nach dem Gewichte erhal-<lb/>
ten habe, &#x017F;o ko&#x0364;nnte er es auch nicht nach dem&#x017F;elben<lb/>
ausgeben, und da es in den Keller gelaufen &#x017F;ey, &#x017F;o<lb/>
mo&#x0364;ge er &#x017F;elb&#x017F;t in den&#x017F;elben gehen, und es auf&#x017F;am-<lb/>
meln. Als Herr Keowin in den Keller kam, war<lb/>
kein Queck&#x017F;ilber da&#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;ehen. Jrwing hatte es<lb/>
&#x017F;chon vorher in Gefa&#x0364;ße &#x017F;ammeln, und von Schwar-<lb/>
zen des Nachts in &#x017F;ein Haus tragen la&#x017F;&#x017F;en, welches<lb/>
alle Leute in der Nachbar&#x017F;chaft bezeugen wollten. Als<lb/>
bey dem Gouverneur Klage hieru&#x0364;ber einlief, &#x017F;o &#x017F;agte<lb/>
er, da das Queck&#x017F;ilber die Sa&#x0364;cke zerri&#x017F;&#x017F;en habe und<lb/>
in den Keller gelaufen &#x017F;ey, &#x017F;o ko&#x0364;nne er Jrwingen nicht<lb/>
zwingen, es zu u&#x0364;bergeben, weil es, &#x017F;o viel ihm be-<lb/>
kannt &#x017F;ey, zu den Gegenfu&#x0364;ßlern laufen ko&#x0364;nnen. Es<lb/>
waren mir auch etliche Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er zu eben der Zeit in<lb/>
meinem eigenen Keller ausgelaufen, und ich hatte es,<lb/>
ohne eine Unze zu verlieren, wieder auf&#x017F;ammeln la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Alle Einwohner wunderten &#x017F;ich u&#x0364;ber die&#x017F;e ab-<lb/>
ge&#x017F;chmackte und offenbare Ungerechtigkeit des Gou-<lb/>
verneurs.</p><lb/>
        <note place="left">Der Capi-<lb/>
tain ha&#x0364;lt um<lb/>
Baumate-<lb/>
rialien an.</note>
        <p>Nachdem das von der Regierung zu Befe&#x017F;ti-<lb/>
gung die&#x017F;es Ortes be&#x017F;timmte Geld verbauet war,<lb/>
gab ich dem Gouverneur Nachricht davon, und &#x017F;agte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihm,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[488/0498] Saͤcke in den Faͤſſern aufgegangen waͤren, in den Kel- ler gelaufen ſey; wenn ich aber leere Flaſchen ſenden wollte, darein er es thun koͤnne, ſo wollte er mir deſ- ſen ſo viel, als auf meinen Antheil komme, uͤber- ſchicken. Als ich die Bouteillen uͤberſchickte, ſagte er zu meinem Bedienten, daß er es den andern Tag abholen ſolle. Herr Keowin, der Provoſtmarſchall, gieng alſo auf mein Anſuchen mit, es in Empfang zu nehmen, erhielt aber von Herrn Jrwing die Ant- wort, da er es nicht nach dem Gewichte erhal- ten habe, ſo koͤnnte er es auch nicht nach demſelben ausgeben, und da es in den Keller gelaufen ſey, ſo moͤge er ſelbſt in denſelben gehen, und es aufſam- meln. Als Herr Keowin in den Keller kam, war kein Queckſilber daſelbſt zu ſehen. Jrwing hatte es ſchon vorher in Gefaͤße ſammeln, und von Schwar- zen des Nachts in ſein Haus tragen laſſen, welches alle Leute in der Nachbarſchaft bezeugen wollten. Als bey dem Gouverneur Klage hieruͤber einlief, ſo ſagte er, da das Queckſilber die Saͤcke zerriſſen habe und in den Keller gelaufen ſey, ſo koͤnne er Jrwingen nicht zwingen, es zu uͤbergeben, weil es, ſo viel ihm be- kannt ſey, zu den Gegenfuͤßlern laufen koͤnnen. Es waren mir auch etliche Faͤſſer zu eben der Zeit in meinem eigenen Keller ausgelaufen, und ich hatte es, ohne eine Unze zu verlieren, wieder aufſammeln laſ- ſen. Alle Einwohner wunderten ſich uͤber dieſe ab- geſchmackte und offenbare Ungerechtigkeit des Gou- verneurs. Nachdem das von der Regierung zu Befeſti- gung dieſes Ortes beſtimmte Geld verbauet war, gab ich dem Gouverneur Nachricht davon, und ſagte ihm,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/498
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/498>, abgerufen am 23.04.2024.