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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
haben könten; dann die nidergehauene Susianer würden ihnen sehr hinderlich daran ge-
wesen seyn. Herkules mit den seinen eilete dermassen fort/ daß die Pferde kaum mehr fort-
schreiten kunten/ biß sie endlich an die leeren Sänften kahmen/ und mit schmerzen sahen/
daß die Eyer ausgenommen/ und die ledigen Nester blieben wahren; worüber Herkules
einen tieffen Seuffzer ließ/ und zu Ladisla sagte: Ach GOtt/ wer weis nun/ wohin mein
Fräulein des schändlichen Bösewichts mutwillen zuerfättigen/ geführet ist? ritten gleich-
wolfort/ und sahen von ferne eine grosse menge erschlagener Kriegsleute liegen/ auch in
der nähe einen Verwundeten aus dem Pusche hervor kriechen/ welcher auff ihre Nach-
frage zur Antwort gab: Es währen eine grosse menge wilder erschrecklicher Leute über sie
kommen/ deren Sprache kein Mensch verstehen können/ und hätten ihre Völker nicht an-
ders als Schaffe abgeschlachtet/ auch die schönen Weibsbilder (mit ihrem guten Willen/
wie sichs ansehen lassen) aus den Sänfften hinweg geführet; könten noch nicht gar weit
seyn/ weil dieser Jammer vor wenig Stunden sich zugetragen/ und sie noch vor gar kur-
zem sich mit einem sonderlichen Freudengeschrey hätten vernehmen lassen. Ey so mögen
sie so wilde seyn als die ehmahligen Himmelstürmer/ lasse ich ihnen doch diese Beute nicht/
sagte Herkules/ es sey dann/ daß sie mich auch niderhauen; sahe zugleich eine Schaar von
300 Reutern gegen sie daher traben/ welche die grossen schimmernden Schlachtschwerter
umb ihre Häupter kommen liessen. Leches wahr ihr Führer/ setzete auff Herkules freudig
an/ und da er nahe zu ihm kam/ redete er mit auffgeschlagenem Helme also: Ihr Ritter;
das Durchl. Königl. Fräulein aus Böhmen/ Fräulein Valiska/ und ihre Kriegs Ober-
sten/ begehren von euch zu wissen/ wessen sie sich zu euch zuversehen/ und ob ihr gesinnet seid/
dem schelmischen Gobares beystand zu leisten/ alsdann saget man euch ab auff Leib und
Leben. Herkules wahr hierüber so voller freuden/ daß er sein selbst vergaß/ setzte seinen
Helm ab/ dann er kennete Leches/ und sagete: Wie nun mein geliebter Freund/ hat unser
GOtt euch zu so glükseliger Stunde hergesand/ mir meiner Seelen Lust zu retten? trauen
ich werde satsame Ursach haben/ eure Träue zuerkennen. Leches sprang alsbald vom Pfer-
de/ warff Helm und Schwert hinweg/ küssete ihm die Hand/ und weinete vor freuden/ sen-
dete auch alsbald einen Reuter zurük/ dieser Freunde gegenwart anzumelden; dessen Fa-
bius hoch erfreuet ward/ schikte seiner geworbenen Reuter einen an Ladisla/ und ließ ihm
sagen. Es hielte dort bey dem sieghaften Heer ein Ritter/ der nähst demühtiger begrüssung
bey ihrer Durchl. umb verzeihung bitten liesse/ daß er ehmahls ungeträue Geselschaft gelei-
stet/ und sie verlassen hätte. Ladisla kunte solcher geschichte sich nicht erinnern/ und antwor-
tete: Ritter/ mit meinem wissen habe ich nie dergleichen unträuen Gesellen gehabt; da ich
aber seinen Nahmen wissen solte/ möchte ich mich dessen besinnen. Dieser sagte/ wie wolte eure
Durchl. den Nahmen eines so bekanten Freundes nicht wissen/ welcher dort herrennet/ eure
Durchl. selbst zu sprechen. Ladisla erwartete sein/ wuste nicht wovor er ihn halten solte/ weil
er mit verschlossenem Helme daher kam/ und mit verenderter Stimme ihn auff Persisch also
anredete: Durchl. Fürst/ ein ehmahls abgestrichener Landsknecht/ hat seinen fehler erkennet/
und sich wieder finden wollen/ nachdem er sich keiner Gefahr mehr zubesorgen hat/ und forthin in
sicherheit reiten kan; zweifelt nit/ es werde der verlohrne Fabius wiederum können angenom-
men werden. O mein herzgeliebter Bruder/ antwortete Ladisla/ lebet ihr noch? ey Gottlob

Gott

Fuͤnftes Buch.
haben koͤnten; dann die nidergehauene Suſianer wuͤrden ihnen ſehr hinderlich daran ge-
weſen ſeyn. Herkules mit den ſeinen eilete dermaſſen fort/ daß die Pferde kaum mehr fort-
ſchreiten kunten/ biß ſie endlich an die leeren Saͤnften kahmen/ und mit ſchmerzen ſahen/
daß die Eyer ausgenommen/ und die ledigen Neſter blieben wahren; woruͤber Herkules
einen tieffen Seuffzer ließ/ und zu Ladiſla ſagte: Ach GOtt/ wer weis nun/ wohin mein
Fraͤulein des ſchaͤndlichen Boͤſewichts mutwillen zuerfaͤttigen/ gefuͤhret iſt? ritten gleich-
wolfort/ und ſahen von ferne eine groſſe menge erſchlagener Kriegsleute liegen/ auch in
der naͤhe einen Verwundeten aus dem Puſche hervor kriechen/ welcher auff ihre Nach-
frage zur Antwort gab: Es waͤhren eine groſſe menge wilder erſchrecklicher Leute uͤber ſie
kommen/ deren Sprache kein Menſch verſtehen koͤnnen/ und haͤtten ihre Voͤlker nicht an-
ders als Schaffe abgeſchlachtet/ auch die ſchoͤnen Weibsbilder (mit ihrem guten Willen/
wie ſichs anſehen laſſen) aus den Saͤnfften hinweg gefuͤhret; koͤnten noch nicht gar weit
ſeyn/ weil dieſer Jammer vor wenig Stunden ſich zugetragen/ und ſie noch vor gar kur-
zem ſich mit einem ſonderlichen Freudengeſchrey haͤtten vernehmen laſſen. Ey ſo moͤgen
ſie ſo wilde ſeyn als die ehmahligen Himmelſtuͤrmer/ laſſe ich ihnen doch dieſe Beute nicht/
ſagte Herkules/ es ſey dann/ daß ſie mich auch niderhauen; ſahe zugleich eine Schaar von
300 Reutern gegen ſie daher traben/ welche die groſſen ſchimmernden Schlachtſchwerter
umb ihre Haͤupter kommen lieſſen. Leches wahr ihr Fuͤhrer/ ſetzete auff Herkules freudig
an/ und da er nahe zu ihm kam/ redete er mit auffgeſchlagenem Helme alſo: Ihr Ritter;
das Durchl. Koͤnigl. Fraͤulein aus Boͤhmen/ Fraͤulein Valiſka/ und ihre Kriegs Ober-
ſten/ begehren von euch zu wiſſen/ weſſen ſie ſich zu euch zuverſehen/ und ob ihr geſinnet ſeid/
dem ſchelmiſchen Gobares beyſtand zu leiſten/ alsdann ſaget man euch ab auff Leib und
Leben. Herkules wahr hieruͤber ſo voller freuden/ daß er ſein ſelbſt vergaß/ ſetzte ſeinen
Helm ab/ dann er kennete Leches/ und ſagete: Wie nun mein geliebter Freund/ hat unſer
GOtt euch zu ſo gluͤkſeliger Stunde hergeſand/ mir meiner Seelen Luſt zu retten? trauen
ich werde ſatſame Urſach haben/ eure Traͤue zuerkennen. Leches ſprang alsbald vom Pfer-
de/ warff Helm und Schwert hinweg/ kuͤſſete ihm die Hand/ und weinete vor freuden/ ſen-
dete auch alsbald einen Reuter zuruͤk/ dieſer Freunde gegenwart anzumelden; deſſen Fa-
bius hoch erfreuet ward/ ſchikte ſeiner geworbenen Reuter einen an Ladiſla/ und ließ ihm
ſagen. Es hielte dort bey dem ſieghaften Heer ein Ritter/ der naͤhſt demühtiger begruͤſſung
bey ihrer Durchl. umb verzeihung bitten lieſſe/ daß er ehmahls ungetraͤue Geſelſchaft gelei-
ſtet/ und ſie verlaſſen haͤtte. Ladiſla kunte ſolcher geſchichte ſich nicht erinnern/ und antwor-
tete: Ritter/ mit meinem wiſſen habe ich nie dergleichen untraͤuen Geſellen gehabt; da ich
aber ſeinen Nahmẽ wiſſen ſolte/ moͤchte ich mich deſſen beſiñen. Dieſeꝛ ſagte/ wie wolte eure
Durchl. den Nahmen eines ſo bekanten Freundes nicht wiſſen/ welcher dort herreñet/ eure
Durchl. ſelbſt zu ſprechen. Ladiſla erwartete ſein/ wuſte nicht wovor er ihn halten ſolte/ weil
er mit verſchloſſenem Helme daher kam/ uñ mit verenderter Stim̃e ihn auff Perſiſch alſo
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uñ ſich wieder finden wollẽ/ nachdem er ſich keiner Gefahr mehr zubeſorgẽ hat/ uñ forthin in
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/14>, abgerufen am 29.03.2024.