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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
und höchstbetrübte Sinnen durch deine Trost Reden ergetzet/ da ich sonst wegen verlustes
meines Herkules ohn zweifel untergangen währe/ dessen du bey uns beyden geniessen solt/
weil die Seele in uns ist; dann du nähst Gott/ hast mich ihm erhalten/ und mich mir selbst.
Als Libussa dieses hörete/ fiel sie ihrer vorigen Gewohnheit nach ihr umb den Hals/ küssete
und herzete sie/ neben erinnerung der verlauffenen Dinge; zohe sie nachgehends auff ihre
Schoß/ und legte ihr die Kleinot an sprechend: Ey wie sol meine außerwählte Fürstin ih-
rem Fürsten noch heut so wol gefallen/ dem treflichen Fürsten/ deßgleichen in der Welt nit
lebet/ und ihm deßwegen diese billich vorbehalten ist/ vor deren Schönheit alle andere er-
bleichen/ und sich verkriechen muß. Die Fürstin lachete ihrer/ und sagte: Da höre ich recht
meiner Libussen alte Geige/ auff welcher sie mir in der Jugend (ist noch nicht gar lange)
pflag vorzuspielen; aber du betreugst mich forthin nicht mehr also/ sondern zeug hin nach
Padua und singe der vortreflichsten Fräulen von Rom/ Frl. Sibyllen dieses Liedlein vor.
Fräul. Sibyllen? sagte Libussa/ ja wol Frl. Sibyllen; ich verachte den Mond nicht/ aber
weit gefehlet/ daß er der Sonnen angewinnen solte/ dessen er sich auch nicht unterfähet/
sondern es verlanget ihn vielmehr/ daß dieser ihre unvergleichliche Strahlen ihn anschei-
nen mögen. Du redest etwa aus Irtuhm/ sagte das Fräulein/ in dem du meine Strahlen
nennest/ und Fürst Herkules seine verstehest/ welche diesen Monde/ wie ich erfahren/ recht-
schaffen sollen beschienen haben. Wie verstehe ich daß? fragete Libussa. Wie anders/ sagte
das Fräulein/ als daß Phaebus mit der wunderschönen Sibyllen (Dianen wolte ich sagen)
frisch gebuhlet? Ey ey/ Gn. Fürstin/ antwortete sie/ dieser Eifer hat keinen Grund/ und so
bald sie nur dieses Blut fromme Fräulein sehen wird/ sol sie diesen Verdacht bald aus den
Ermeln auff die Erde schütten. Ich weiß nicht/ antwortete sie/ was geschehen wird/ aber
daß weiß ich wol/ daß sie nicht viel geringer als Braut und Bräutigam gespielet haben/
welches ich meinem Herkules verzeihen muß/ als durch übermässige Schonheit darzu
genöhtiget. Verzeihe es euch Gott/ sagte sie/ daß ihr unschuldigen Leuten solches auffbür-
det/ obs gleich euer Gn. Scherz ist; und redet mir nur weiters nicht ein/ dann Frl. Sibyl-
len Schönheit gleichet der euren noch lange nicht/ welche sich überdaß in dieser Zeit über
die helfte gemehret hat. Nun gewißlich/ sagte die Fürstin/ du weist deines Hoffmeisterin-
Amts dich redlich zugebrauchen/ massen mein liebster Schaz Fürst Herkules selbst/ mich kein-
mahl hat schweigen heissen. Da lieget nichts an/ antwortete Libussa/ ich wil euer Gn. es nit
anhören/ noch zu gute halten/ wann sie ihre eigene Schönheit beschimpfet/ in welche ich
mich dergestalt verliebt habe/ daß wann so viel bewehrter Völker nicht umb uns hielten/
würde ich bald der andere Gobares werden. Die Fürstin und Euphrosyne lacheten der re-
de überlaut/ und fragete diese: Schwester Libussa/ was wolte sie dann mit unser gnädig-
sten Fürstin anfangen/ wann sie diesen köstlichen Raub erhalten hätte. Ey ja/ antwortete
jene; so fähet man die jungen Füchse; daß würde ich so überlaut hersagen; raunete hier-
auff der Fürstin etliche Wort ins Ohr/ und sagte hernach; Gnug von diesem; aber wil
eure Gn. mir auch versprechen/ daß sie hernähst ihrer außbündigen Schönheit keine ver-
achtung mehr zulegen wolle/ die ich rühmen und vertähtigen wil so lange ein warmer Bluts-
tropffe in mir ist/ dann ich gebe mich vor ihrer Durchl. Ritter an. Einen solchen Ritter
müste ich nicht außschlagen/ antwortete die Fürstin; ihr müst mich aber/ Herr Ritter/

nicht
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Fuͤnftes Buch.
und hoͤchſtbetrübte Sinnen durch deine Troſt Reden ergetzet/ da ich ſonſt wegen verluſtes
meines Herkules ohn zweifel untergangen waͤhre/ deſſen du bey uns beyden genieſſen ſolt/
weil die Seele in uns iſt; dann du naͤhſt Gott/ haſt mich ihm erhalten/ uñ mich mir ſelbſt.
Als Libuſſa dieſes hoͤrete/ fiel ſie ihrer vorigen Gewohnheit nach ihr umb den Hals/ kuͤſſete
und herzete ſie/ neben erinnerung der verlauffenen Dinge; zohe ſie nachgehends auff ihre
Schoß/ und legte ihr die Kleinot an ſprechend: Ey wie ſol meine außerwaͤhlte Fuͤrſtin ih-
rem Fuͤrſten noch heut ſo wol gefallen/ dem treflichen Fuͤrſten/ deßgleichen in der Welt nit
lebet/ und ihm deßwegen dieſe billich vorbehalten iſt/ vor deren Schoͤnheit alle andere er-
bleichen/ und ſich verkriechen muß. Die Fuͤrſtin lachete ihrer/ uñ ſagte: Da hoͤre ich recht
meiner Libuſſen alte Geige/ auff welcher ſie mir in der Jugend (iſt noch nicht gar lange)
pflag vorzuſpielen; aber du betreugſt mich forthin nicht mehr alſo/ ſondern zeug hin nach
Padua und ſinge der vortreflichſten Fraͤulen von Rom/ Frl. Sibyllen dieſes Liedlein vor.
Fraͤul. Sibyllen? ſagte Libuſſa/ ja wol Frl. Sibyllen; ich verachte den Mond nicht/ aber
weit gefehlet/ daß er der Sonnen angewinnen ſolte/ deſſen er ſich auch nicht unterfaͤhet/
ſondern es verlanget ihn vielmehr/ daß dieſer ihre unvergleichliche Strahlen ihn anſchei-
nen moͤgen. Du redeſt etwa aus Irtuhm/ ſagte das Fraͤulein/ in dem du meine Strahlen
nenneſt/ und Fuͤrſt Herkules ſeine verſteheſt/ welche dieſen Monde/ wie ich erfahꝛen/ recht-
ſchaffen ſollen beſchienen haben. Wie verſtehe ich daß? fragete Libuſſa. Wie anders/ ſagte
das Fraͤulein/ als daß Phæbus mit der wunderſchoͤnẽ Sibyllen (Dianen wolte ich ſagen)
friſch gebuhlet? Ey ey/ Gn. Fuͤrſtin/ antwortete ſie/ dieſer Eifer hat keinen Grund/ und ſo
bald ſie nur dieſes Blut fromme Fraͤulein ſehen wird/ ſol ſie dieſen Verdacht bald aus den
Ermeln auff die Erde ſchuͤtten. Ich weiß nicht/ antwortete ſie/ was geſchehen wird/ aber
daß weiß ich wol/ daß ſie nicht viel geringer als Braut und Braͤutigam geſpielet haben/
welches ich meinem Herkules verzeihen muß/ als durch uͤbermaͤſſige Schonheit darzu
genoͤhtiget. Verzeihe es euch Gott/ ſagte ſie/ daß ihr unſchuldigen Leuten ſolches auffbuͤr-
det/ obs gleich euer Gn. Scherz iſt; und redet mir nur weiters nicht ein/ dann Frl. Sibyl-
len Schoͤnheit gleichet der euren noch lange nicht/ welche ſich uͤberdaß in dieſer Zeit uͤber
die helfte gemehret hat. Nun gewißlich/ ſagte die Fuͤrſtin/ du weiſt deines Hoffmeiſterin-
Amts dich redlich zugebrauchẽ/ maſſẽ mein liebſter Schaz Fuͤrſt Heꝛkules ſelbſt/ mich kein-
mahl hat ſchweigen heiſſen. Da lieget nichts an/ antwortete Libuſſa/ ich wil euer Gn. es nit
anhoͤren/ noch zu gute halten/ wann ſie ihre eigene Schoͤnheit beſchimpfet/ in welche ich
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wuͤrde ich bald der andere Gobares werden. Die Fuͤrſtin und Euphroſyne lacheten der re-
de uͤberlaut/ und fragete dieſe: Schweſter Libuſſa/ was wolte ſie dann mit unſer gnaͤdig-
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jene; ſo faͤhet man die jungen Fuͤchſe; daß wuͤrde ich ſo uͤberlaut herſagen; raunete hier-
auff der Fuͤrſtin etliche Wort ins Ohr/ und ſagte hernach; Gnug von dieſem; aber wil
eure Gn. mir auch verſprechen/ daß ſie hernaͤhſt ihrer außbuͤndigen Schoͤnheit keine ver-
achtung mehr zulegen wolle/ die ich rühmen uñ vertaͤhtigẽ wil ſo lange ein warmer Bluts-
tropffe in mir iſt/ dann ich gebe mich vor ihrer Durchl. Ritter an. Einen ſolchen Ritter
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/25>, abgerufen am 28.03.2024.