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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
aber beiderseits Eltern wolten durchaus nicht einwilligen/ daß er also/ wie auch Südmeyer
ihre Heyraht volzogen/ und darauf 56 Reuter stark außgingen/ Ehre zusuchen.

Die Römischen Herren von Padua/ kahmen des Tages vor dem Beylager an/ und
wurden nit anders als grosse freie Fürsten empfangen und geehret. Niemand wahr fröli-
cher/ als Arbianes und sein Fräulein/ welche diese Tage über von Herkules und Valisken
sich fleissig in der Christlichen Lehre unterrichten liessen/ und nahm ihre Gesundheit zusehens
zu. Die Großfürstliche Trauung geschahe auff dem Königlichen Saal/ wobey niemand
als Christen (ohn allein Fürst Olaff) geduldet wurden. Dann die vornehmste Böhmische
Herren/ Pribisla/ Krokus/ und andere/ hatte den Glauben begierig angenommen/ wie auch
der alte geträue Wenzesla/ welcher wegen seiner gefliessenen Dienste in den Königlichen
geheimen Raht auffgenommen ward. Die Freude der jungen Eheleute wahr sehr groß/
und hatte König Henrich seinen Ekhard/ neben Friederich und Luther nach Teutschland
geschicket/ 24000 wolgeübete Teutsche Reuter zuwerben/ zu welchen Ladisla 4000 Böh-
men/ Baldrich 4000 Friesen/ und Herkules 2000 Wenden geben wolten/ und solten diese
alle Fürsten Arbianes mit 20 Tonnen Goldes zur Heimsteur mitgegeben werden/ weil er
ohn das die Völker zuwerben befehliget wahr. Des ersten Abends/ bald nach geendigter
Hochzeitlicher Mahlzeit/ trat ein kleiner zierlicher Knabe mit höflicher Ehrerbietung zu
der Großfürstlichen Braut/ und lieferte ihr einen versiegelten Brief mit diesen Worten
ein: Durchleuchtigstes Fräulein; es ist eine fremde Botschaft gleich jezt ankommen/ und
hat dieses Schreiben/ an ihre Durchl. haltend/ mit sich gebracht/ welchen auff Befehl ich
untertähnigst übergeben sollen. Sie nam denselben mit freundlicher Bezeigung an/ und
umb dessen Inhalt zuvernehmen/ trat sie ein wenig zurük/ da inzwischen der Knabe/ allen
unvermerkt/ sich hinweg machte/ und sich nicht mehr sehen ließ. Nach Erbrechung aber
fand sie darinnen wie folget:

Zu Ehren den Hochfürstlichen Hochzeitern/ welche nach ausgestandenem herben Unglük/ des
allerlieblichsten Glückes süsseste Erndte halten und geniessen sollen.

[Spaltenumbruch]
1 DJe so man in Liebes Sachen
Obrist über alles stellt/
Raubet durch ihr süsses Lachen
Odem und Geist aller Welt;
Treibet aller Menschen Sinnen/
Hin/ das Süsse zubeginnen/
Eh' die junge Krafft verfält.
2 Alles was die Lust empfindet/
Eilet zu der Süssigkeit/
Leistet/ eh' es gar verschwindet/
Ihrer Gottheit ohne Streit
Seine Schuld mit gutem Willen/
Alle Wollust zuerfüllen/
Biß hin an die graue Zeit.
[Spaltenumbruch]
3 Einsamkeit wil niemand lieben/
Träue Liebe wählen wir;
Haben Zwene was zu üben/
Ach das sättigt die Begier/
Vielmehr als wir sagen können/
Ob mans gleich uns nicht wil gönnen/
Noch so sucht mans für und für.
4 Wol! so sol die Traur sich legen/
Jaget Angstaus eurer Brust/
Nach dem Sommer kompt der Regen/
Da du Kummers vol seyn must.
Trauren wil uns nicht behagen/
Eh wir uns auff Krücken tragen;
Mein/ so suchet Liebes Lust.

Nach geendeter Verlesung reichete das Fräulein solches Königin Valisken/ welche den
Dänischen Fürsten Olaff in Verdacht zog/ er währe des Hochzeit Liedes Tichter/ wie wol
derselbe sich niemahls darzu gestehen wolte; daher man sich des weitern Nachforschens
enthielt. König Baldrich aber/ welcher mit dieser seiner Frl. Schwester in der Kindlichen

Jugend

Siebendes Buch.
aber beiderſeits Eltern wolten durchaus nicht einwilligen/ daß er alſo/ wie auch Suͤdmeyer
ihre Heyraht volzogen/ und darauf 56 Reuter ſtaꝛk außgingen/ Ehre zuſuchen.

Die Roͤmiſchen Herren von Padua/ kahmen des Tages vor dem Beylager an/ und
wurden nit anders als groſſe freie Fuͤrſten empfangen und geehret. Niemand wahr froͤli-
cher/ als Arbianes und ſein Fraͤulein/ welche dieſe Tage uͤber von Herkules und Valiſken
ſich fleiſſig in der Chriſtlichen Lehre unterꝛichten lieſſen/ und nahm ihꝛe Geſundheit zuſehens
zu. Die Großfuͤrſtliche Trauung geſchahe auff dem Koͤniglichen Saal/ wobey niemand
als Chriſten (ohn allein Fuͤrſt Olaff) geduldet wurden. Dann die vornehmſte Boͤhmiſche
Herren/ Pribiſla/ Krokus/ und andere/ hatte den Glauben begieꝛig angenommen/ wie auch
der alte getraͤue Wenzeſla/ welcher wegen ſeiner geflieſſenen Dienſte in den Koͤniglichen
geheimen Raht auffgenommen ward. Die Freude der jungen Eheleute wahr ſehr groß/
und hatte Koͤnig Henrich ſeinen Ekhard/ neben Friederich und Luther nach Teutſchland
geſchicket/ 24000 wolgeuͤbete Teutſche Reuter zuwerben/ zu welchen Ladiſla 4000 Boͤh-
men/ Baldrich 4000 Frieſen/ und Herkules 2000 Wenden geben wolten/ und ſolten dieſe
alle Fuͤrſten Arbianes mit 20 Tonnen Goldes zur Heimſteur mitgegeben werden/ weil er
ohn das die Voͤlker zuwerben befehliget wahr. Des erſten Abends/ bald nach geendigter
Hochzeitlicher Mahlzeit/ trat ein kleiner zierlicher Knabe mit hoͤflicher Ehrerbietung zu
der Großfuͤrſtlichen Braut/ und lieferte ihr einen verſiegelten Brief mit dieſen Worten
ein: Durchleuchtigſtes Fraͤulein; es iſt eine fremde Botſchaft gleich jezt ankommen/ und
hat dieſes Schreiben/ an ihre Durchl. haltend/ mit ſich gebracht/ welchen auff Befehl ich
untertaͤhnigſt uͤbergeben ſollen. Sie nam denſelben mit freundlicher Bezeigung an/ und
umb deſſen Inhalt zuvernehmen/ trat ſie ein wenig zuruͤk/ da inzwiſchen der Knabe/ allen
unvermerkt/ ſich hinweg machte/ und ſich nicht mehr ſehen ließ. Nach Erbrechung aber
fand ſie darinnen wie folget:

Zu Ehren den Hochfuͤrſtlichen Hochzeitern/ welche nach ausgeſtandenem herben Ungluͤk/ des
allerlieblichſten Gluͤckes ſuͤſſeſte Erndte halten und genieſſen ſollen.

[Spaltenumbruch]
1 DJe ſo man in Liebes Sachen
Obriſt uͤber alles ſtellt/
Raubet durch ihr ſuͤſſes Lachen
Odem und Geiſt aller Welt;
Treibet aller Menſchen Sinnen/
Hin/ das Suͤſſe zubeginnen/
Eh’ die junge Krafft verfaͤlt.
2 Alles was die Luſt empfindet/
Eilet zu der Suͤſſigkeit/
Leiſtet/ eh’ es gar verſchwindet/
Ihrer Gottheit ohne Streit
Seine Schuld mit gutem Willen/
Alle Wolluſt zuerfuͤllen/
Biß hin an die graue Zeit.
[Spaltenumbruch]
3 Einſamkeit wil niemand lieben/
Traͤue Liebe waͤhlen wir;
Haben Zwene was zu uͤben/
Ach das ſaͤttigt die Begier/
Vielmehr als wir ſagen koͤnnen/
Ob mans gleich uns nicht wil goͤnnen/
Noch ſo ſucht mans fuͤr und fuͤr.
4 Wol! ſo ſol die Traur ſich legen/
Jaget Angſtaus eurer Bruſt/
Nach dem Sommer kompt der Regen/
Da du Kummers vol ſeyn muſt.
Trauren wil uns nicht behagen/
Eh wir uns auff Kruͤcken tragen;
Mein/ ſo ſuchet Liebes Luſt.

Nach geendeter Verleſung reichete das Fraͤulein ſolches Koͤnigin Valiſken/ welche den
Daͤniſchen Fuͤrſten Olaff in Verdacht zog/ er waͤhre des Hochzeit Liedes Tichter/ wie wol
derſelbe ſich niemahls darzu geſtehen wolte; daher man ſich des weitern Nachforſchens
enthielt. Koͤnig Baldrich aber/ welcher mit dieſer ſeiner Frl. Schweſter in der Kindlichẽ

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[708/0714] Siebendes Buch. aber beiderſeits Eltern wolten durchaus nicht einwilligen/ daß er alſo/ wie auch Suͤdmeyer ihre Heyraht volzogen/ und darauf 56 Reuter ſtaꝛk außgingen/ Ehre zuſuchen. Die Roͤmiſchen Herren von Padua/ kahmen des Tages vor dem Beylager an/ und wurden nit anders als groſſe freie Fuͤrſten empfangen und geehret. Niemand wahr froͤli- cher/ als Arbianes und ſein Fraͤulein/ welche dieſe Tage uͤber von Herkules und Valiſken ſich fleiſſig in der Chriſtlichen Lehre unterꝛichten lieſſen/ und nahm ihꝛe Geſundheit zuſehens zu. Die Großfuͤrſtliche Trauung geſchahe auff dem Koͤniglichen Saal/ wobey niemand als Chriſten (ohn allein Fuͤrſt Olaff) geduldet wurden. Dann die vornehmſte Boͤhmiſche Herren/ Pribiſla/ Krokus/ und andere/ hatte den Glauben begieꝛig angenommen/ wie auch der alte getraͤue Wenzeſla/ welcher wegen ſeiner geflieſſenen Dienſte in den Koͤniglichen geheimen Raht auffgenommen ward. Die Freude der jungen Eheleute wahr ſehr groß/ und hatte Koͤnig Henrich ſeinen Ekhard/ neben Friederich und Luther nach Teutſchland geſchicket/ 24000 wolgeuͤbete Teutſche Reuter zuwerben/ zu welchen Ladiſla 4000 Boͤh- men/ Baldrich 4000 Frieſen/ und Herkules 2000 Wenden geben wolten/ und ſolten dieſe alle Fuͤrſten Arbianes mit 20 Tonnen Goldes zur Heimſteur mitgegeben werden/ weil er ohn das die Voͤlker zuwerben befehliget wahr. Des erſten Abends/ bald nach geendigter Hochzeitlicher Mahlzeit/ trat ein kleiner zierlicher Knabe mit hoͤflicher Ehrerbietung zu der Großfuͤrſtlichen Braut/ und lieferte ihr einen verſiegelten Brief mit dieſen Worten ein: Durchleuchtigſtes Fraͤulein; es iſt eine fremde Botſchaft gleich jezt ankommen/ und hat dieſes Schreiben/ an ihre Durchl. haltend/ mit ſich gebracht/ welchen auff Befehl ich untertaͤhnigſt uͤbergeben ſollen. Sie nam denſelben mit freundlicher Bezeigung an/ und umb deſſen Inhalt zuvernehmen/ trat ſie ein wenig zuruͤk/ da inzwiſchen der Knabe/ allen unvermerkt/ ſich hinweg machte/ und ſich nicht mehr ſehen ließ. Nach Erbrechung aber fand ſie darinnen wie folget: Zu Ehren den Hochfuͤrſtlichen Hochzeitern/ welche nach ausgeſtandenem herben Ungluͤk/ des allerlieblichſten Gluͤckes ſuͤſſeſte Erndte halten und genieſſen ſollen. 1 DJe ſo man in Liebes Sachen Obriſt uͤber alles ſtellt/ Raubet durch ihr ſuͤſſes Lachen Odem und Geiſt aller Welt; Treibet aller Menſchen Sinnen/ Hin/ das Suͤſſe zubeginnen/ Eh’ die junge Krafft verfaͤlt. 2 Alles was die Luſt empfindet/ Eilet zu der Suͤſſigkeit/ Leiſtet/ eh’ es gar verſchwindet/ Ihrer Gottheit ohne Streit Seine Schuld mit gutem Willen/ Alle Wolluſt zuerfuͤllen/ Biß hin an die graue Zeit. 3 Einſamkeit wil niemand lieben/ Traͤue Liebe waͤhlen wir; Haben Zwene was zu uͤben/ Ach das ſaͤttigt die Begier/ Vielmehr als wir ſagen koͤnnen/ Ob mans gleich uns nicht wil goͤnnen/ Noch ſo ſucht mans fuͤr und fuͤr. 4 Wol! ſo ſol die Traur ſich legen/ Jaget Angſtaus eurer Bruſt/ Nach dem Sommer kompt der Regen/ Da du Kummers vol ſeyn muſt. Trauren wil uns nicht behagen/ Eh wir uns auff Kruͤcken tragen; Mein/ ſo ſuchet Liebes Luſt. Nach geendeter Verleſung reichete das Fraͤulein ſolches Koͤnigin Valiſken/ welche den Daͤniſchen Fuͤrſten Olaff in Verdacht zog/ er waͤhre des Hochzeit Liedes Tichter/ wie wol derſelbe ſich niemahls darzu geſtehen wolte; daher man ſich des weitern Nachforſchens enthielt. Koͤnig Baldrich aber/ welcher mit dieſer ſeiner Frl. Schweſter in der Kindlichẽ Jugend

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/714>, abgerufen am 19.04.2024.