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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Jugend sich nicht allemahl gleiche brüderlich zuvertragen pflegete/ hatte diese Zeit über so
herzliche Liebe ihr zugewendet/ daß ihre Eltern sich darüber höchlich verwunderten; dann
er sahe daß ihre Frömmigkeit ihr von Herzen ging/ welche er sonst an ihr vor eine Heucheley
gehalten hatte. Sein Gemahl Königin Lukrezia/ welche in Tichtung lateinischer Reimen
eine anmuhtige Gnade hatte/ ward diesen Tag von ihm fleissig ersuchet/ seiner Frl. Schwe-
ster zuehren ein Hochzeit Geticht aufzusetzen/ worzu sie dann ganz willig wahr/ es innerhalb
weniger Zeit zu Papier brachte/ und es Königin Valisken/ welche sie bey der Tichtung
antraff/ zuverlesen geben muste; deren es dann so wol gefiel/ daß sie alsbald es in folgende
Teutsche Reimen übersetzete.

[Spaltenumbruch]
1 SO muß noch dannoch Unfals Wuht/
Nicht immer zu die Frommen trillen.
Es heisst nicht stets/ Gut oder Blut/
Nach frevelhaffter Räuber willen.
Die Gottesfurcht muß endlich siegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
2 Ein Fräulein/ deren Frömmigkeit
Und hoher Tugend nichts mag gleichen/
Hat zwar vom herben Unglüks Neid
Sich scharff gnug müssen lassen streichen;
Doch ihre Tugend muste siegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
3 Sie ward geraubt/ und schlim geliebt;
Feur/ Wasser/ Schmach und Hungerbissen
Hat ihren schwachen Geist betrübt/
Sie lag dem Frevelmuht zun Füssen;
Doch ihre Demuht muste siegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
4 Sie must' in Unschuld flüchtig seyn/
Nicht anders als des Unglüks Ballen;
Noch zwang sie sich geduldig ein/
[Spaltenumbruch] Ließ böß- und gutes ihr gefallen.
Des must' auch ihre Tugend siegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
5 Diß Lämlein hatte wol die Bach
Den Raube-Wölffen nie getrübet;
Noch strebten sie ihr grimmig nach/
Gleich wie man leichte Kegel schiebet.
Doch endlich must' ihr' Unschuld siegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
6 So prüfet Gottes Vater Hand/
Die er vor Kinder ihm erwehlet;
Sie müssen manchen harten Stand
Aushalten/ der rechtschaffen quälet/
Und müssen durch Geduld doch siegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
7 Du wunder-frommes Seelchen hast
Gott Lob/ geduldig ausgehalten/
Darumb benimt dich Gott der Last/
Und lässet lauter Gnade walten;
So hastu kräfftig müssen siegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.

Dieses/ als es kurz vor schlaffengehens der G. fürstlichen Braut von Libussen eingehändigt
ward/ wie wol ohn Nennung/ von wannen es kähme/ lase das fromme Fräulein es nicht ohn
Trähnen und echtzen durch/ erholete sich doch bald/ und aus begierde den Tichter zuerkennen/
redete sie Libussen so bewäglich zu/ daß sie ihr alle beide ins Ohr raunete. Weil dann Köni-
gin Valiska ihr zur Seite stund/ bedankete sie sich gegen dieselbe mit so demühtiger Bezei-
gung und Rede/ daß sie derselben die innigsten Liebe Trähnen aus den Augen lockete/ und
sie mit solcher herzlichen Inbrunst sich küssend umbfangen hielten/ daß Herkules durch
freudliche Anmahnung daran ein Ende machen muste. Noch kunte das fromme Fräulein
sich nicht zuruhe geben/ biß sie der ersten Tichterin/ Königin Lukrezien sich auf gleichmässi-
ge Weise dankbahrlich erzeiget hatte. Worauff sie von ihrer Fr. Mutter und Königin Va-
lisken nach Bette ihrem lieben Fürsten zugeführet ward/ da sie sich in züchtiger ehelicher
Liebe zusammen hielten/ und dem aller hösten herzlich danketen/ daß derselbe sie mit Gnaden-
Augen angesehen/ und nach so mannicher Gefahr ihnen den Schein seiner Väterlichen
Hulde so reichlich mitgeteilet hatte.

Ende des Siebenden Buchs.

Des
u u u u iij

Siebendes Buch.
Jugend ſich nicht allemahl gleiche bruͤderlich zuvertragen pflegete/ hatte dieſe Zeit uͤber ſo
herzliche Liebe ihr zugewendet/ daß ihre Eltern ſich daruͤber hoͤchlich verwunderten; dann
er ſahe daß ihre Froͤm̃igkeit ihr von Herzen ging/ welche er ſonſt an ihr vor eine Heucheley
gehalten hatte. Sein Gemahl Koͤnigin Lukrezia/ welche in Tichtung lateiniſcher Reimen
eine anmuhtige Gnade hatte/ ward dieſen Tag von ihm fleiſſig erſuchet/ ſeiner Frl. Schwe-
ſter zuehren ein Hochzeit Geticht aufzuſetzen/ worzu ſie dann ganz willig wahr/ es inneꝛhalb
weniger Zeit zu Papier brachte/ und es Koͤnigin Valiſken/ welche ſie bey der Tichtung
antraff/ zuverleſen geben muſte; deren es dann ſo wol gefiel/ daß ſie alsbald es in folgende
Teutſche Reimen überſetzete.

[Spaltenumbruch]
1 SO muß noch dannoch Unfals Wuht/
Nicht immer zu die Frommen trillen.
Es heiſſt nicht ſtets/ Gut oder Blut/
Nach frevelhaffter Raͤuber willen.
Die Gottesfurcht muß endlich ſiegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
2 Ein Fraͤulein/ deren Froͤmmigkeit
Und hoher Tugend nichts mag gleichen/
Hat zwar vom herben Ungluͤks Neid
Sich ſcharff gnug muͤſſen laſſen ſtreichen;
Doch ihre Tugend muſte ſiegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
3 Sie ward geraubt/ und ſchlim geliebt;
Feur/ Waſſer/ Schmach und Hungerbiſſen
Hat ihren ſchwachen Geiſt betruͤbt/
Sie lag dem Frevelmuht zun Fuͤſſen;
Doch ihre Demuht muſte ſiegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
4 Sie muſt’ in Unſchuld fluͤchtig ſeyn/
Nicht anders als des Ungluͤks Ballen;
Noch zwang ſie ſich geduldig ein/
[Spaltenumbruch] Ließ boͤß- und gutes ihr gefallen.
Des muſt’ auch ihre Tugend ſiegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
5 Diß Laͤmlein hatte wol die Bach
Den Raube-Woͤlffen nie getruͤbet;
Noch ſtrebten ſie ihr grimmig nach/
Gleich wie man leichte Kegel ſchiebet.
Doch endlich muſt’ ihr’ Unſchuld ſiegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
6 So pruͤfet Gottes Vater Hand/
Die er vor Kinder ihm erwehlet;
Sie muͤſſen manchen harten Stand
Aushalten/ der rechtſchaffen quaͤlet/
Und muͤſſen durch Geduld doch ſiegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
7 Du wunder-frommes Seelchen haſt
Gott Lob/ geduldig ausgehalten/
Darumb benimt dich Gott der Laſt/
Und laͤſſet lauter Gnade walten;
So haſtu kraͤfftig muͤſſen ſiegen/
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.

Dieſes/ als es kurz vor ſchlaffengehens der G. fürſtlichen Braut von Libuſſen eingehaͤndigt
ward/ wie wol ohn Nennung/ von wannẽ es kaͤhme/ laſe das fromme Fꝛaͤulein es nicht ohn
Traͤhnen uñ echtzen durch/ erholete ſich doch bald/ und aus begierde den Tichter zuerkeñen/
redete ſie Libuſſen ſo bewaͤglich zu/ daß ſie ihr alle beide ins Ohr raunete. Weil dann Koͤni-
gin Valiſka ihr zur Seite ſtund/ bedankete ſie ſich gegen dieſelbe mit ſo demuͤhtiger Bezei-
gung und Rede/ daß ſie derſelben die innigſten Liebe Traͤhnen aus den Augen lockete/ und
ſie mit ſolcher herzlichen Inbrunſt ſich kuͤſſend umbfangen hielten/ daß Herkules durch
freudliche Anmahnung daran ein Ende machen muſte. Noch kunte das fromme Fraͤulein
ſich nicht zuruhe geben/ biß ſie der erſten Tichterin/ Koͤnigin Lukrezien ſich auf gleichmaͤſſi-
ge Weiſe dankbahrlich erzeiget hatte. Worauff ſie von ihrer Fr. Mutter und Koͤnigin Va-
liſken nach Bette ihrem lieben Fuͤrſten zugefuͤhret ward/ da ſie ſich in zuͤchtiger ehelicher
Liebe zuſammen hielten/ und dem aller hoͤſten herzlich danketẽ/ daß derſelbe ſie mit Gnaden-
Augen angeſehen/ und nach ſo mannicher Gefahr ihnen den Schein ſeiner Vaͤterlichen
Hulde ſo reichlich mitgeteilet hatte.

Ende des Siebenden Buchs.

Des
u u u u iij
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[709/0715] Siebendes Buch. Jugend ſich nicht allemahl gleiche bruͤderlich zuvertragen pflegete/ hatte dieſe Zeit uͤber ſo herzliche Liebe ihr zugewendet/ daß ihre Eltern ſich daruͤber hoͤchlich verwunderten; dann er ſahe daß ihre Froͤm̃igkeit ihr von Herzen ging/ welche er ſonſt an ihr vor eine Heucheley gehalten hatte. Sein Gemahl Koͤnigin Lukrezia/ welche in Tichtung lateiniſcher Reimen eine anmuhtige Gnade hatte/ ward dieſen Tag von ihm fleiſſig erſuchet/ ſeiner Frl. Schwe- ſter zuehren ein Hochzeit Geticht aufzuſetzen/ worzu ſie dann ganz willig wahr/ es inneꝛhalb weniger Zeit zu Papier brachte/ und es Koͤnigin Valiſken/ welche ſie bey der Tichtung antraff/ zuverleſen geben muſte; deren es dann ſo wol gefiel/ daß ſie alsbald es in folgende Teutſche Reimen überſetzete. 1 SO muß noch dannoch Unfals Wuht/ Nicht immer zu die Frommen trillen. Es heiſſt nicht ſtets/ Gut oder Blut/ Nach frevelhaffter Raͤuber willen. Die Gottesfurcht muß endlich ſiegen/ Dann Gottes Wort kan nimmer liegen. 2 Ein Fraͤulein/ deren Froͤmmigkeit Und hoher Tugend nichts mag gleichen/ Hat zwar vom herben Ungluͤks Neid Sich ſcharff gnug muͤſſen laſſen ſtreichen; Doch ihre Tugend muſte ſiegen/ Dann Gottes Wort kan nimmer liegen. 3 Sie ward geraubt/ und ſchlim geliebt; Feur/ Waſſer/ Schmach und Hungerbiſſen Hat ihren ſchwachen Geiſt betruͤbt/ Sie lag dem Frevelmuht zun Fuͤſſen; Doch ihre Demuht muſte ſiegen/ Dann Gottes Wort kan nimmer liegen. 4 Sie muſt’ in Unſchuld fluͤchtig ſeyn/ Nicht anders als des Ungluͤks Ballen; Noch zwang ſie ſich geduldig ein/ Ließ boͤß- und gutes ihr gefallen. Des muſt’ auch ihre Tugend ſiegen/ Dann Gottes Wort kan nimmer liegen. 5 Diß Laͤmlein hatte wol die Bach Den Raube-Woͤlffen nie getruͤbet; Noch ſtrebten ſie ihr grimmig nach/ Gleich wie man leichte Kegel ſchiebet. Doch endlich muſt’ ihr’ Unſchuld ſiegen/ Dann Gottes Wort kan nimmer liegen. 6 So pruͤfet Gottes Vater Hand/ Die er vor Kinder ihm erwehlet; Sie muͤſſen manchen harten Stand Aushalten/ der rechtſchaffen quaͤlet/ Und muͤſſen durch Geduld doch ſiegen/ Dann Gottes Wort kan nimmer liegen. 7 Du wunder-frommes Seelchen haſt Gott Lob/ geduldig ausgehalten/ Darumb benimt dich Gott der Laſt/ Und laͤſſet lauter Gnade walten; So haſtu kraͤfftig muͤſſen ſiegen/ Dann Gottes Wort kan nimmer liegen. Dieſes/ als es kurz vor ſchlaffengehens der G. fürſtlichen Braut von Libuſſen eingehaͤndigt ward/ wie wol ohn Nennung/ von wannẽ es kaͤhme/ laſe das fromme Fꝛaͤulein es nicht ohn Traͤhnen uñ echtzen durch/ erholete ſich doch bald/ und aus begierde den Tichter zuerkeñen/ redete ſie Libuſſen ſo bewaͤglich zu/ daß ſie ihr alle beide ins Ohr raunete. Weil dann Koͤni- gin Valiſka ihr zur Seite ſtund/ bedankete ſie ſich gegen dieſelbe mit ſo demuͤhtiger Bezei- gung und Rede/ daß ſie derſelben die innigſten Liebe Traͤhnen aus den Augen lockete/ und ſie mit ſolcher herzlichen Inbrunſt ſich kuͤſſend umbfangen hielten/ daß Herkules durch freudliche Anmahnung daran ein Ende machen muſte. Noch kunte das fromme Fraͤulein ſich nicht zuruhe geben/ biß ſie der erſten Tichterin/ Koͤnigin Lukrezien ſich auf gleichmaͤſſi- ge Weiſe dankbahrlich erzeiget hatte. Worauff ſie von ihrer Fr. Mutter und Koͤnigin Va- liſken nach Bette ihrem lieben Fuͤrſten zugefuͤhret ward/ da ſie ſich in zuͤchtiger ehelicher Liebe zuſammen hielten/ und dem aller hoͤſten herzlich danketẽ/ daß derſelbe ſie mit Gnaden- Augen angeſehen/ und nach ſo mannicher Gefahr ihnen den Schein ſeiner Vaͤterlichen Hulde ſo reichlich mitgeteilet hatte. Ende des Siebenden Buchs. Des u u u u iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/715>, abgerufen am 29.03.2024.